"Marie Curie": Zwischen Liebe und Wissenschaft

1.12.2016, 08:00 Uhr

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Verfilmungswürdig ist eigentlich das ganze Leben der Wissenschaftlerin, die 1867 in Warschau geboren wurde und mit Mitte 20 als Ausländerin das Physikexamen in Frankreich als Jahrgangsbeste abschloss. Doch Marie Noëlle konzentriert sich auf die dramaturgisch sicherlich ergiebigste Zeit zwischen den beiden Nobelpreisen. Den ersten erhielt Curie 1903 für Physik zusammen mit ihrem Mann Pierre und Henri Becquerel für die Entdeckung radioaktiver Elemente, den zweiten 1911 für Chemie.

Die Regisseurin, selbst eine erklärte Verehrerin Marie Curies, hat gründlich recherchiert und dabei den privaten Aspekten im Leben ihrer legendären Protagonistin viel Aufmerksamkeit gewidmet. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen. Im Gegenteil. Wenn in den Anfangsszenen zu sehen ist, wie die Wissenschaftlerin bis unmittelbar vor der Geburt ihrer ersten Tochter an der Seite ihres Mannes im windigen Labor arbeitet, sind grundlegende Dinge gleich gesetzt: die Leidenschaft, mit der Marie Curie (sehr überzeugend und facettenreich: Karolina Gruszka) ihrem Beruf nachgeht, der einvernehmliche Forscher-Drang, der das Wissenschaftler-Paar antreibt, und die Liebe zueinander. Der Erfolg ihrer Radium-Experimente gegen Krebs und die Freiheit des Geistes sind wichtiger als Ruhm und Geld. "Wahrscheinlich würden wir verblöden, wenn wir nicht mehr wie die Wilden leben könnten", sagt Monsieur Curie einmal.

Um so größer ist die Fallhöhe, als er durch einen Unfall ums Leben kommt und Marie sich als Frau in der von konservativen, bärtigen Männern dominierten Welt der Wissenschaften behaupten muss. Als ehrgeizige, selbstbewusste Person schafft sie es (und wird so mindestens für das weibliche Kino-Publikum zur Identifikationsfigur). Als sie aber eine Affäre mit ihrem verheirateten Kollegen Paul Langevin beginnt, wittern die Hüter der damaligen Verhältnisse Morgenluft...

Einige wenige überflüssige und plakativ auf Emotion getrimmte Bilder hat Regisseurin Noëlle bis dahin schon eingebaut. Doch ab dieser Wendung kippt das aufschlussreiche, wenn auch konventionell gemachte Drama für längere Zeit in die gefühlige Romanze. Klar, die Filmemacherin will zeigen, dass ihre für die Wissenschaft brennende Heldin auch eine sinnliche Seite hatte. So manche bedeutungsschwangere Szene hätte es dafür aber nicht gebraucht. (PL/D/100 Min.)

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