Angehörige fassungslos: Kein Geld für NSU-Opfer

13.12.2018, 09:00 Uhr
Mehmet O. ist fassungslos: Seit Jahren kämpfte er für eine Entschädigung, die ihm nun verwehrt bleibt.

© Foto: privat Mehmet O. ist fassungslos: Seit Jahren kämpfte er für eine Entschädigung, die ihm nun verwehrt bleibt.

Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze hatte leidenschaftlich für das Ansinnen geworben. "Wir dürfen die Angehörigen der Opfer mit dem psychischen Leid und den materiellen Folgen nicht alleine lassen", begründete sie. Der Landtag müsse nicht nur die Morde des NSU als rassistisch anerkennen, sondern sich auch zu seiner politischen Verantwortung gegenüber Opfern, Angehörigen und Geschädigten bekennen, sagte sie. Doch am Ende lehnte die Regierungskoalition aus CSU und Freien Wählern mit den Stimmen der AfD den Antrag ab. "Es leuchtet mir nicht ein, wie man gegen diese Unterstützung sein kann", sagte Schulze unserer Redaktion.

Thüringen hatte vor einem Jahr einen solchen Fonds aufgelegt und ihn mit 1,5 Millionen Euro ausgestattet. Es hätte dem Freistaat Bayern "gut zu Gesicht gestanden", wenn er einen Entschädigungsfonds nach Thüringer Vorbild eingerichtet hätte, urteilte Rechtsanwalt Alexander Seifert, der die Nürnberger Familie des getöteten Imbissbetreibers Ismail Yasar vertritt. "Die Angehörigen der Opfer haben viel durchgemacht", betonte Seifert. Denn die Polizei verdächtigte zunächst die Opfer selbst als Mitglieder der türkischen organisierten Kriminalität, dies habe den Hinterbliebenen zusätzliches Leid bereitet.

Auch Mehmet O. (Name geändert), der frühere Wirt der Pilsbar "Sonnenschein" in der Nürnberger Scheurlstraße, kämpft seit Jahren um Entschädigung. Als im Sommer 1999 eine Taschenlampe in seinem Lokal explodierte, überlebte er mit Verletzungen am ganzen Körper. Erst im Münchner Prozess kam 2013 ans Licht, dass das Attentat auf das Konto des NSU ging (wir berichteten). Da hatte O. seine Heimatstadt aus Angst vor weiteren Anschlägen längst Hals über Kopf verlassen. Viele schwere Jahre liegen hinter ihm, sagte er jetzt dem gemeinsamen Rechercheteam von Nürnberger Nachrichten und Bayerischem Rundfunk.

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