Bürgerversammlung in Wettelsheim: Mehr Platz für Kinder

20.3.2019, 12:11 Uhr
Bürgerversammlung in Wettelsheim: Mehr Platz für Kinder

© TK-Archiv/Sieghard Hedwig

Zunächst bat Ortssprecher Matthias Strauß um einen Moment der Stille für die beim Maibaumunglück im vergangenen April tödlich verletzte junge Frau. Auch wenn Ermittlungsverfahren und Gutachten zu dem (teils umstrittenen) Ergebnis geführt haben, dass der Unfall wohl kaum zu verhindern war, wird in Wettelsheim dieses Jahr kein Maibaum aufgestellt. Stattdessen findet eine Gedenkveranstaltung statt. Ob es 2020 wieder ein Maibaumfest gibt, sei noch nicht entschieden, so Strauß: „Bitte lasst dem Dorf noch ein bisschen Zeit.“

Bürgerversammlung in Wettelsheim: Mehr Platz für Kinder

© Grafik: TK

Die aus der vergangenen Bürgerversammlung mitgenommene Liste mit offenen Themen und Wünschen wurde dem Ortssprecher zufolge komplett abgearbeitet. Vor allem lobte Strauß den 2017 neu nach Treuchtlingen gekommenen Bauamtschef Jürgen Herbst und dessen Mitarbeiter: „Die neue Leitung im Bauamt tut wirklich gut, viele Dinge lassen sich auf dem kleinen Dienstweg regeln.“

Die Bauamtsmitarbeiter waren aber auch so in Wettelsheim nicht ganz untätig, wie Bürgermeister Werner Baum berichtete. Der dortige städtische Kindergarten wird um eine dritte Gruppe erweitert. Dafür entsteht ein 50 Quadratmeter großer Anbau samt Speisesaal und Personalräumen. Die neue Gruppe soll 25 Kinder beherbergen, dazu kommen zwölf Plätze für den Hort. Die Erweiterung ist auch am morgigen Donnerstag, 21. März, Thema im Stadtrat. Die Planungen hätten sich immer wieder verzögert, weil Bundes- und Landespolitik die Förderrichtlinien geändert hätten, so Baum. Er rechne mit einem Baubeginn im Herbst dieses Jahres und der Fertigstellung im Frühjahr 2020.

Außerdem wird bis zum Beginn der Sommerferien das Dachgeschoss der Wettelsheimer Grundschule ausgebaut. Dort sollen zwei weitere Gruppenräume entstehen. Hinter der Schule entsteht ein Bolzplatz, das Bushäuschen davor bleibt zunächst bestehen. Wie schon in den vergangenen Jahren gab es bei der diesjährigen Bürgerversammlung Kritik an dem Unterstand, da nicht alle Schüler hineinpassen würden. Ortssprecher Strauß meinte, dass die Kinder dies aber oft auch gar nicht wollten. Er wolle zusammen mit dem Bürgermeister, der Schulleitung und den Busfahrern das Gespräch suchen. Möglicherweise könnten die Kinder bei Bedarf länger in der warmen Schule bleiben.

Zu viele Raser im Dorf

In der Straße vor dem Schulhaus war von Mitte Januar bis Ende Februar ein Gerät zur Geschwindigkeitsmessung aufgestellt. Insgesamt wurden etwa 12.000 Fahrzeuge erfasst, also Durchschnittlich 341 pro Tag. Die meisten fahren mit den erlaubten 50 Kilometern pro Stunde oder langsamer, doch gut 17 Prozent waren zu schnell unterwegs. Unrühmlicher Spitzenreiter war ein Autofahrer mit Tempo 110. Konkrete  Maßnahmen plant die Stadt deshalb jedoch nicht.

Das Gefühl, an einer „Rennstrecke“ zu wohnen, hat auch eine Anliegerin der Wehrstraße. Sie beklagt den zunehmenden Verkehr aus Richtung Auernheim und Döckingen, der sich nicht ans Tempolimit halte. Bürgermeister Baum sagte zu, die Stelle bei der nächs­ten Verkehrsschau zu begutachten.

Zum Thema Verkehr meldete sich auch der Falbenthaler Ortssprecher Marco Satzinger zu Wort. Seit elf Jahren mahne er den Ausbau des Feldwegs zwischen Falbenthal und Wettelsheim an, den auch die (inzwischen 14) schulpflichtigen Kinder aus dem Dorf nutzen würden. Eine Schotterung würde dem wenige hundert Meter langen Weg nicht schaden. Rathauschef Baum sagte, dass ein Ausbau für 2019 vorgesehen sei, die Planungen liefen gerade.

Ein Bürger kritisierte die Neuregelung bei der Wahl der Ortssprecher. Hier zählen nun die Gesamtstimmen, die die Kandidaten aus dem Dorf bei der Kommunalwahl in ganz Treuchtlingen erreichen. Wer die meisten hat und in den Stadtrat gewählt wurde, ist automatisch Ortssprecher. Bislang war das Ergebnis im Wahllokal vor Ort maßgebend. „Wir wollen unseren Ortssprecher nicht aus Auernheim oder Gundelsheim wählen lassen“, so der Bürger.

Stadt prüft Wahlmodus nochmals

Stadtoberhaupt Baum bat um Verständnis für die neue Regelung, vor allem im Hinblick auf die zu erwartenden 50 Prozent Briefwähler bei der Kommunalwahl 2020. Diese Stimmen dürften nicht unter den Tisch fallen. Laut Baum wird derzeit geprüft, ob ein Dorf bei mehreren Vertretern im Stadtrat aus deren Mitte in einer eigens anberaumten Versammlung den Ortssprecher wählen darf. Vorerst sei aber die vom Stadtrat beschlossene Änderung maßgebend.

Auch die Umwandlung der Treuchtlinger Augenarztpraxis Dr. Sulla in eine Privatpraxis treibt in Wettelsheim die Menschen um. Ein Bürger wollte wissen, ob die Stadt etwas tun könne, um einen neuen Facharzt anzusiedeln. Bürgermeister Baum erklärte, dass der Landkreis nun als „unterversorgtes Gebiet“ gelte und sich die Kassenärztliche Vereinigung bemühen müsse, eine neue Arztstelle zu schaffen. Diese müsse aber nicht zwingend in Treuchtlingen sein, es kämen auch andere Orte in Frage. Es würden Gespräche laufen, aber niemand könne einen Arzt nach Treuchtlingen zwingen.

Ähnlich interessiert war ein Bürger an der Zukunft des Modelleisenbahn-Miniaturlands in der Elkan-Naumburg-Straße. Diesem droht die Schließung, weil der Vermieter Eigenbedarf angemeldet hat. Dagegen müsse die Stadt doch etwas tun, so der Wunsch des Bürgers. Rathauschef Baum sagte, es gebe weiterhin Gespräche mit den Eigentümern potenzieller Immobilien. Letztlich sei die Modelleisenbahn aber eine Privatangelegenheit, die Stadt können dafür keine Halle aus Steuergeldern bauen.

Abschließend appellierte Baum an die Bürger, sich bei Missständen im Ort früher als bisher an die Verwaltung oder den Ortsausschuss zu wenden. So habe die Stadt zum Beispiel nach langer Zeit nun endlich vier defekte Straßenlaternen erneuert.

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