Krisenstab und Pandemieplan: Unternehmen aus Region rüsten sich für Coronavirus

29.2.2020, 15:00 Uhr
Desinfektionsmittel sind einer der Pfeiler, mit dem Unternehmen ihre Mitarbeiter schützen.

© Liu Chan/Xinhua/dpa Desinfektionsmittel sind einer der Pfeiler, mit dem Unternehmen ihre Mitarbeiter schützen.

Mit Viren kennen sie sich bei der Datev eigentlich aus. Dass vor dem Coronavirus aber keine Firewall, kein noch so aktuelles Antivirenprogramm schützt, wissen sie beim Nürnberger IT-Dienstleister natürlich auch – und reagieren. "Wir sind vorbereitet. Es gibt einen Pandemieplan mit verschiedenen Eskalationsstufen", erklärt Datev-Sprecherin Sarah Benecke.

Mit dem ersten bestätigten Coronavirusfall in Mittelfranken ist die Krankheit offiziell in der Region angekommen. Das verschärft auch das Lagebild bei den hiesigen Unternehmen noch einmal. "Ein Thema, über das auch die Mitarbeiter auf den Gängen viel sprechen, ist es auf jeden Fall", sagt Benecke.

Zusätzliche Desinfektionsspender hat die Datev an ihren Standorten bereits aufgestellt, auch im Intranet werde ständig über Vorsorgemaßnahmen informiert, die Betriebsärztin stehe für Fragen zur Verfügung. "In vielen Abteilungen gibt es auch die Möglichkeit, Home Office zu machen."


Coronavirus in Franken: Was wir wissen - und was nicht


Beim Kfz–Zulieferer Schaeffler ist es ein Krisenstab, der sich regelmäßig trifft und über notwendige Maßnahmen berate. Dabei stehe die Gesundheit der Mitarbeiter im Fokus, versichern die Herzogenauracher.

Siemens vermeidet Geschäftsreisen

Schwerpunkt der Arbeit sei derzeit aber China. Schaeffler betreibt dort acht Werke und in der besonders stark vom Virus betroffenen Millionenstadt Wuhan einen Logistikstandort. "Mit Zustimmung der lokalen Behörden gab es in den Werken eine Art Notdienst, um insbesondere nötige Wartungsarbeiten durchführen zu können, aber auch um besonders dringende Aufträge soweit möglich abzuarbeiten", so ein Schaeffler-Sprecher. Zum Glück seien bislang noch keine Mitarbeiter am Virus erkrankt.

"Wir beobachten die Lage sehr genau und informieren die Mitarbeiter über den neuesten Stand", betont auch ein Sprecher von Siemens, dem mit Abstand größten industriellen Arbeitgeber der Region. Geschäftsreisen würden zudem nach Möglichkeit vermieden. "Das hat auch schon zu Einschränkungen geführt", so Lott.


Erster Nürnberger mit Coronavirus infiziert


Komme doch einmal ein Mitarbeiter von einer Reise aus einem gefährdeten Gebiet zurück, soll er zunächst mit seinem Chef Kontakt aufnehmen und dann mit dem Hausarzt – "um so sicherzustellen, dass keine Ansteckung vorliegt".

Und wie umgehen mit Mitarbeitern, die sich bei der täglichen Arbeit vor einer Infektion fürchten – etwa, weil sie bei der Sparkasse Nürnberg am Schalter stehen? "So etwas besprechen wir dann im Team und finden eine Lösung", erklärt Sparkassen-Sprecherin Tina Koller das Prozedere. "Jeder kann seine Sorge kundtun. Und wir nehmen das ernst." Daneben hat die Sparkasse wie die Datev einen Pandemieplan für den Notfall vorbereitet. "Dazu sagen wir aber nicht mehr, um keine unnötigen Ängste zu schüren."

Für reichlich zusätzliche Arbeit sorgen die Coronavirus-Fälle auch in den Zentralen der Sportartikel-Hersteller Adidas und Puma. Noch stärker als andere Unternehmen sind sie von der Fertigung in Asien abhängig, wo sie nicht zuletzt aus Kostengründen den Großteil ihres Sortiments produzieren lassen. Dazu ist speziell China für beide fränkische Marken mittlerweile selbst ein wichtiger Absatzmarkt geworden.


Coronafall in Erlangen: Kontaktpersonen des Infizierten ermittelt


Adidas arbeite eng mit den chinesischen Behörden zusammen, um die Epidemie einzudämmen. Angesichts der "sich täglich verändernden Lage" lasse sich das ganze Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen momentan nicht abschätzen. Dass das Coronavirus Spuren in der Bilanz hinterlassen wird, ist jedoch klar. Allein schon, weil auch zahlreiche Adidas-Stores in chinesischen Städten zwischenzeitlich geschlossen waren.

Ein Schicksal, dass man mit Rivale Puma teilt. "Mehr als die Hälfte unserer Geschäfte ist auf Anfrage der örtlichen Behörden derzeit geschlossen", erklärt ein Puma-Sprecher. Doch es gebe auch gute Nachrichten: Die meisten Fabriken seien wieder in Betrieb und auch die Häfen hätten wieder geöffnet – wichtig für die Logistik.

Verwandte Themen