Artenschutz steht am Anfang: Ein Umdenken der Privatpersonen ist notwendig

16.7.2020, 16:29 Uhr
Demo zur Agrarwende: "Wir haben es satt!"

© Stefan Boness/Ipon via www.imago-images.de, NN Demo zur Agrarwende: "Wir haben es satt!"

Die Regierung von Markus Söder hat den Entwurf übernommen, ihn an einigen Stellen weiter entwickelt, an anderen zwar entschärft, damit aber akzeptabel gemacht für eine breite Mehrheit der Bevölkerung. Seitdem herrscht weitgehend Ruhe, außer in der Bauernschaft. Die verspielt in Teilen ihren Kredit bei den Menschen mit ihren Protesten, ihren Maximalforderungen und ihrer aggressiven Polemik. Das ermüdet auch jene, die der Bauernschaft wohlgesonnen sind, die aber die Geduld verlieren.

Umdenken nötig

Denn es hilft nichts: Ein Teil der Probleme beim Arten- und Naturschutz, beim Klima- und Gewässerschutz geht auf die Landwirtschaft zurück. Dem müssen sich die Landwirte stellen, konstruktiv, nicht destruktiv. Wenn sie sich öffnen und erkennen lassen, dass sie umdenken wollen, dann können sie den Weg mitgestalten, den das Land eingeschlagen hat. Tun sie das nicht, bleiben sie zurück, bleiben sie Teil der Problems, nicht Teil der Lösung.


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Markus Söder hat das für seine CSU früh erkannt und sie auf eine grüne Linie gezwungen, die bis heute nicht jedem behagt. Das gilt auch für seinen Koalitionspartner. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger nannte das Gesetz einen Kartoffelsack, aus dem ein Anzug genäht werden solle.

Jetzt ist er da, der Anzug, seit einem Jahr. Es wäre Zeit für eine erste Bilanz, für eine Antwort auf die Frage, ob das Beschlossene reicht für eine Trendwende, ob der Anzug passt oder noch zu locker sitzt. Doch dafür müsste die Regierung die Datengrundlage liefern. Was sie bislang nicht tut.

Monokulturen dominieren weiterhin

Sicher, entlang der Straßen blühen jetzt Blumen; etliche staatlichen Gebäude sind nachts nicht mehr beleuchtet. Doch noch immer dominieren Monokulturen die Äcker; noch immer ist der Giftschrank in den Gartenzentren prall gefüllt, versprühen die Menschen zuhause, was sie den Bauern sofort aus der Hand nehmen wollen.

Noch immer greifen sie im Supermarkt lieber nach dem konventionell produzierten Produkt, scheuen sie die Mehrausgaben für ökologisch hergestellte Lebensmittel. Noch immer fahren sie mit dem SUV zum Supermarkt; und sie halten sich für schon grün, wenn sie einen tonnenschweren Hybrid durch die Gegend lenken, der 20 Kilometer mit Strom schafft.

Soll die Wende wirklich gelingen, müssen alle umdenken. Es reicht eben nicht, wenn jeder auf den anderen zeigt und für die Landwirte, die Nachbarn, die Industrie das maximal Mögliche fordert. Und es reicht nicht, für das gute Gewissen einmal ein Volksbegehren zu unterschreiben. Wer wirklich etwas verändern will, der muss bei sich selbst anfangen.

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