Nach Insolvenz: Wöhrl will für Air Berlin bieten

17.8.2017, 20:53 Uhr
Nach Insolvenz: Wöhrl will für Air Berlin bieten

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Hans Rudolf Wöhrl kennt sich aus in der Luftfahrt. Er gründete den Nürnberger Flugdienst, kurz NFD, rettete die Deutsche BA und LTU zumindest zwischenzeitlich spektakulär. Jetzt feilt der fränkische Unternehmer an einem neuen Coup: Gemeinsam mit anderen Investoren plant Wöhrl ein Angebot für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin.

Lufthansa hat bereits Interesse an Teilen Air Berlins angemeldet. Der deutsche Marktführer will sich offenbar aus der Insolvenzmasse die Mehrheit der Flugzeuge sichern. Bis zu 90 der insgesamt 144 Jets sind im Gespräch. Weil die Verhandlungen mit Lufthansa weit fortgeschritten scheinen, gelten Wöhrls Aussichten als nicht sonderlich groß. Doch der Nürnberger Unternehmer plant die Airline komplett zu übernehmen. "Air Berlin ist viel zu schade, um sie untergehen zu lassen", zitiert das Wirtschaftsmagazin Capital aus Wöhrls engstem Umfeld.

Wer steckt hinter Wöhrls Investoren-Team?

Bislang gibt es kein schriftlich fixiertes Angebot. Auch, weil man "ernsthafte Sorge hatte, dass durch die Ausfallsbürgschaft der Bundesrepublik bewusst eine Monopolstruktur gefördert wird, bei der Angebote von Investoren von vorneherein abgeblockt werden", erklärt Sandra Pabst den Nürnberger Nachrichten. Sie ist Mitgeschäftsführerin in Wöhrls Vermögensverwaltungsgesellschaft Intro.

Wer sich hinter dem möglichen Bieterkonsortium verbirgt, ist derzeit noch unklar. Es handle sich jedoch vornehmlich um Finanzinvestoren und zu einem kleineren Teil um strategische Investoren aus der Branche, berichtet Capital - nennt dabei aber keine Quelle.

Berührungspunkte zwischen Hans Rudolf Wöhrl und Air Berlin gab es in der Vergangenheit gleich mehrfach. 2006 verkaufte er seine Deutsche BA an die Berliner, nur ein Jahr später fädelte der Nürnberger Unternehmer auch den Verkauf der zwischenzeitlich sanierten LTU ein.

Schon vor Jahren habe Intro Interesse einer mehrheitlichen Beteiligung an der Air-Berlin-Gruppe bekundet, sagt Sandra Pabst. "Dieses Interesse besteht auch heute noch." Für den Standort Nürnberg wäre ein Einstieg Wöhrls eine gute Nachricht. Hier "würde Air Berlin in der bisherigen Form weiterhin erhalten bleiben", sagt Pabst.

Air Berlin, die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands, hatte am Dienstag Insolvenz beantragt. Zuvor entzog Etihad dem Konzern die finanzielle Unterstützung. Über einen Kredit des Bundes ist der Flugbetrieb noch für etwa drei weitere Monate gesichert. Neben der Lufthansa sollen laut übereinstimmenden Medienberichten auch Easyjet und Tuifly Interesse bekundet haben.

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