Fall 22 der Weihnachtsaktion

Rund um die Uhr: 60-Jährige opfert sich auf für schwer behinderte Tochter

8.12.2021, 11:45 Uhr
Ihr Leben spielt sich zwischen Pflegebett und Rollstuhl ab: Mit ihren schweren körperlichen Behinderungen ist die 37-jährige Frau unablässig auf Betreuung angewiesen. 

© Robert Byron Ihr Leben spielt sich zwischen Pflegebett und Rollstuhl ab: Mit ihren schweren körperlichen Behinderungen ist die 37-jährige Frau unablässig auf Betreuung angewiesen. 

Geduldig schiebt die Mutter der inzwischen 37-Jährigen Löffel für Löffel in den Mund, löst Tabletten auf und lässt nicht locker, bis Fiona wenigstens einen Teil des Safts aus einer Art Nuckelflasche gesaugt hat. Dann ist ein Mittagsschläfchen angesagt. Da die Tochter klein geblieben und ziemlich dünn ist, kann die Mutter sie noch gut tragen.

Ein oder zwei Stunden kann Elena M. dann mal abschalten oder sich einer anderen Aufgabe widmen. „Dann fängt das Programm von vorne an“, sagt sie. Die innige Beziehung erlaubt der Mutter auch zu deuten, was Fiona ausdrücken will, wenn sie zum Beispiel aufstöhnt oder scheinbar wilde Laute von sich gibt. Die 37-Jährige nimmt auch sehr wohl Anteil am Geschehen um sie herum – und blickt wie gebannt auf den Bildschirm, wenn der Fernseher läuft.

Gerade wegen der Vertrautheit und Gewöhnung kommt es für Elena M. auch nicht in Frage, die Tochter wenigstens stundenweise einem Pflegedienst anzuvertrauen. Nicht aus falschem Stolz, wie sie versichert, sondern weil sich die Tochter querstellen würde. Nur einen regelmäßigen Außenkontakt gibt es für Fiona - in einer Werkstatt der Lebenshilfe. Oft genug aber fällt auch die Fahrt dorthin flach, wenn es Fiona nicht gut genug geht.

Gefährliche Dauerbelastung

Wie die Frau das Pensum schafft, und das seit Jahrzehnten, scheint für Außenstehende fast unbegreiflich. Droht sie über der Belastung nicht bald selbst zum Pflegefall zu werden? An sich selbst zu denken, fällt ihr sichtlich schwer. Und schnell winkt sie ab, wenn ihr zum Beispiel Gymnastik und Entspannungstraining vorgeschlagen werden. Ja, gibt sie zu, das viele Heben mache sich schon bemerkbar, zum Beispiel in den Schultern. Aber der Effekt von Physiotherapie, das habe sie schon ausprobiert, sei stets rasch verflogen.

Und wenn es hart auf hart kommt, sei die andere Tochter zur Stelle. „Dieser Zusammenhalt, das gehört zu unserer Tradition“, meint Elena M., die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und im Nürnberger Umland lebt. „Bei uns wäre es zum Beispiel auch unvorstellbar, ältere Menschen in ein Heim abzuschieben.“

Ein Riesenloch in den Familienverbund hat allerdings der überraschende Tod von Elenas Ehemann gerissen: Der erst 60-Jährige erlag einem Herzinfarkt. Über den Verlust kommt die Witwe in ihrer Trauer indes kaum hinweg - zumal nun auch finanziell für sie alles schwieriger geworden ist. Nun ist sie auf Grundsicherung angewiesen, für die Tochter gibt es auch Pflegegeld.

Am Beispiel von Elena M. bittet die Aktion „Freude für alle“ heute um Spenden für Familien mit schwerstbehinderten Eltern oder Kindern.

Unsere Spendenkonten: Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11; Sparkasse Erlangen: DE28 7635 00 00 0000 0639 99; Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72; Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54. Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer bei dem Vermerk „anonym“). Zur Ausstellung von Spendenbestätigungen bitte vollständige Adresse mit angeben.

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