Alkohol im Alltag

Bier-Mythos im Check: So gesund ist der Gerstensaft wirklich

23.4.2024, 09:20 Uhr
Bier ist gesund - oder?

© Valeria Nickel, dpa Bier ist gesund - oder?

Die Deutschen tranken 2022 im Schnitt 91,8 Liter Bier pro Kopf, sagt der Deutsche Brauerei-Bund. Damit ist das alkoholische Malz-Hopfen-Gemisch beliebter als jedes andere alkoholhaltige Getränk in Deutschland. Regional gibt es einige Unterschiede: Im Norden darf es etwas herber sein, im Süden hopfiger und im Rheinland am liebsten Kölsch und Alt.

Egal ob Helles oder Weizen - gesund soll das Bier allemal sein, hört man immer wieder. Angeblich helfe es beim Einschlafen, fördere den Haarwuchs und senke sogar das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko. Hier lesen Sie Nutzen und Schaden im Vergleich.

Hopfen und Malz können positiven Effekt haben

Das Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot besteht ja bekanntlich aus Hopfen, Malz, Wasser und Hefe. Im Hopfen verstecken sich allerlei gesunde Inhaltsstoffe, zum Beispiel Bitterstoffe und ätherische Öle, die die Verdauung unterstützen können und bei Appetitlosigkeit helfen, wie der "NDR" berichtet. Allerdings ist der Hopfen zu stark verdünnt im Bier, weswegen der Effekt nicht nennenswert ist.

Besser sieht es mit dem Malz aus: Es liefert viele B-Vitamine und Phosphorsäure. Laut dem "NDR" sind diese wichtig für den Zellstoffwechsel. Der geringe Natriumgehalt wirke sich außerdem positiv auf den Blutdruck aus, aber den gleichen Effekt erziele auch Wasser und Tee.

Zur Gesundheitswirkung von Bier gab es 2016 eine Metastudie, die vorige Untersuchungen zusammenfasste. Demnach ist ein moderater Bierkonsum gut für das Herzkreislaufsystem. Der Effekt sei ähnlich groß wie bei Wein. Lediglich am Alkohol liege das aber nicht, denn Schnaps wirkt sich nicht so positiv aus. Zum Thema Diabetes und Bier gaben Wissenschaftler 2005 bekannt, dass bei moderaten Biertrinkern ein um etwa 30 Prozent geringeres Risiko für Diabetes Typ 2 besteht. Das könne daran liegen, dass Bier die Konzentration des "guten" HDL-Cholesterins fördere und Alkohol einen entzündungshemmenden Effekt aufweise. In beiden Studien betonen die Forscher aber, dass ein hoher Alkoholkonsum die positiven Effekte gänzlich aufhebt.

Die Kalorienanzahl ist ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Frage, ob Bier gesund ist. An dem Spruch "Vier Halbe sind auch ein Schnitzel" ist tatsächlich etwas dran. So hat ein Bier circa 43 Kilokalorien pro 100 Milliliter. Dementsprechend enthalten vier Halbliter-Gläser Bier satte 860 kcal. Das entspricht ungefähr einem Schweineschnitzel mit Pommes. Was zur Kalorienanzahl buchstäblich erschwerend hinzukommt, ist seine appetitanregende Wirkung. Alkohol an sich wirkt schon appetitanregend, beim Bier kommen noch die Bitterstoffe im Hopfen dazu, die ebenfalls zum Essen motivieren. Bei vielen Menschen ist es auch ein angelerntes Verhalten, dass zum Bier eine Mahlzeit gehört.

Alkohol nur in kleinsten Mengen empfohlen

Auch schon kleine Mengen Alkohol können dem Körper schaden. Wie viel pro Tag empfohlen wird, ist je nach Quelle unterschiedlich. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) liegt der Grenzwert für risikoarmen Alkoholkonsum bei Männern bei maximal zwei kleinen Gläsern Bier am Tag (je 0,3 Liter) und bei Frauen bei einem. An mindestens zwei Tagen die Woche sollte jedoch gar kein Alkohol getrunken werden, damit es nicht zu einer Gewöhnung kommt.

Das BZgA empfiehlt Menschen, die regelmäßig trinken, ein Alkoholfasten von mehreren Wochen einzulegen. Das hilft der Leber, sich zu regenerieren. Denn Alkohol kann zu gravierenden Leberveränderungen führen, die in schweren Fällen zu einer Leberzirrhose führen können. Zudem merkt man so, ob bereits eine Abhängigkeit besteht.

Ein internationales Forscherteam veröffentlichte 2022 einen Fachartikel, in dem sie viel strengere Grenzen zogen. Frauen unter 40 Jahren sollten höchstens zwei Esslöffel Wein oder 100 Milliliter Bier pro Tag trinken. Noch drastischer lautet die Empfehlung für Männer unter 40 - höchstens ein Schnapsglas (40 ml) voll Bier oder zwei Teelöffel Wein. Hier finden Sie die Hintergründe.

Obwohl auch schon kleine Mengen Alkohol dem Körper schaden können, hat vor allem ein erhöhter Alkoholkonsum ernste gesundheitliche Konsequenzen. Hierbei lässt sich Deutschland im Ländervergleich als Hochkonsumland einordnen. In einer Studie der BZgA zum Konsumverhalten trinken rund 72 Prozent wöchentlich Alkohol. Bei 14,6 Prozent ist das Verhalten riskant, da sie besonders viel auf einmal konsumieren. Die Risiken sind klar: Psychische Störungen, Lebererkrankungen, Bluthochdruck und Krebserkrankungen sind nur einige. So entstehen in Deutschland jährlich auch eine Vielzahl an Kosten durch schädlichen Alkoholkonsum. Die BZgA betitelt eine Summe von 57 Millionen Euro jährlich, mit direkten Kosten wie Rehamaßnahmen und indirekten wie Frührente.

197 Menschen bei Autofällen unter Alkoholeinfluss verstorben

Wer übermäßig viel Alkohol trinkt, schadet nicht nur sich selbst. 2021 gab es laut einer Erhebung vom Statistischen Bundesamt knapp 37.000 Unfälle unter Alkoholeinfluss, dabei starben 197 Menschen.

Die gesundheitlichen Nutzen von Bier sind nicht allzu groß und auf der anderen Seite kann der Schaden enorm sein. Jedoch spricht auch nichts gegen ein kühles Bier am Feierabend, solange man das nicht jeden Tag tut und man die Finger vom Steuer lässt. Beim liebsten alkoholischen Getränk der Deutschen gilt es genauso, wie bei vielem anderen: Die Dosis macht das Gift.

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