Riesiger Werbemarkt: E-Sport-Szene trifft sich in Nürnberg

23.10.2019, 11:39 Uhr
Riesiger Werbemarkt: E-Sport-Szene trifft sich in Nürnberg

© Christoph Soeder/dpa

Vor dem Zocken wurde erst mal geschwitzt: PC-Türme und kiloschwere Monitore aus dem Kofferraum wuchten, Kabelsalat entwirren. Dann Maus, Tastatur und Kopfhörer anschließen, mitgebrachte Chips, Cola und Energy Drinks griffbereit verstauen. Erst danach ging der Spaß los – wenn denn die Verbindung funktionierte. Ende der 1990er Jahre war das vor allem für junge Männer ein häufiges Ritual.


Die Gamer kommen: eSport-Szene in Nürnberg wächst


Auf LAN-Partys traf man sich mit anderen Computerspiele-Fans, um die ganze Nacht durchzuballern. Es gab natürlich auch harmlosere Games, aber sogenannte Ego-Shooter wie "Counter-Strike" waren zweifellos der Standard. Man spielte im kleinen Kreis, zu Hause im Keller. Oder in großen Hallen mit Tausenden anderen.

Die Stars der Szene machen Millionen

Darüber können heutige Gamer nur müde lächeln. Aus den privaten Treffen sind dank extrem schneller Drahtlos-Internetverbindungen riesige Events geworden. Wenn die Stars der Szene am PC oder an der Konsole gegeneinander antreten, füllen sie nicht nur die größten Sportarenen, sondern werden weltweit von Millionen Zuschauern live dabei beobachtet. Wer bei den wichtigen Turnieren siegt, ist auf einen Schlag Millionär.


eSport erobert Fürth


Immer mehr Länder erkennen das Online-Zocken unter dem Begriff E-Sport als Sport an. Vermarktungstechnisch hat die Gaming-Branche etlichen Sportarten ohnehin den Rang abgelaufen. Ein Grund: Gerade Jugendliche und junge Erwachsene, die kaum noch klassisches Fernsehen schauen, können hier als Werbezielgruppe ins Visier genommen werden. So lässt sich auch erklären, warum selbst Sportunternehmen wie der 1. FC Nürnberg mittlerweile Online-Profis unter Vertrag nehmen. In Nürnberg sind es beispielsweise Daniel "Bubu" Butenko und Serhat "Serhatinhoo01" Öztürk. Beide sind Fußballspezialisten an der Konsole Sony-Playstation 4.

Der FCN mischt bereits kräftig mit

Doch was genau verspricht sich der FCN davon, im E-Sport-Geschäft mitzumischen? "Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dem Engagement vor allem die der digitalen Generation angehörenden jungen Fans ansprechen und zugleich Werbepartner von der Attraktivität und dem Potenzial von E-Sport überzeugen können", erklärt Sebastian Seifert, der beim Club als Leiter Merchandising und Vertriebsmarketing fürs Digitale zuständig ist, auf der Internetseite des FCN.

Junge Leute sollen also zu treuen Fans und ihre Markenbindung zu Geld gemacht werden. So wie früher durch Ticketverkäufe, Trikots oder Schals im Fan-Club. Nun eben im Netz. Wie Unternehmen ins Geschäft einsteigen können, ist Thema der Kicker-Convention, die das Sportmagazin aus Nürnberg mit der Nürnberg-Messe veranstaltet. Es ist eine Premiere, bei der auch Sebastian Seifert auf dem Podium sitzen wird. In den Vorträgen geht es dabei letztlich immer um die Frage: Wie können Unternehmen über E-Sport ihre Zielgruppe mit ihrer Werbung erreichen?

Keine Nische mehr

Eine, die diese Frage auf der Kicker-Konvention beantworten will, ist Sumi Chumpuree-Reyntjes. Sie ist Verkaufschefin von Twitch Interactive Germany. Twitch ist eine aus den USA stammende Streaming-Plattform, über die weltweit Live-Übertragungen von Spielen verfolgt werden. Dem nicht so E-Sport-affinen Publikum ist Twitch wohl erst seit kurzem ein Begriff – durch die allem Anschein nach rechtsextrem motivierte Terrortat von Halle. Der mutmaßliche Täter lud ein Live-Video seiner Helmkamera auf die Plattform hoch.

Meistens geht es auf Twitch aber um virtuelle Spiele – und das schon seit Jahren: Bereits 2014 hatte Amazon das Unternehmen für fast eine Milliarde US-Dollar gekauft. Eine Nische ist E-Sport und das zugehörige Business also schon seit geraumer Zeit nicht mehr. "E-Sport ist der Sport der digitalen Generation", heißt es im Programm. Passend, dass mit Michael Schirp auch ein Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes in Nürnberg auf der Bühne sitzen wird.

Die Kicker-Convention findet am Donnerstag, 7. November, ab 9 Uhr im Messezentrum Nürnberg statt. Tickets kosten 490 Euro plus Mehrwertsteuer. Unter www.kicker-convention.de gibt es Infos zum Programm.

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