Ehrenamtliche unterstützen Flüchtlingskinder beim Lernen

16.9.2015, 10:11 Uhr
Ehrenamtliche unterstützen Flüchtlingskinder beim Lernen

© Foto: Viola Bernlocher

Wenn sie neu in ein fremdes Land kommen und Sprache und Kultur fremd sind, ist das für Flüchtlingsfamilien eine schwierige Situation. Die Eltern müssen ihren Alltag regeln und selbst erst in Deutschland ankommen. Damit die Kinder dabei nicht auf der Strecke bleiben, soll ein Projekt in Grundschulen die Kinder beim Lernen der Sprache und Schrift unterstützen. Dafür werden Ehrenamtliche gesucht.

Schulpflicht gilt auch für Flüchtlingskinder

Rund anderthalb Jahre ist das Projekt schon im Werden. Dass es jetzt abschlussreif ist, das sei „ein toller Zeitpunkt“, sagt Anne Thümmler von der Ehrenamtskontaktstelle „für einander“ am Landratsamt Roth. Jetzt, da täglich neue Flüchtlinge in Bayern und Deutschland ankommen. Denn die Kinder, die mit ihren Eltern nach Deutschland kommen, sind – sobald sie die Erstaufnahmeeinrichtungen verlassen – schulpflichtig.

In Übergangsklassen (bislang in Schwabach, Rednitzhembach und Roth) hatten und haben sie die Chance, langsam Deutsch sprechen, lesen und schreiben zu lernen. Dies war aber oft ein logistisches Problem, denn die Klassen wurden nicht an jeder Schule angeboten. Weil zudem immer mehr junge Flüchtlinge nach Bayern kommen, sollen diese nun auch direkt in den Regelklassen eingeschult werden.

Start im neuen Schuljahr

Damit die Kinder dem Unterricht schnell folgen können, wird im neuen Schuljahr ein Projekt starten, das genau dieses Problem wenn nicht sofort lösen, so doch angehen will. Denn bei einer Befragung der Schulen habe sich nämlich auch genau dort Bedarf gezeigt, berichtet Anne Thümmler.

Ehrenamtliche sollen dazu in die Schulen kommen und die Kinder beim Lernen von Sprechen, Schreiben und Lesen gezielt fördern. Koordiniert wird das Projekt ebenfalls von einer Ehrenamtlichen. Ingrid Simonis aus Kammerstein ist seit einigen Jahren ehrenamtlich in der interkulturellen Arbeit aktiv, zuletzt in der Hausaufgabenhilfe an einer Schwabacher Schule. Sie hat das Projekt mit angestoßen.

Klassenlehrer können Bedarf melden

Die Klassenlehrer können Simonis melden, welcher Förderbedarf bei den Schülern besteht. Ingrid Simonis koordiniert dann die Betreuung und fördert den Austausch der Ehrenamtlichen untereinander. Beabsichtigt ist eine Einzelförderung oder in Kleingruppen, sodass die oft traumatisierten Kinder Vertrauen zu ihrem Lern-Betreuer aufbauen können, was den Lernerfolg verbessert.

Nach einer Umfrage durch das Schulamt im Bezirk Roth/Schwabach haben sich bereits neun Schulen für das kommende Schuljahr gemeldet: Heideck, Kupferplatte und Gartenstraße in Roth sowie die Grund- und Mittelschulen in Greding, Spalt, Rednitzhembach, Thalmässing, Wendelstein und die Anton-Seitz-Mittelschule in Roth.

Fünf Ehrenamtliche pro Schule

Rund 25 Ehrenamtliche konnte Anne Thümmler bereits für das Projekt gewinnen, optimal fände sie derzeit fünf Ehrenamtliche pro Schule.

Sie geht zudem davon aus, dass mit steigenden Flüchtlingszahlen auch der Bedarf an ehrenamtlichen Lern-Betreuern steigen wird. Es werden also noch weitere Ehrenamtliche gesucht, die sich an den Schulen engagieren wollen. Diese sollten Liebe zu Kindern und zu Sprachen mitbringen, interkulturell offen, geduldig und einfühlsam sein, um auch möglicherweise traumatisierte Kinder zu erreichen. Mindestens zwei Stunden pro Woche sollten sie bereit sein, zu investieren, wenn sie möchten, auch mehr.

Schulung für die Lern-Betreuer

Damit die Ehrenamtlichen nicht unvorbereitet an die Lern-Betreuung gehen, erhalten sie zuvor eine Schulung. Diese wird von Referentin Trudi Götz gehalten, die das Sprachförderprogramm „Deutsch im Koffer“ entwickelt hat, an dem sich die Schulung orientieren wird. Inhalte werden die kulturellen Hintergründe sein, die Grundlagen des Spracherwerbs, Deutsch als Fremdsprache, was interkulturelles Lernen bedeutet, aber auch Grundlagen des Unterrichtens und wie man eine individuelle Fördereinheit gestaltet.

Auch mit den bereits bestehenden Materialien des Sprachförderprogramms werden die Ehrenamtlichen vertraut gemacht.

Die Fortbildung ist an vier Tagen, jeweils Freitag und Samstag, 18./19. und 25./26. September geplant. Sie kann auch von Interessierten besucht werden, die sich noch nicht sicher sind, ob sie später aktiv mithelfen wollen. Die Teilnahme ist kostenfrei und wird wie das gesamte Projekt von einer Spende der Challenge-Family, dem Veranstalter des Rother Triathlons finanziert.

Wer Interesse hat und sich für die Schulung anmelden möchte, kann das bei der Ehrenamtskontaktstelle „für einander“ am Landratsamt tun unter der Nummer (0 91 71) 81-1125 oder per E-Mail unter fuereinander@lraroth.de

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