"Zweite Chance": Eine Tat mit fatalen Konsequenzen

14.5.2015, 13:09 Uhr

© Foto: Ascot

Es beginnt schockierend: Die Polizisten Andreas („Game of Thrones“- Star Nikolaj Coster-Waldau) und Simon (Ulrich Thomsen) entdecken in der Wohnung des heruntergekommenen Junkie-Pärchens Tristan (Nikolaj Lie Kaas) und Sanne (May Andersen) ein völlig verwahrlostes Baby. „Der Kleine lag da in seiner eigenen Scheiße und Pisse“, bemerkt Andreas später mit leider sehr treffender Drastik. Bald wird ersichtlich, dass uns der Film, zumindest scheinbar, in eine Welt der Kontraste entführt. Andreas und seine Frau Anna (Maria Bonnevie) haben ebenfalls ein Baby. In ihrem Haus ist alles sauber und aufgeräumt. Auch wenn sie das nächtliche Kindergeschrei oft anstrengt: Sie scheinen das vorbildliche Gegenstück zu Tristan und Sanne darzustellen. Doch ausgerechnet das Baby dieses vermeintlichen bürgerlichen Musterpärchens stirbt eines Tages ohne ersichtlichen Grund.

Anna droht daran zu zerbrechen. Und Andreas kommt auf die fatale Idee, die Leiche seines Kindes mit dem Baby des Junkie-Pärchens auszutauschen. Damit begeht er zwar ein Verbrechen, das aber offenbar nur positive Konsequenzen haben kann. Ein Kind wird aus totaler Verwahrlosung gerettet und Annas übermächtige Trauer könnte womöglich gelindert werden. Ein Trugschluss, ihre seelischen Qualen werden immer massiver. Es kommt zur Katastrophe.

Mit einigen Wendungen schrammt die Geschichte zwar scharf die Grenze zur unglaubwürdigen Kolportage. Doch dank ihrer konzentrierten Regie gelingt es Susanne Bier, dem Stoff eine berührende Intensität zu verleihen. „Zweite Chance“ überzeugt als vielschichtiges Drama über eine Tat mit überraschend fatalen Konsequenzen. Leider ist das Ende des Films, möglicherweise aus kommerziellen Erwägungen, arg gefällig geraten. Dadurch wird dem Streifen viel von seiner vorherigen emotionalen Wucht genommen. (DK/S/98 Min.; Cinecittà, Metropolis, Nbg.; Manhattan, Erl.)

 

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