Saure Milch

"Getränk der Hundertjährigen": Ist Kefir wirklich so gesund?

Simone Madre

SEO-Redakteurin

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19.6.2023, 14:36 Uhr
Kefir wird mitunter mit Buttermilch oder Ayran verwechselt, das sind aber andere Getränke. Die Unterschiede erfahren Sie hier.

© PantherMedia / Olga Sergeeva Kefir wird mitunter mit Buttermilch oder Ayran verwechselt, das sind aber andere Getränke. Die Unterschiede erfahren Sie hier.

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Kefir ist milchig-cremig, erfrischend und spritzig. Mit seinen gesunden Inhaltsstoffe ist Kefir ein beliebtes Getränk. In der Heimat des Kefirs, dem Kaukasus, wird das milchige Getränk als "Getränk der Hundertjährigen" bezeichnet. Aber wird Kefir seinem Ruf auch wirklich gerecht? Welche Inhaltsstoffe Kefir aufweist, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Kefir ist ein dickflüssiges Sauermilchprodukt, das bei der Gärung von Milch in Verbindung mit Kefirpilzen (sogenannte Kefirknollen) entsteht. Diese lassen den Milchzucker vergären und zersetzen das schwer verdauliche Kasein, ein Milchprotein. Dadurch werden Kohlen- und Milchsäure sowie eine geringe Alkoholmenge gebildet. Ähnlich wie Joghurt entsteht Kefir also durch einen Gärungsprozess.

Neben Milchkefir gibt es auch vegane Alternativen wie Wasserkefir. Dieser wird mit einer zuckerhaltigen Wasserlösung hergestellt und ähnelt dem Getränk Kombucha. Zudem gibt es Kefir aus Kokosmilch oder Kokoswasser. Diese enthalten ebenfalls andere Inhaltsstoffe als der typische Kefir.

Unterscheiden muss man zwischen dem traditionellen Kefir aus dem Kaukasus und dem im Handel angebotenen "milden Kefir". Letzterer wird nicht mit Kefirknollen hergestellt, sondern mit einer industriell hergestellten Mischung aus Hefen und Bakterien. Somit schmeck das Erzeugnis stets gleich und enthält kaum Alkohol, dafür aber noch Laktose. Traditioneller Kefir schmeckt je nach den verwendeten Knollen, der Milch und der Jahreszeit etwas anders und ist nahezu laktosefrei. Dafür enthält er aber mehr Alkohol.

Was bedeutet das Wort "Kefir"?

Das Wort "Kefir" wird vermutlich von dem türkischen Wort "keyif" abgeleitet, das "Wohlbefinden" bedeutet.

Für die Herstellung von Kefir werden traditionell Kefirpilze (Kefirknollen) verwendet. Ihr Aussehen erinnert ein wenig an Blumenkohl-Röschen. Sie bestehen aus Hefen, Milchsäurebakterien und Essigsäurebakterien auf einem Untergrund aus Ballaststoffen, die die Milchsäurebakterien erzeugen. Durch die Kefirpilze wird eine Gärung in Gang gesetzt, bei der Milchzucker in Milchsäure, Kohlensäure und Alkohol umgewandelt wird.

So sieht es aus, wenn man Kefir zuhause macht: Beim Durchsieben bleiben die Kefirknollen zurück.

So sieht es aus, wenn man Kefir zuhause macht: Beim Durchsieben bleiben die Kefirknollen zurück. © imageBROKER/Siegra Asmoel via www.imago-images.de

Das fermentierte Getränk wird heutzutage meist aus Kuh- oder Ziegenmilch hergestellt, ursprünglich wurde Kefir aber aus Stutenmilch hergestellt. Vergorene Stutenmilch nennt man auch Kumys.

Kefir enthält:

  • 90 Prozent Wasser
  • Fett (je nach verwendeter Milch)
  • 3 Prozent Protein (überwiegend hydrolysiert)
  • 5 bis 6 Prozent Zucker-Abbaustoffe
  • 0,7 Prozent Mineralstoffe
  • 0,5 bis 1 Prozent Alkohol
  • 1 Prozent Milchsäure
  • 0,3 Prozent Essigsäure
  • 0,2 Prozent CO2

100 Milliliter Kefir enthalten zwischen 50 und 150 Kilokalorien - je nachdem, wie viel Fett die Milch enthielt.

Kefir ähnelt geschmacklich der Buttermilch, enthält aber im Gegensatz zu dieser Kohlensäure. Daher schmeckt das milchige Getränk wie eine Mischung aus säuerlicher Milch und Mineralwasser.

Kefir und Buttermilch sehen zwar ähnlich aus und haben beide einen leicht säuerlichen Geschmack, es gibt aber einige Unterschiede. Buttermilch ist ein Nebenprodukt aus der Butterherstellung - quasi die Flüssigkeit, die von der rohen Kuhmilch übrig bleibt. Bei Kefir handelt es sich wiederum um die gesamte Milch, der ein Pilz zugesetzt wird. Verwendet wird hier nicht nur Kuhmilch, sondern auch Schafs- und Ziegenmilch. Es gibt zwar prinzipiell auch Buttermilch aus Schafs- oder Ziegenmilch, diese findet man in Deutschland aber sehr selten. Zudem ist Kefir etwas sprudlig, Buttermilch nicht. Kefir enthält zudem mehr Kalorien, wobei der genaue Wert vom Fettanteil der verwendeten Milch abhängt.

Beides sind weiße Getränke mit Milchsäurebakterien, diese haben jedoch einen anderen Ursprung. Ayran wird meist aus Joghurt, Wasser und Salz gemixt, es gibt aber auch süße Varianten mit Fruchtgeschmack. Zudem enthält Ayran auch keinen Sprudel und keinen Alkohol. Bei Kefir sind neben Milchsäurebakterien noch Hefen mit am Werk, die auch für einen gewissen Alkoholgehalt sorgen.

Kefir gilt als gesund und besitzt zahlreiche Nährstoffe, die mit Vorteilen für die Gesundheit einhergehen.

Kefir-Wirkung:

  • Gesunde Verdauung: Kefir enthält einige Stoffe für eine gesunde Verdauung. Im Gegensatz zu Milchprodukten wie Buttermilch und Joghurt sind im Kefir nicht nur Milchsäurebakterien, sondern auch Essigsäurebakterien und Hefen enthalten. Die Mikroorganismen unterstützen und verbessern die Darmflora, die wichtig für die Gesundheit des ganzen Körpers ist. Die enthaltenen Milchsäurebakterien kennt man auch unter dem Namen Probiotika. Sie überleben die Magensäure und gelangen in den Darm, wo sie bei Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall helfen. Zudem können sie schädliche Mikroorganismen wie Listerien unterdrücken, indem sie sich im Darm ausbreiten.
  • Schutz vor Infektionen: Kefir besitzt zahlreiche antibakterielle Eigenschaften, die vor Infektionen schützen sollen. Das im Kefir enthaltene Probiotikum Lactobacillus kefiri soll beispielsweise den Körper vor schädlichen Bakterien wie Salmonellen bewahren.
  • Förderung der Knochengesundheit: Der Verschleiß von Knochengewebe wird "Osteoporose" genannt. Wer ausreichend Calcium aufnimmt, kann sich vor Osteoporose schützen. Da Kefir wie alle Milchprodukte Calcium steckt, kann er die Knochengesundheit fördern. Kefir ist zudem leichter verdaulich als Milch und damit eine Alternative für Menschen, die Milch schlecht vertragen. Zudem enthält Kefir im Vergleich weniger Kalorien, da der enthaltene Milchzucker fermentiert wurde.
  • Stärkung von Muskeln, Zähne und Nerven: In Kefir befindet sich neben viel Eiweiß auch eine Vielzahl von Vitaminen wie Vitamin A, B-Vitamine, wie zum Beispiel B1 und B2 und Folsäure. Das Milchgetränk liefert zusätzlich Inhaltsstoffe, die gut für Knochen, Zähne und Muskeln sind (Kalzium, Jod und Magnesium).
  • Verbesserung des Hautbilds: Bei der Verwendung in der Hautpflege kann Kefir zu einem schönen Hautbild verhelfen, weshalb er auch in feuchtigkeitsspendenden und reinigenden Gesichtsmasken verwendet wird. Zudem kann man sich selbst eine Gesichtsmaske aus Kefir machen oder die Flüssigkeit direkt auf rote und juckende Stellen auftragen.

Oftmals hört man das Gerücht, dass zu viel Kefir gefährlich ist. Aber stimmt das? Kefir an sich ist nicht gefährlich. Wenn man allerdings viel Kefir trinkt, kann das unangenehme Auswirkungen mit sich bringen. Wie sonst auch gilt hier: Die Dosis macht das Gift. Das Wort Nebenwirkungen ist in diesem Zusammenhang allerdings falsch, obwohl man es oft hört. Nebenwirkungen gibt es bei Medikamenten und anderen Arzneimitteln, nicht bei gängigen Getränken.

Zunächst enthält Kefir Alkohol, wobei der Alkoholgehalt nach Marke und Art des Kefirs variiert. In der Regel enthalten die meisten Sorten zwischen 0,5 bis 2 Prozent Alkohol. Obwohl die Menge an Alkohol sehr gering ist, sollten Menschen, die auf Alkohol verzichten, dies in jedem Fall berücksichtigen. Vor allem dann, wenn mehrere Portionen Kefir am Tag getrunken werden, kann sich die Alkoholmenge schnell summieren.

Wenn man viele Probiotika-reiche Nahrungsmittel zu sich nimmt, kann das zu Verdauungsproblemen wie Übelkeit, Blähungen und Verstopfungen führen. Die im Kefir enthaltene Milchsäure kann in hohen Mengen auch abführend wirken.

Kefir kann man ganz einfach selbst herstellen. So funktioniert es:

Zutaten:

Kefir kann die Verdauung und insbesondere die Darmflora verbessern und das Immunsystem stärken. Dafür sollte das Getränk Teil einer ausgewogenen Ernährung sein. Man kann es durchaus jeden Tag trinken, wenn man ihn gut verträgt.

Wie bei allem gibt es aber auch ein "Zuviel" an Kefir. Es kann es zu Verdauungsproblemen wie Übelkeit, Blähungen und sogar zur Verwirrung kommen, wenn man sehr viele Probiotika-reiche Nahrungsmittel oder Präparate zu sich nimmt. Siedeln sich nämlich zu viele Milchsäurebakterien im Darm an, kippt dort das Gleichgewicht. Zudem bilden diese dann viele Gase und die sogenannte D-Milchsäure. Bekannt ist das vor allem in Fällen, in denen Menschen Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen hatten.

Dazu sollten Menschen, die auf Alkohol verzichten, ihn nicht berücksichtigen, da die meisten Sorten kleine Mengen an Alkohol enthalten. 

Es gibt keine Regel, wann Kefir getrunken werden sollte. Er kann dem Körper zu jeder Tageszeit gut tun. 

Kefir kann pur getrunken werden. Sie können ihn auch mit frischen und gefrorenen Früchte, Gewürze, Honig oder Ahornsirup genießen. Dazu eignet sich Kefir hervorragend als Basis für Smoothies, Dressings oder Saucen. 

    Zubereitung:

    1. Zuerst füllt man die Milch in das Gefäß und gibt die Kefirknollen hinzu.
    2. Danach verschließt man das Gefäß und lässt dieses an einem lichtgeschützten Ort bei Zimmertemperatur für ein bis zwei Tage stehen. Je nach Temperatur wird der Geschmack etwas anders: Bei niedrigeren Temperaturen wird der Kefir milder und enthält mehr Alkohol, bei höheren Temperaturen überwiegt die Milchsäure und die Molke trennt sich eher von der obenauf schwimmenden Schicht aus Sauermilchquark.
    3. Nun siebt man die Knollen aus und füllt das Getränk in Flaschen um - oder trinkt es direkt.
    4. Die Kefirknollen kann man direkt wiederverwenden oder in einer Wasser-Milch-Mischung an einem dunklen Ort stehen lassen. Will man sie länger nicht verwenden, kann man sie auch einfrieren. Dafür wäscht und trocknet man sie und legt sie dann in einem Gefrierbeutel in den Gefrierschrank.

    Häufig gestellte Fragen zu "Kefir":

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