Bürgerversammlung nach Corona

Spielplätze, Tauben, Straßengestaltung: Nürnberger im Dialog mit der Stadtspitze

5.10.2021, 09:59 Uhr
Sie warfen keine Körbe, beanworteten aber Fragen: Oberbürgermeister Marcus König (CSU, am Pult) und sein Referententeam in der Kia Metropol Arena. 

© Michael Matejka, NNZ Sie warfen keine Körbe, beanworteten aber Fragen: Oberbürgermeister Marcus König (CSU, am Pult) und sein Referententeam in der Kia Metropol Arena. 

Nein, die Vertreter der Stadtspitze seien nicht unhöflich, beteuert Baureferent Daniel Ulrich - auch wenn sie den Blick auf ihre Laptops gerichtet hätten, während die Bürger Fragen stellen. "Wir spielen keine lustigen Spiele, sondern wir versuchen, Ihnen im Straßenraum zu folgen."

Vier auf einen Streich

Schließlich müssen Oberbürgermeister Marcus König (CSU) und seine Mitstreiter von der Referentenbank bei dieser ersten Präsenz-Bürgerversammlung seit Beginn der Corona-Krise gleich vier Versammlungsgebiete auf einmal im Blick behalten. Eigentlich ist jedes dieser Viertel alle zwei Jahre mit einer eigenen Veranstaltung an der Reihe, aber um Rückstände aufzuarbeiten, fasst die Stadt in den kommenden Wochen jeweils mehrere Gebiete zusammen. Hierzu lädt sie die Bürger in die Kia Metropol Arena am Tillypark, wo Abstände bestens eingehalten werden können.


In der ersten Runde geht es um Erlenstegen/Mögeldorf, Glockenhof/Zerzabelshof, Langwasser und den Südosten mit Altenfurt oder Birnthon. Zuerst sind die Bürgervereinschefs mit ihren Anliegen an der Reihe. Wolfgang Köhler, Chef des Geschichtsvereins Mögeldorf und selbst als Personalreferent bis 2017 Mitglied der Stadtspitze, sorgt sich zum Beispiel um die gewachsene Struktur seines Stadtteils mit den Villenlagen entlang der Schmausenbuckstraße. Lothar Steck (Vorstadtverein Zabo) fragt, warum die Valznerweiherstraße nicht entsprechend dem Mobilitätsbeschluss des Stadtrats gemäß den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer umgebaut wird. Kristina Brock (Bürgerverein Langwasser) mahnt eine Neugestaltung des nicht mehr im Betrieb befindlichen, aber wegen seiner unheilvollen historischen Rolle wichtigen Bahnhofs Märzfeld an.

Baureferent springt in die Bresche

Bei all diesen Fragen springt der viel geforderte parteilose Baureferent Ulrich in die Bresche. Was den Erhalt der Struktur in Mögeldorf angeht, hänge viel von dem guten Willen der Erben ab; die Valznerweiherstraße sei (ähnlich wie die Beuthener Straße, nach der später noch ein Bürger fragt) nicht "ausreichend kaputt", um sie zu sanieren.
Der Bahnhof Märzfeld wiederum stehe regelmäßig auf der Agenda von Ulrichs im Halbjahresrhythmus stattfindenden Gesprächen mit der Deutschen Bahn. Diese ist Eigentümer des Geländes. Allein, die Bahn mache dort nur das Nötigste und die Gespräche seien auch "nicht immer nur erquicklich".

Bürgermeister Christian Vogel (SPD) kann immerhin in Aussicht stellen, dass eine neue Informationstafel bald über die Bedeutung des Orts informieren soll, von wo aus die Nazis 2000 Deutsche jüdischen Glaubens - meist in den sicheren Tod - abtransportierten.


Vogel muss dann das Anliegen zweier Bürgerinnen abschlägig bescheiden, die gerne den vor ihren Wohnungen an der Flußstraße geplanten Spielplatz verhindern und diesen auf einer entfernteren Hundewiese angesiedelt wissen möchten. Das sei mit dem Bebauungsplan unvereinbar, erwidert Vogel. Sozialreferentin Elisabeth Ries (SPD) bittet um Verständnis für die Entfaltungsräume, die Kinder benötigten. Dafür gibt es Applaus von den Rängen.

Was den kritisierten Wildwuchs von Hecken angeht, kann Vogel auf das Ende der Vogelbrutzeit verweisen - nun sorge der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) hier wieder für mehr Ordnung. Apropos Vögel: Ein Bürger beschwert sich wegen der Tauben, die St. Jobst in Beschlag nehmen würden. "Das Thema spaltet die Stadtgesellschaft", sagt Umweltreferentin Britta Walthelm (Die Grünen). Entweder die Bürger beklagten sich über die Tauben selbst - oder über ergriffene Vergrämungsmaßnahmen. Manche Probleme sind eben auch in einer zweieinhalbstündigen Versammlung nicht zu klären.

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