Tierische Überraschung

Unterschiede: Das muss man über vegane und vegetarische Ernährung wissen

Greta Nagel

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31.1.2024, 08:07 Uhr
Über acht Millionen Menschen haben sich im Jahr 2023 in Deutschland als Vegetarier bezeichnet (Symbolbild).

© IMAGO/David Munoz Über acht Millionen Menschen haben sich im Jahr 2023 in Deutschland als Vegetarier bezeichnet (Symbolbild).

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Es gibt nicht die eine vegetarische Ernährung, sondern verschiedene Formen. Darunter fällt auch die vegane Ernährung. Das bedeutet nicht, dass sich Veganer im Normalfall als Vegetarier bezeichnen würden, sondern dass der Veganismus ein Teil von Vegetarismus ist. Jedes vegane Gericht ist zugleich vegetarisch, ein vegetarisches Essen ist aber nicht gleich vegan.

Der wesentliche Unterschied zwischen vegan und vegetarisch liegt darin, dass Vegetarier auf Fleisch und Fisch verzichten, tierische Produkte wie Milch, Eier, Käse oder Honig hingegen verzehren. Sie essen also keine Tiere, aber Produkte von diesen. Veganer verzichten komplett auf alles, was tierischen Ursprungs ist. Stattdessen basiert die Ernährung auf pflanzlichen Lebensmitteln, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Neben der klassischen vegetarischen Ernährung und der ebenfalls bekannten veganen Ernährung gibt die DGE noch weitere Ausprägungen an:

  • Ovo-Lakto-Vegetarier essen kein Fisch, Fleisch oder Milchprodukte, aber Eier.
  • Lakto-Vegetarier nehmen kein Fisch, Fleisch und Eier zu sich, aber Milchprodukte.
  • Ovo-Vegetarier verspeisen kein Fisch und Fleisch, aber Eier und Milchprodukte
  • Pescetarier essen kein Fleisch, dafür aber Fisch.
  • Flexitarier sind Gelegenheitsvegetarier. Sie essen ab und zu Fleisch oder Fisch.
  • Veganer leben ganz ohne tierische Produkte.
  • Frutarier wollen nicht, dass Pflanzen ihretwegen leiden müssen. Sie essen keine Blätter, Wurzeln oder Lebensmittel tierischen Ursprungs. Stattdessen stehen beispielsweise Fallobst, Nüsse, Getreide und Samen auf dem Speiseplan, da diese Nahrungsmittel für sich bereits bei der Ernte abgestorben sind.

Die Ernährung ist letztlich aber eine individuelle Entscheidung, egal wie man sie bezeichnet.

In Deutschland haben sich im Jahr 2023 gut 8 Millionen Menschen als Vegetarier bezeichnet, das geht aus der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse hervor. Damit waren es rund 220.000 Personen mehr als noch ein Jahr zuvor und etwa 9,46 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. 1,52 Millionen Menschen ordneten sich der Analyse nach 2023 selbst als Veganer ein. Das sind circa 1,8 Prozent der rund 84 Millionen Menschen, die in Deutschland leben.

Die Gründe, warum sich Menschen für eine vegetarische oder vegane Ernährung entscheiden, sind unterschiedlich.

Für viele spielen ethische Aspekte eine wichtige Rolle. Das bedeutet unter anderem, dass sie Tierleid minimieren möchten. Filme wie "Erthlings" oder "Dominion" zeigen die Zustände der industriellen Massentierhaltung. Immer mehr Menschen halten diese Bedingungen als ethisch bedenklich. Im Jahr 2022 produzierten gewerbliche Schlachtunternehmen rund sieben Millionen Tonnen Fleisch, so das Statistische Bundesamt.

Ein weiterer Grund, warum sich Menschen dagegen entscheiden, Fleisch und Fisch zu essen oder sogar gänzlich auf tierische Produkte zu verzichten, ist ihre Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt unter anderem, dass ein hoher Konsum von Fleisch negative gesundheitliche Auswirkungen haben kann wie Übergewicht. Auch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die internationale Krebsforschungsagentur der WHO hat Fleisch sogar als "krebserregend" eingestuft.

Fleisch hat aber auch positive Eigenschaften, so Professor Hans Hauner, Direktor das Institut für Ernährungsmedizin der TU München. "Es versorgt den Körper mit wichtigen Nährstoffen", sagt er gegenüber dem Gesundheitsmagazin der AOK. Besonders der hohe Gehalt an Eiweiß, Eisen und Vitamin B12 sei hervorzuheben. Die DGE empfiehlt dennoch, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu essen.

Vitamin B12 kommt fast nur in tierischen Lebensmitteln vor. Deshalb sollten Veganer Vitamin B12 supplementieren, so die DGE. Andere potenziell kritische Nährstoffe kommen aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Wie bei jeder Ernährungsform gilt es grundsätzlich darauf zu achten, sich ausgewogen und vollwertig zu ernähren, so die DGE.

Wer sich vegetarisch oder sogar vegan ernährt, tut auch etwas für das Klima. Laut "Quarks" produziert ein durchschnittlicher Erwachsener, der mehr als 100 Gramm Fleisch am Tag isst, etwa 7,28 Kilogramm CO₂. Vegetarier hingegen nur 3,33 Kilogramm und Veganer etwa 2,16 Kilogramm CO₂. Das bedeutet nicht, dass man gleich vegan leben muss, es bringt auch etwas, weniger Fleisch zu essen.

Viele Nährstoffe stammen aus tierischen Quellen, kommen aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Bei einer vegetarischen Ernährung ist es in der Regel kein Problem, den täglichen Bedarf an beispielsweise Calcium, Protein, Eisen oder Vitamin B12 abzudecken. Für Mischköstler, Vegetarier und Veganer gelten die gleichen Regeln, das bedeutet auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, so die DGE.

Die Frage, ob man Nährstoffe supplementieren sollte und in welcher Menge, klärt man ab besten mit einer Ärztin oder einem Arzt ab. Denn das ist nicht nur abhängig von der Ernährungsform, sondern auch von Person zu Person unterschiedlich.

Bei einigen Lebensmitteln kommen im Produktionsprozess Stoffe tierischen Ursprungs zum Einsatz. Manche Konfitüren enthalten den Farbstoff "Echtes Karmin/Cochenille", der aus Cochenille-Schildläusen gewonnen wird. Wein und Saft werden teilweise mit Gelatine geklärt, warnt die DGE. Diese stammt oft aus dem Bindegewebe von Rindern oder Schweinen. Auch bei Chips müssen Vegetarier aufpassen. Sie enthalten teilweise Aromen, die vom Tier stammen. Bei vielen Lebensmitteln lohnt sich also ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffe.

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