Fledermäuse in Bayern übertragen kein Corona

22.4.2020, 15:51 Uhr
Fledermäuse in Bayern übertragen kein Corona

© Franz Christoph Robiller/epd-bild

Seit dem Ursprung des Coronavirus werden Fledermäuse immer wieder als Ursprung und Verbreiter des Virus bezeichnet. So einfach ist es jedoch nicht: Bis ein Coronavirus aus einer Fledermaus für den Menschen ansteckend wird, müssen mehrere Zwischenschritte eintreten. "Wir nehmen die Ängste und Sorgen der Menschen ernst und klären über falsche Vorstellungen und Vorbehalte gegenüber Fledermäusen auf", sagt Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter des Ladesbund für Vogelschutz (LBV). "Unsere einheimischen Fledermäuse sind nicht mit SARS-CoV-2 infiziert und können somit Menschen nicht mit Covid-19 anstecken."


Auch in Franken: Fledermaus steht auf der Roten Liste


Wie viele andere Säugetiere, dem Menschen inklusive, sind Fledermäuse Träger von verschiedenen Bakterien und Viren. "SARS-CoV-2 ist ein menschlicher Erreger. Er ist genetisch eng mit Viren aus dem Tierreich verwandt. Eine direkte Übertragung von Fledermäusen auf den Menschen ohne Zwischenwirt ist sehr unwahrscheinlich und bisher nicht belegt", erklärt von Lindeiner.

Damit Menschen infiziert werden können, sind mehrere zeitlich gestaffelte Übergänge von einer Tierart zur nächsten notwendig, bei denen sich bestimmte Viruseigenschaften verändern. Der Sprung auf einen neuen Wirt erfolgt extrem selten und meist unter unnatürlichen Bedingungen, wie zum Beispiel auf Wildtiermärkten, wo Tierarten aus unterschiedlichen Lebensräumen dicht gedrängt aufeinandertreffen. "Der enge Kontakt von Zwischenwirt und Mensch, der für eine Krankheitsübertragung entscheidend ist, findet in Bayern also gar nicht statt", so der LBV-Artenschützer.


Virologe im Interview: So hat Corona sich bei uns eingenistet


Fledermäuse sind ein unverzichtbarer Teil vieler Ökosysteme. Sie bestäuben Pflanzen, verbreiten Samen und fressen Insekten, die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft anrichten. "Unsere heimischen Fledermäuse sind gesetzlich besonders geschützt und brauchen unseren Schutz", sagt von Lindeiner. Alle der insgesamt 25 Fledermausarten in Bayern sind gefährdet, viele davon stehen sogar auf der Roten Liste. "Das Töten oder auch die Störung der Fledermäuse ist eine Straftat ebenso die Beschädigung oder Zerstörung ihrer Quartiere", sagt von Lindeiner.


Oberpfälzer Fledermaus-Projekt von UN ausgezeichnet


Gerade jetzt sind viele Fledermäuse nach ihrem Winterschlaf auf der Suche nach passenden Sommerquartieren. Als Kulturfolger bewohnen Fledermäuse Scheunen, Keller oder Kirchtürme. Aber auch in Dachböden von Wohnhäusern fühlen sich die nachtaktiven Tiere wohl. Doch trotz der relativen Nähe zum Menschen, wenn beide beispielsweise unter einem Dach wohnen, sind Fledermäuse als Krankheitsüberträger für den Menschen keine Gefahr. "Wichtig ist, lebende oder tote Tiere sowie Fledermauskot nur mit Handschuhen anzufassen. Vorsichtsmaßnahmen, die auch im Umgang mit allen anderen Wildtieren empfohlen sind", erklärt der LBV-Fachmann.


Um den tatsächlichen Ursprung von SARS-CoV-2 ranken sich viele Theorien, zweifellos geklärt werden konnte er noch nicht. In asiatischen Fledermäusen aus der Familie der Hufeisennasen und in Schuppentieren, sogenannten Pangoline, fanden die Wissenschaftler Viren mit ähnlichem Erbgut. Dieser Ursprung könnte jedoch bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegen, wie genetische Befunde von Fledermäusen zeigen.

Von der in Bayern lebenden Großen Hufeisennase, einer entfernten Verwandten der in China verbreiteten Fledermausart, geht derweil keine Gefahr für den Menschen aus: "Die bayerische Kolonie der Großen Hufeisennase in Hohenburg ist stark regional begrenzt und mit keiner anderen Kolonie der Fledermausart in Kontakt. Außerdem wurden die Fledermäuse 2011 im Rahmen eines Forschungsprojekts auf Coronaviren getestet. Alle Tests waren negativ", so Johannes Pirner, LBV-Gebietsbetreuer Fledermaushaus Hohenburg.

Das vollständige Informationsblatt zum Thema "Einheimische Fledermäuse und SARS-CoV2 finden Sie hier.


Über aktuelle Entwicklungen in der Corona-Krise Sie haben selbst den Verdacht, an dem Virus erkrankt zu sein? Hier haben wir häufig gestellte Fragen zum Coronavirus zusammengestellt.

Die Anzahl der Corona-Infizierten in der Region finden Sie hier täglich aktualisiert. Die weltweiten Fallzahlen können Sie an dieser Stelle abrufen.


Wir informieren Sie mit unserem täglichen Corona-Newsletter über die aktuelle Lage in der Coronakrise, geben Ihnen Hinweise zum richtigen Verhalten und Tipps zum alltäglichen Leben. Hier kostenlos bestellen. Immer um 17 Uhr frisch in Ihrem Mailpostfach.

Sie bevorzugen Nachrichten zur Krise im Zeitungsformat? Erhalten Sie mit unserem E-Paper-Aktionsangebot immer die wichtigsten Corona-News direkt nach Hause: Ein Monat lesen für nur 99 Cent! Hier gelangen Sie direkt zum Angebot.


Sie wollen in der Corona-Krise helfen: Dann sind Sie in unserer Facebookgruppe "Nordbayern hilft" genau richtig!

Keine Kommentare