Chlor im Untergrund: FBIS wittert Umweltskandal

15.10.2014, 09:23 Uhr

Die dortige Bürgerinitiative FBIS sieht in einer Pressemitteilung Hinweise für einen „Umwelt- und Altlastenskandal“. Stadtbaurat Ricus Kerkhoff weist das zurück.

„Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Seckendorf- und Neidelstraße musste nach unseren Informationen der komplette Aushub, obwohl nach Aussage der Stadt umfangreiche Untersuchungen im Vorfeld durchgeführt wurden, die kein negatives Ergebnis erbrachten, jetzt plötzlich als Sondermüll teuer entsorgt werden“, schreibt Dieter Heinl, der Sprecher der FBIS. Deshalb spreche „eine Menge dafür“, dass bei der Voruntersuchung oder bei der Lagerung des Aushubs Fehler gemacht worden seien.

In einer „geheimen Stadtratsabstimmung“ sei beschlossen worden, dass die Anwohner die Mehrkosten von rund 60 000 Euro zu tragen hätten. „Dies halten wir für einen Skandal.“ Darüber hinaus bestehe der Verdacht, dass sich in ganz Schwabach hochbelastete Schlacke im Untergrund befinde. Die FBIS fordert von der Stadt Aufklärung.

Stadtbaurat Ricus Kerkhoff hat der FBIS auf deren Anfrage bereits geantwortet. Darin und auch auf Nachfrage des Tagblatts bestätigte Kerkhoff, dass das Aushubmaterial zunächst wiederverwertet werden sollte. Zu Beginn der Erdarbeiten habe sich aber gezeigt, dass der Boden „eine deutlich erhöhte Chlorid-Belastung“ aufweise.

Da die Grenzwerte der Deponie-Verordnung verschärft worden seien, komme daher eine Wiederverwertung nicht in Frage. Die Kosten für die Deponierung in Georgensgmünd stünden noch nicht exakt fest, lägen aber tatsächlich „in der Größenordnung von 60 000 Euro“.

Allerdings stehe ebenfalls noch nicht fest, wer dafür aufkommen muss. Der Stadtrat habe auch keine „geheime Sitzung“ abgehalten, sondern das Thema im nichtöffentlichen Teil einer regulären HauptausschussSitzung besprochen.

Die Frage der Kosten lautet: Gelten sie als Teil der Erschließung? Dann müssten die Anlieger 90 Prozent der rund 60 000 Euro zahlen, die restlichen zehn Prozent die Stadt. Dies wäre laut Kerkhoff dann der Fall, wenn die hohen Chlorid-Werte dort „natürlich vorkommen“. Davon geht der Stadtbaurat momentan auch aus.

Möglichkeit Nummer zwei: Die Stadt müsse dann die vollen Kosten übernehmen, wenn vor rund 50 Jahren tatsächlich belastetes Material eingebaut worden wäre. Entgegen der Auffassung der FBIS sieht die Stadt dafür aber keine Anhaltspunkte.

Wie geht es weiter? Ein Gutachter soll die bereits vorhandenen Bodenanalysen nochmals überprüfen, so Kerkhoff. Auch eine weitere Probebohrung außerhalb des Straßenbereichs — sprich in einem Vorgarten — sei denkbar. „Dann“, so Kerkhoff, „könnte man ja vergleichen.“

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