Thunberg und der überfüllte ICE: Das Scheitern im Hintergrund

15.12.2019, 15:31 Uhr

Häme über die Bahn. Damit lässt sich in Deutschland immer punkten. Und das Foto, das Greta Thunberg postete, lud dazu auch ein: Sie sitzt auf dem Gang, mit traurigem Blick - und hinter ihr wirbt ein Plakat der DB für den "Komfort-Check". Wochenendpendler kennen solche (und noch weitaus drastischere) Szenen. Thunberg selbst schrieb, dass es völlig okay sei, in einem überfüllten Zug zu reisen. Das zeige ja auch, dass viele Menschen gern auf diese ökolgische Art unterwegs seien. Zudem, das lieferte später die Bahn als Info nach, fuhr (und saß) sie auf ihrer Strecke zum Teil auch in der Ersten Klasse.

Na und? Ist das alles wichtig? Nicht wirklich. Aber der Hype um Greta hält an, sie polarisiert. Viele attackieren sie im Netz auf übelste Weise, andere verehren sie fast schon wie eine moderne Heilige. Wer sie als das sieht, was sie ist, kommt der Wahrheit näher: ein mutiges Mädchen, das mit aller Kraft, Energie und Hartnäckigkeit für ein, wenn nicht das zentrale Anliegen der jungen Generation kämpft - für eine Welt, in der ein gutes, sicheres Leben möglich ist auch für die heute 16-Jährigen.


Sitzplatz oder nicht? So erklärt Greta das Zugfoto


Dafür müsste allerdings deutlich mehr geschehen als nun in Madrid festgeschrieben wurde. Sofern dieser Begriff da stimmt. Denn es wurde ja eher festgeschrieben, dass nichts festgeschrieben werden soll. Dieser Gipfel markiert vielleicht das Ende solcher globaler Mega-Treffen. Und das wäre angesichts ihrer Folgenlosigkeit wahrscheinlich nicht das Schlechteste. Besser ist es, ein Scheitern zuzugeben als weiter so zu tun, als tue man etwas.

Was tun? Immer offensichtlicher ist, dass globale Initiativen nicht funktionieren angesichts von Klima-Bremsern wie Trump oder Bolsonaro in Brasilien. Es kommt zusehends auf einzelne an. Auf einzelne Staaten, dir durchaus mutig vorangehen können - was übrigens auch Deutschland nicht wirklich tut, trotz aller fordernder Töne in Madrid. Und auch auf jeden einzelnen: Wie unser ökologischer Fußabdruck aussieht, das haben wir zwar keineswegs ganz, aber zu einem Gutteil doch selbst in der Hand. Zugfahren statt Fliegen ist ein Beispiel. Wenn es sein muss, auch in einem überfüllten Zug.

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