Petition: Hauptmarkt als Zentrum lebendiger Altstadt erhalten

18.8.2015, 14:14 Uhr
Gibt es zu viele Events auf dem Nürnberger Hauptmarkt? Das behaupten zumindest mehrere Bürgerverbände und wenden sich an OB Maly. Allerdings formiert sich gegen ihre Forderung nun Widerstand.

© Horst Linke Gibt es zu viele Events auf dem Nürnberger Hauptmarkt? Das behaupten zumindest mehrere Bürgerverbände und wenden sich an OB Maly. Allerdings formiert sich gegen ihre Forderung nun Widerstand.

"Wir, die Unterzeichner, bitten Sie darum, den Hauptmarkt als abwechslungsreiches Veranstaltungszentrum unserer schönen Stadt zu erhalten, bzw. zukünftig noch stärker darauf hinzuwirken, dass der Hauptmarkt für verschiedenste Veranstaltungen kultureller, musikalischer, sportlicher oder in einer anderen Weise unterhaltsamer Ausrichtung genutzt werden kann."

Die Kritik diverser "Bürgerverbände" sei nicht nachvollziehbar, sagt Langenbach, Kreativdirektor einer Nürnberger Werbeagentur. Er hatte die Petition am Dienstagmorgen gestartet, nachdem er von der Erklärung der neun Vereine und Verbände gelesen hatte. "Da habe ich mir gedacht, das ist jetzt der Moment, wo ich es mit einer Petition probiere", erklärt er. "Das ist sonst nicht meine Art, aber es gibt viele in Nürnberg, die das genauso sehen."

In der Petition heißt es: "Der Hauptmarkt ist das Zentrum unserer Stadt. Hier kommen Tag für Tag Touristen aus aller Welt an. Hier sollen gerade Auswärtige sehen, wie Nürnberg wirklich ist." Nürnberg sei viel mehr als eine historischer Altstadt.

"Das ist jetzt kein Kampf gegen die Altstadtfreunde", betont Langenbach. Sie hätten viel Gutes getan für Nürnberg, aber sie machten eben auch Politik und viel Lobbyarbeit.

Langenbach: "Wir waren doch auf einem guten Weg in der Stadt." Er meint die Beachvolleyball-Veranstaltungen oder die Leichtathletik-Meisterschaft, aber auch den District Ride der Mountainbiker. "Warum also sollten wir das jüngere, sportliche Leben aus unserer Altstadt verbannen? Gerade Events wie der District Ride haben große internationale Wirkung (und Medienpräsenz) - und verbinden Altes und Neues doch auf überaus spannende Weise", heißt es in der Petition.

Wirtschaftsreferent leistet Schützenhilfe

Schützenhilfe bekommt Langenbach von Nürnbergs Wirtschaftsreferenten Michael Fraas (CSU). Er reagiert auch auf die Erklärung der neun Verbände und Bürgervereine aus der Altstadt. "Der Wochenmarkt auf dem Hauptmarkt wird durch die diversen Events weder zerstört, noch steht sein Ende bevor", hebt er hervor. Im Gegenteil: Innerhalb von drei Jahren konnte die Zahl der Markthändler von 39 auf 50 gesteigert werden.

Die Zahl der Events auf dem Hauptmarkt sei auch nicht gestiegen, wie oft behauptet, so Fraas. Vielmehr sei sie gesunken: 2014 waren es 19, heuer sind es 12. Genauso verhalte es sich mit der Zahl der Tage, an denen der Wochenmarkt in die Fußgängerzone verlegt werden musste. 2014 seien es 196 Tage gewesen, heuer seien es 149. Dabei seien vor allem die Spezialmärkte wie Oster-, Herbst- und Christkindlesmarkt ausschlaggebend, nicht irgendwelche Events.

Fraas outet sich auch als Fan des Volleyball-Turniers. Doch sei eben in der Referentenrunde beschlossen worden, dass es 2016 auf einem anderen Platz stattfinden solle. "Die Tatsache, dass es bei dem Turnier Werbung oder Imbissbuden gibt, ist nicht das Problem - denn Werbung und Imbissbuden gibt es auch bei städtischen Veranstaltungen wie dem Bardentreffen."

Philipp Langenbach stellt klar, dass es ihm bei seiner Aktion nicht darum geht, jeden Tag "Party auf dem Hauptmarkt" zu machen. Es gebe ausreichend Tage auch für den grünen Markt. Was er nicht nachvollziehen kann, ist das Argument, das Maly und auch die Initiatoren verwenden: zu viel Werbung.

"Ohne Werbung sind solche Veranstaltungen nicht finanzierbar", so der Agentur-Kreativdirektor. "Dafür müssen die Besucher auch keinen Eintritt zahlen." Nürnberg sei, lautet ein Satz in der Petition, ein "Symbol für Vielfalt, Menschlichkeit und Gemeinschaft". Dazu gehören für Langenbach auch die Veranstaltungen auf dem Hauptmarkt.

Kritik an Erklärung der Verbände

"Warum soll jugendliches Flair vom Hauptmarkt verbannt werden?", fragt auch Sportbürgermeister Klemens Gsell. Die Resolution der Kritiker der Hauptmarktnutzung durch Sportveranstaltung sei entlarvend, findet er. "Es geht nicht um Qualität oder Vielfalt, es geht um Intoleranz gegenüber jungen Veranstaltungsformen und Sport an prominenter Stelle."

Gsell kritisiert die Erklärung der Verbände. Darin heiße es: „Für Sport, Spiel und jugendliches Flair gibt es innerhalb und außerhalb der Altstadt noch erhebliche Entwicklungspotentiale…“ und man habe nichts gegen die Klassiker am Hauptmarkt.

Gsell: „Vergleicht man die Klassiker am Hauptmarkt mit den Sportevents, dann gilt für diese auch: Auslagerung des grünen Markts, sie verfolgen, wie der Christkindlesmarkt oder das Altstadtfest, auch kommerzielle Interessen, und sie betreiben ebenfalls Werbung. Zudem seien auch sie mit Lärm am Sonntag verbunden. Dazu seien optische Qualitäten mancher Klassiker „stark überarbeitungsbedürftig“.

Setze man gleiche Maßstäbe an, sei die Kritik an der Leichtathletik- und der Volleyball-Veranstaltungen nicht haltbar. Im Kern gehe es um die Frage: Müsse sich der Sport aus der Zentralstadt hinauswerfen lassen?

"Ich finde die Kritik an Veranstaltungen für jüngere Besucher und Sport unangebracht", so Gsell, "und aus den Formulierungen der Resolution spricht eindeutig Intoleranz gegenüber anderen als den selbst gewünschten Veranstaltungsformen." Eine Großstadt wie Nürnberg sollte aber auch so tolerant sein und Sportveranstaltungen auf dem zentralen Platz zuzulassen! "Ich will jedenfalls nicht wieder für Nürnberg den Titel 'langweiligste Großstadt'".

 

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