Schnelles Internet: Zündet jetzt auch Bayern den Turbo?

8.12.2020, 15:58 Uhr
Zum Greifen nah: Glasfaserkabel sollen bis 2030 direkt in alle Haushalte verlegt werden. Der Ausbau des Breitbandnetzes geht aktuell schneller voran als erwartet. In Nürnberg soll eine Offensive im Frühling 2021 beginnen.

© Daniel Reinhardt Zum Greifen nah: Glasfaserkabel sollen bis 2030 direkt in alle Haushalte verlegt werden. Der Ausbau des Breitbandnetzes geht aktuell schneller voran als erwartet. In Nürnberg soll eine Offensive im Frühling 2021 beginnen.

Es geht voran, aber nicht überall: Die größten regionalen Unterschiede beim Ausbau von schnellen Internet-Verbindungen bestehen allem zwischen Städten und ländlichen Gegenden. Das geht aus einer Erhebung einer Beratungsfirma im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums hervor.

Insgesamt hatten demnach Mitte des Jahres 55,9 Prozent der Haushalte in Deutschland sehr schnelles Festnetz-Internet. In Hamburg lag der Anteil bei 95,8 Prozent, in Bremen bei 95,5 Prozent und in Berlin bei 92,1 Prozent – in Brandenburg dagegen bei nur 22,1 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 12,0 Prozent.

Bayern liegt mit 56,3 Prozent der Haushalte nur leicht über dem bundesweiten Durchschnitt, Baden-Württemberg liegt mit 55,0 Prozent knapp darunter.

Nachholbedarf auf dem Land und in Schulen

74,6 Prozent der Haushalte in Städten hatten ein Gigabit-Netz – aber nur 16,7 Prozent in ländlichen Gegenden. Auch bei Schulen gibt es Nachholbedarf: 86,1 Prozent aller Schulen haben zwar mit Stand Mitte 2020 einen Anschluss von mindestens 50 Mbit pro Sekunde – aber nur 34,9 Prozent einen Gigabit-Anschluss.


In Nürnberg wird der Ausbau im Frühling 2021 beschleunigt


Bundesminister Andreas Scheuer (CSU), der auch für digitale Infrastruktur zuständig ist, betonte die Fortschritte. „Mitte 2020 hatten mehr als 23 Millionen Haushalte Zugang zu Gigabit-Internet. Das ist ein Plus von neun Millionen Haushalten in nur einem Jahr. Mehr als 11 Milliarden Euro stehen für den Ausbau der Netze zur Verfügung.“

Mit der kommenden sogenannten Graue-Flecken-Förderung könnten erstmals bundesweit auch solche Anschlüsse ins Gigabitnetz gebracht werden, die bereits mit bis zu 99,9 Mbit/s versorgt seien. Ab 2023 seien dann alle Anschlüsse förderbar, die bis dahin nicht das Download-Tempo von einem Gigabit pro Sekunde erreicht haben.

Flächendeckender Ausbau bis 2025 geplant

Scheuer sagte weiter: „Angesichts der hohen Dynamik beim Ausbau gehe ich davon aus, dass wir unserem Ziel flächendeckender Gigabitnetze bis 2025 wesentlich näher kommen werden, als so einige kritische Stimmen bislang annehmen.“ CDU, CSU und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel vereinbart, den flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen bis 2025 zu erreichen.


So unterschiedlich ist die Internetgeschwindigkeit in Deutschland


Mitte des Jahres 2020 hatten in ganz Deutschland 93,3 Prozent der Haushalte einen Anschluss, der mindestens 50 Mbit pro Sekunde bietet. Während das aber in Hamburg 98,4 Prozent aller Haushalte haben, liegt der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern bei lediglich 77,8 Prozent.

Auch beim Mobilfunk wird der Zeitplan übertroffen

Beim Mobilfunk zeichnet nun ein zügiger Ausbau der Infrastruktur für das schnelle 5G-Netz ab. Inzwischen können zwei Drittel der Bevölkerung den Mobilfunk der fünften Generation im Netz der Telekom nutzen. „Wir sind viel, viel schneller unterwegs mit 5G, als dass wir das ursprünglich angekündigt haben“, sagte Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, auf einem online veranstalteten Netzetag.

Zuvor hatte bereits der Telekom-Wettbewerber Vodafone sein Ausbauziel für Ende 2020 erhöht. Im Netz der Telekom funken inzwischen 45000 Antennen auf 5G, bei Vodafone sind es rund 10000. Die Telekom peilt für Ende 2021 an, dass 80 Prozent der Bevölkerung mit 5G versorgt sind. 2025 soll der 5G-Ausbau mit einer quasi flächendeckenden Versorgung von 99 Prozent abgeschlossen sein.

Glasfaser soll bis ins Haus kommen

Beim Breitband-Ausbau in Deutschland setzt die Telekom parallel zu 5G auch auf Glasfaserleitungen. Bislang wurden damit vor allem die Verteilerkästen auf den Fußgängerwegen versorgt. Bei der „letzten Meile“ zum Kunden setzte die Telekom bislang aber vor allem auf VDSL-Technik, die über die herkömmlichen Telefondrähte läuft und keine Geschwindigkeiten von einem Gigabit pro Sekunde oder mehr ermöglicht. Was oft kritisiert wurde.

Künftig sollen die Glasfaseranschlüsse häufiger bis in die Wohnung oder ins Büro reichen, bis 2030 soll dies für alle Haushalte gelten.

Keine Kommentare