Panik im Wahlkampf-Endspurt
Die Union muss den Machtverlust fürchten
8.9.2021, 21:51 UhrEines vorweg: Beim letzten Demoskopen-Test vor der Bundestagswahl lagen die meisten Umfragen gewaltig daneben. In Sachsen-Anhalt lieferten sich CDU und AfD bei der Landtagswahl im Juni keineswegs das vorhergesagte Kopf-an-Kopf-Rennen. Die CDU mit Rainer Haseloff gewann haushoch.
Immer weiter nach unten
Ob das die Union beruhigen kann? Momentan ist der Trend in allen Umfragen derart stabil und eindeutig, dass die Panik bei CDU und CSU sehr nachvollziehbar ist. Es geht immer weiter nach unten. Zuletzt für die CDU erstmals unter 20 Prozent (auf 19), nun unterschreitet die CSU der 30er-Marke.
Die stolze bayerische Unionsschwester, nur bei 28 Prozent, wie es der aktuelle Bayern-Trend prognostiziert? Das wäre ein Debakel, ein historischer Absturz. Markus Söder, der insgeheim von der Wiedereroberung der absoluten CSU-Mehrheit bei der Landtagswahl 2023 träumt, dürfte mit einer Mischung aus ohnmächtigem Zorn und Verzweiflung verfolgen, wie seine Partei in den Abwärtssog der CDU gerät.
Der Abwärtssog hat einen Namen
Dieser Sog hat einen Namen: Armin Laschet. Jene Trendwende, die Söder sehr deutlich eingefordert hat - sie ist nicht in Sicht. Da hilft kein Team, da helfen keine kämpferischen Töne: Die persönlichen Werte des Kanzlerkandidaten rutschen immer weiter ab.
In der Schlussphase des Wahlkampfs - es sind ja nur noch gut zwei Wochen - setzt die Union nun auf konservative Stammwähler, mit markigen Tönen. Da musste selbst Angela Merkel im Bundestag ran mit ihrer ungewöhnlichen Attacke gegen Olaf Scholz und ihrer Warnung vor einer Koalition mit der Linken - die gleiche Angela Merkel übrigens, die vor ein paar Monaten Laschet in Sachen Corona öffentlich abwatschte...
Durchschaubare Attacken
Aber wirken diese Angriffe? Wenn Laschet wettert, eine rot-grün geführte Regierung wäre ein "Sicherheitsrisiko", dann dürften viele im Kopf haben, dass die Regierung Schröder außenpolitisch durchaus Akzente setzte und am Irak-Krieg der USA nicht teilnahm - was Angela Merkel gemacht hätte.
Und Rot-Grün packte fast schon im Übermaß an, was Merkel selbst nie wagte: eigene Reformen. Die Kanzlerin profitierte stets von den (zu Recht umstrittenen) Auswirkungen der Hartz-Reformen - der Rückgang der Arbeitslosenzahlen kam für Schröders politisches Überleben zu spät.
Wenn die FDP als "Linksrutsch" gilt, wird es peinlich
Selbst Landesregierungen mit linker Beteiligung oder unter Führung eines Linken wie in Thüringen haben noch nicht zum Untergang der betroffenen Regionen geführt (auch wenn die Stadt Berlin unter Wert regiert wird). All das dürften informierte Wähler im Kopf haben, wenn sie die Warnungen vor einem "Linksrutsch" hören - der für die panisch agierenden Unions-Wahlkämpfer schon dann eintreten würde, wenn die FDP mit SPD und Grünen regiert.
Da wird es dann endgültig peinlich, auf welches Niveau sich Politiker herablassen aus Angst vor dem Verlust dessen, was vor allem die Union zusammenschweißt: Macht.
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