Ich glaub', ich hab' eine Katze im Hals!

14.8.2017, 14:00 Uhr
Ich glaub', ich hab' eine Katze im Hals!

© F: Matejka

Hier in Nürnberg wurde mir mehrmals mit dem Wort "Merci" gedankt. Am Anfang dachte ich, das ist, weil ich Französin bin, aber dann habe ich bemerkt, dass die Deutschen auch untereinander das Wort benutzen. Im Allgemeinen finde ich schon, dass es in der deutschen Sprache viele französische Wörter gibt, oder Wörter mit französischer Herkunft. Umgekehrt ist das ganz anders. Mit der Geschichte, der Geografie und den verschiedenen Migrationsströmen haben sich die beiden Länder kulturell und linguistisch gegenseitig geprägt. Während der Aufhebung des Religions-Toleranz-Edikts von Nantes (1685) sind viele Franzosen nach Deutschland geflohen, und am Ende des 17. Jahrhunderts stellten sie ungefähr ein Fünftel der Berliner Bevölkerung.

Ich habe auch mehrmals die Geschichte des berühmten "Mach doch keine Fisimatenten"-Ausdrucks gehört, der anscheinend von "Visitez ma tente" kommt. Aber das Wort "Fisimatenten" hat sich so stark vom ursprünglichen Satz entfernt, dass ich kaum die französischen Wörter erkennen kann. Auf Französisch haben wir auch ein paar Wörter mit deutscher Herkunft, wie zum Beispiel "le vasistas", das ein kleines Fenster ist – man kann leicht ahnen, von welcher Frage es herkommt. Wir sagen auch "trinquer" (sehr) oft, das von "trinken" stammt und "anstoßen" bedeutet.

Redewendungen

Was mir aber auch aufgefallen ist: Die Deutschen und die Franzosen haben erstaunlicherweise manchmal genau dieselben Redewendungen, wie zum Beispiel "tomber à l‘eau" ("ins Wasser fallen"). Der Ausdruck "Krokodilstränen" heißt auch bei uns "larmes de crocodile". Das Idiom bezieht sich angeblich auf die heuchlerischen Tränen, die die Reptilien vergießen, wenn sie ihre Beute fressen . . .

Aber andere französische Ausdrücke sind auch ganz anders als ihre deutschen Pendants: Wir haben keinen Frosch im Hals, sondern eine Katze. Jemand, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, hat bei uns das Licht nicht in allen Etagen an. Und wenn jemand das Haar in der Suppe sucht, sucht er bei uns nach dem kleinen Tier. Sprache ist schon eine seltsame Angelegenheit!

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