Im Namen des Volkes

Kein Sex mit Mundgeruch und Todesstrafe für Selbstmörder: Die skurrilsten Gesetze der USA

Stefan Besner

Online-Redaktion

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16.7.2022, 08:03 Uhr
„Man kann sich immer darauf verlassen, dass die Amerikaner das Richtige tun – nachdem sie alles andere ausprobiert haben.“ - Winston Churchill. (Symbolbild)

© Susan Walsh, dpa „Man kann sich immer darauf verlassen, dass die Amerikaner das Richtige tun – nachdem sie alles andere ausprobiert haben.“ - Winston Churchill. (Symbolbild)

Amerika: Die Wiege der Freiheit, die Heimat der Mutigen, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – und das Reich (fast) unmöglicher Kuriositäten. Womit die Weltmacht jenseits des großen Teichs manchmal von sich reden macht, sorgt hierzulande immer wieder für ungläubiges Kopfschütteln. Kinder an Sturmgewehren und Präsidenten, die mit Fakten auf Kriegsfuß stehen, bilden da nur die Spitze des Eisbergs. Von Churchill ist der Satz überliefert: "Man kann sich immer darauf verlassen, dass die Amerikaner das Richtige tun – nachdem sie alles andere ausprobiert haben." Wirft man einen Blick in die Gesetzesfibeln, auf deren Fundament "Gottes größte Nation" fußt, ist man geneigt, dem Mann mit der dicken Zigarre zuzustimmen. In god we trust? Gott steh uns bei.

Eine äußerst subjektive und keinesfalls repräsentative Zusammenstellung der amerikanischer Gesetze:

Oben ohne in der U-Bahn in New York

Die Hitze drückt, die Hüllen fallen. An heißen Tagen in NYC oben ohne U-Bahn fahren? Für Männer kein Problem - nun aber auch für Frauen: Ein New Yorker Gesetz besagt, dass wenn ein Mann irgendwo seinen Oberkörper entblößen dürfe, einer Frau dasselbe Recht zugestanden wird.

Anders sieht es da schon in Florida aus. Dort ist es untersagt, nackt zu duschen. Und in St. Louis (Missouri) darf die Feuerwehr eine Frau nur dann aus einem brennenden Haus retten, wenn sie vollständig bekleidet ist.

Küsse, die länger als eine Sekunde dauern – illegal. Indigene erschießen – legal.

In Iowa brauchen verliebte Pärchen eine Stoppuhr, wenn sie herumknutschen wollen. Küsse, die länger als fünf Minuten dauern, sind verboten. In Baltimore und Halethorpe (Maryland) ist es sogar illegal, sich länger als eine Sekunde offen zu küssen.

Während es das Land mit der weltweit größten Pornoindustrie sehr genau nimmt in Sachen Sittsamkeit seiner Bürger, geben sich die Behörden deutlicher liberaler, wenn es um Waffenbesitz geht. In South Carolina beispielsweise soll jeder pflichtbewusste Bürger zum sonntäglichen Gottesdienst eine Schusswaffe mitbringen. Und in North Dakota ist es noch immer legal, Indigene zu erschießen – solange man aus einem Planwagen heraus feuert.

Bienenflugverbotszone und Rückstrahler für Katzen

Auch Tiere haben sich in den USA an die Gesetze zu halten. Man mag sich kaum ausmalen, welche Zustände in Sterling (Colorado) herrschen würden, gäbe es keine Verordnung, die besagt, dass freilaufende Katzen Rückstrahler tragen müssen. Ähnliches gilt für Kirkland (Illinois): Dort ist es Bienen verboten, über das Dorf oder durch die Straßen zu fliegen.

Tierfreundlicher geht es da schon in Utah zu: Dort haben Vögel auf allen Highways Vorfahrt.

Von Menschen und Elchen

Alaska, ein Staat voll rauer Schönheit im Norden der USA. Dünn besiedelte, wilde Natur. So dünn besiedelt, dass die Einsamkeit die Menschen dort offenbar auf aberwitzige Ideen brachte – mit Elchen. Um dem Schindluder, das mit den großen Tieren getrieben wurde, ein für alle Mal ein Ende zu bereiten, gibt es dort gleich mehrere Elchvorschriften.

In Fairbanks dürfen es die Einwohner unter keinen Umständen zulassen, dass Elche auf offener Straße kopulieren. Ebenso ist es verboten, Elchen zur eigenen Belustigung Alkohol einzuflößen. Die Reihenfolge, in der die Texte entstanden, ist nicht überliefert. Wie die dritte Verordnung in dieser Auflistung hingegen zustande kamen? Nun…

In Alaska ist es streng untersagt, lebende Elche aus fliegenden Flugzeugen zu stoßen.

Keine weiteren Fragen, euer Ehren.

Idiotensicher

Eine Heirat wird annulliert, wenn einer der beiden Eheleute ein Idiot oder verrückt sein sollte. (Rhode Island)

In Alexandria (Minnesota) ist Sex zwischen Ehepartnern verboten, wenn der Mann Mundgeruch hat.

Ein Gesetz in Texas zur Verbrechensbekämpfung verlangt, dass jeder Kriminelle sein Opfer mindestens 24 Stunden vor der Tat mündlich oder schriftlich über die Art des geplanten Verbrechens zu unterrichten hat. Im gleichen Bundesstaat ist es verboten, mehr als drei Schluck Bier auf einmal trinken, wenn man steht.

In Memphis (Tennessee) darf eine Frau nicht Auto fahren, außer: Ein Mann läuft vor dem Auto her und schwenkt eine rote Fahne, um Verkehr und Fußgänger vor der Gefahr zu warnen.

Das Pfeifen unter Wasser ist verboten. (Florida)

Selbstmörder, die vom Dach eines Hochhauses springen wollen, können im Staat New York zum Tode verurteilt werden. Bei so vielen Wolkenkratzern, schon alleine in der gleichnamigen Stadt New York, macht das natürlich absolut Sinn… Res ipsa loquitur.

In Allentown (Pennsylvania) müssen Hydranten eine Stunde vor Ausbruch des Feuers kontrolliert werden. Iowa geht noch einen Schritt weiter: In Fort Madison ist die Feuerwehr aufgefordert, 15 Minuten lang zu üben, bevor sie einen Brand löscht. Wisconsin hingegen ist eher eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtig: Dort ist es illegal, einen schlafenden Feuerwehrmann zu wecken.

Monster, Atomwaffen & ohrenbetäubende Orgasmen

Wer in Wisconsin dem genialen Einfall folgen sollte, im Eifer des Gefechts beim Orgasmus der Partnerin ein Gewehr abzufeuern, sei gewarnt. Der Gesetzgeber sagt: Mh-mh.

Wir müssen draußen bleiben! Monster neigen mitunter dazu, das wohl temperierte Gleichgewicht der gesellschaftlichen Ordnung empfindlich zu stören. Dem schiebt der Staat Illinois kategorisch einen Riegel vor. Ein Gesetz besagt, dass es Monstern verboten ist, in Urbana das Stadtgebiet zu betreten.

Da es in Utah keine vergleichbare Rechtsgrundlage gibt, setzt der Staat auf Abschreckung. Der Besitz nuklearer Waffen ist zwar erlaubt – das Zünden der Waffe hingegen verboten.

Born in the USA? Disorder in the house…

Welche Gedanken den altehrwürdigen Verfassern durch den Kopf gegangen sein mögen, als sie jene Geistesblitze in Gesetzestexte verwandelten, ist nicht bekannt. Eines steht jedoch zweifelsfrei fest: Justitia trägt bisweilen nicht ohne Grund eine Augenbinde. Und in Florida braucht sie die nicht einmal zum Duschen ablegen. Oder, um es mit den Worten des 2004 verstorbenen, amerikanischen Songwriters Warren Zevon zu sagen: "It's the home of the brave and the land of the free where the less you know the better off you'll be."