Trump und Iran: Am Scheidepunkt einer Präsidentschaft

21.6.2019, 11:24 Uhr
Trump und Iran: Am Scheidepunkt einer Präsidentschaft

© Brendan Smialowksi/afp

Es sind Worte, die fast zweihundert Jahre später noch nachhallen: "Amerika geht nicht in ferne Länder auf der Suche nach Monstern, die es zerstören kann." Formuliert hat sie US-Außenminister John Quincy Adams im Jahr 1821. Noch heute wird er von denjenigen zum Kronzeugen gemacht, die die Vereinigten Staaten vor militärischen Abenteuern im Ausland bewahren wollen.

Donald Trump hat aus diesem Impuls, der vielfach holzschnittartig als "Isolationismus" bezeichnet wird, eine Wahlkampagne gezimmert. Die US-Soldaten, ausgezehrt von mehr als einem Jahrzehnt des Krieges gegen den Terror, sollten endlich heimkehren aus Afghanistan und dem Irak. Statt das Leben von Soldaten und Billionen von Dollar für Militäreinsätze zu geben, argumentierte Trump, müssten sich die USA auf sich selbst konzentrieren. America First. Der Abzug aus Syrien ist Ausdruck dieser Politik.

Doch es gibt auch andere Kräfte, die an dem US-Präsidenten zerren. John Bolton zum Beispiel, sein Nationaler Sicherheitsberater, der schon unter George W. Bush diente. Boltons Lebenstraum, so pervers das klingen mag, ist ganz offensichtlich ein Krieg mit dem Iran. Wer sich die Eskalationsspirale ansieht, die die Entscheidung der USA, aus dem Atomabkommen auszusteigen in Gang setzte und die nun in den in letzter Minuten abgesagten Luftschlägen gipfelte, muss konstatieren: Bolton kommt seinem Ziel näher.

Als Kriegspräsident zur Wiederwahl?

Die Entscheidung, die Bomber zu entsenden und sie dann zurückzurufen, steht sinnbildlich für diese beiden Impulse. Und lässt sich dahingehend deuten, dass Donald Trump selbst noch keine abschließende Entscheidung darüber getroffen hat, ob er dem America-First-Wahlkämpfer treu bleiben oder zum Kriegspräsidenten werden will. Dabei ist diese Entscheidung von zentraler Bedeutung für Trumps Platz in der Geschichte. Die New York Times kommentiert treffend: "Judgement time is coming".

Beunruhigend ist bei all dem, dass am Horizont die Präsidentschaftswahlen 2020 aufziehen. Die Verführung ist groß, einen Krieg zu nutzen, um die US-Bevölkerung hinter sich zu scharen. Diesen "rally 'round the flag"-Effekt haben sich Präsidenten in der amerikanischen Geschichte schon mehrfach zu nutze gemacht, um vier weitere Jahre im Amt zu bleiben. Ob Trump der Versuchung widerstehen kann?

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