Autonomen-Demo: Bis zu 3000 Teilnehmer forderten die "soziale Revolution"

1.5.2021, 18:07 Uhr

"Streiken, besetzen, enteignen" - das sei die richtige Antwort auf die Corona-Krise, meint die Organisierte Autonomie (OA), die im gut gefüllten Nürnberger Rosenaupark zum 30. Mal den "Revolutionären 1. Mai" feierte.

Freude über juristischen Erfolg

Zu Beginn bejubelten die Veranstalter erst einmal ihren juristischen Erfolg: Für den Demonstrationszug vom Rosenaupark in die Südstadt und zurück waren seitens der Stadt Nürnberg nur 200 Teilnehmer erlaubt. Dagegen hatte die OA erfolgreich vor dem Verwaltungsgericht Ansbach geklagt. Nun gab es keine Höchstbegrenzung der Teilnehmerzahl mehr, es galt nur noch die Auflage, dass jeweils Blocks mit 200 Personen gebildet werden mussten, zwischen denen jeweils 20 Meter Abstand eingehalten werden musste.

Kämpferische Reden

Vor dem Demozug und danach gab es zahlreiche kämpferische Reden von Gruppierungen wie "Fridays for Future", "Partizan", "Rote Hilfe", "Antifa Aktionskneipe" oder dem Jugendverband "Die Falken". Die Vertreterin des "8.-März-Bündnisses" beklagte, dass die Corona-Krise gerade für Frauen und Kinder, die in ihren Wohnungen häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, fatal sei.

Der Redner der "Prolos" warnte angesichts der Bundestagswahl davor, zu viele Hoffnungen in die Grünen zu setzen. Die hätten ihre Wähler schon bei der Regierungsbeteiligung zwischen 1998 und 2005 enttäuscht, als sie dem Kosovo-Einsatz der Bundeswehr und der Einführung von Hartz IV zustimmten. Der DKP-Vertreter beklagte die Rüstungsausgaben, der Redner der anarchistischen Gruppierung "Auf der Suche" prangerte polizeiliche Willkür an, der Sprecher der "Interventionistischen Linken" erinnerte an die Opfer rechtsextremer Gewalt und forderte mehr Widerstand aus der Zivilgesellschaft: "Identifizieren wir uns mit den Dringlichkeiten unserer Gegenwart!"

Auch Stadträte dabei

Nicht auf dem Rednerpult, wohl aber unter den laut OA-Angaben in der Spitze bis zu 3000 Teilnehmern (die Polizei spricht von 2000 Teilnehmern) waren die Stadträte Marion Padua (Linke Liste) und Titus Schüller (Die Linke). Schüllers zentrale Forderung zum 1. Mai ist, zum Beispiel Pflegekräfte besser zu entlohnen: "In Corona-Zeiten zeigt sich, welche Berufe wichtig sind und diese sollten auch ordentlich bezahlt werden."

Die Stimmung war durchgehend friedlich, auch wenn sich die OA in einer Pressemitteilung darüber echauffierte, dass die Polizei den Demonstrationszug mehrfach "wegen angeblich verknoteter Seiten-Transparente" aufhielt. Das sei unnötig gewesen. Polizei-Sprecher Michael Konrad sagte, dass solche verknoteten Transparente nicht erlaubt seien, weil sie zum Beispiel hinderlich sind, wenn die Polizei bei einer Demonstration eingreifen muss.

Verstoß gegen Sprengstoffgesetz

Insgesamt sei die Demo aber auch aus Polizeisicht weitgehend störungsfrei verlaufen. Vier Personen habe man zwischenzeitlich festnehmen müssen - zwei wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, zwei, weil sie gefährliche Gegenstände dabei hatten. Alle seien wieder auf freiem Fuß, Anzeigen sind aber erstattet.


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OA-Sprecher Joseph Bauer bezeichnete die Demonstration unterdessen als "vollen Erfolg": Die rege Beteiligung zeige, dass man die Themen angesprochen habe, die die Leute bewegten.

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