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Testival im Heizhaus: Einfach mal die Stadt gestalten

25.9.2021, 19:23 Uhr
Zur Stärkung gibt es gerettete Lebensmittel. Und gleich noch Infos, wie sich ein solches Projekt stemmen lässt.

© Günter Distler, NNZ Zur Stärkung gibt es gerettete Lebensmittel. Und gleich noch Infos, wie sich ein solches Projekt stemmen lässt.

Menschen dafür begeistern, die eigene Stadt zu gestalten. Das ist das Ziel des Urban Lab in Nürnberg, und die eigene Stadt mit einem Projekt zu gestalten, das ist "manchmal leichter, als man es sich vorstellt" , sagt Lena Endres. Manchmal braucht es gar nicht so viele Genehmigungen, manchmal finden sich Partner und Mitstreiter leicht, tun sich Räume auf, die vorher verschlossen schienen. "Darum geht es hier", sagt Endres, eine der Mitorganisatorinnen des Urban-Lab-Testivals unter dem Motto "Stadt machen gemeinsam ausprobieren" am Heizhaus. "Die Menschen hier, das sind alles Leute, die hatten eine Idee im Kopf, und haben sie am Ende umgesetzt."

Lena Endres und Charlotte Haas (rechts) haben das Testival mitorganisiert.

Lena Endres und Charlotte Haas (rechts) haben das Testival mitorganisiert. © Günter Distler, NNZ

Diese Ziel eint alle, die an diesem Wochenende, 25. und 26. September 2021, am Heizhaus am Fuß des Quelleturms in der Wandererstraße zusammenkommen. Sie wollen die Stadt ökologisch und sozial mitgestalten, öffentliche Räume für alle nutzbar machen und das Miteinander in den Stadtteilen antreiben. Beim Testival können sie sich auszutauschen, aber vor allem auch andere inspirieren und ihre Erfahrungen weitergeben.

Gianna Mitrou, Oday Almassarani und Steffi Hahm (von links) von Refukitchen, das demnächst "Tischkulturen" heißt. Trotz Corona-Pause existiert das Koch-Projekt schon seit Jahren.

Gianna Mitrou, Oday Almassarani und Steffi Hahm (von links) von Refukitchen, das demnächst "Tischkulturen" heißt. Trotz Corona-Pause existiert das Koch-Projekt schon seit Jahren. © Günter Distler, NNZ

So wie Steffi Hahm und Gianna Mitrou, die seit Jahren bei Refukitchen aktiv sind, ein Projekt, das nach der Ankunft der vielen Geflüchteten in der Stadt 2015 entstand. Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern kommen hier zusammen und kochen gemeinsam, beim Zwiebelnschneiden oder Salatwaschen wird ganz nebenbei Deutsch gelernt. Nach der Corona-Zwangspause wollen sie jetzt wieder starten, mit neuem Namen: Tischkulturen. "Wir wollen weg vom Flucht-Thema", sagt Hahm, viele Geflüchtete sind längst gut angekommen in der Stadt, die Gruppe hat sich weiterentwickelt.

Alexandra Schwab unterstützt bei der Begrünung von Hinterhöfen.

Alexandra Schwab unterstützt bei der Begrünung von Hinterhöfen. © Günter Distler, NNZ

Was rät sie jemandem, der selbst ein soziales Projekt auf die Beine stellen will? "Man sollte sich einen Partner suchen, einen Ort, an dem man sich treffen kann", sagt Hahm. Bei "Tischkulturen" ist das die Evangelische Studierendengemeinde (ESG), an die man sich angedockt hat und so Ressourcen nutzen kann. "Beispielsweise hat uns der Bufdi der ESG unterstützt", sagt Hahm. Auch die eine oder andere Spende lässt sich mit einem Partner leichter organisieren.

Auch Alexandra Schwab fördert das Zusammenkommen unterschiedlichster Menschen, allerdings hauptamtlich. Als Quartiersmanagerin bei der Stadterneuerung West hat sie unter anderem mitgeholfen, in den letzten zwei Jahren fast 40 Hochbeete in Hinterhöfen und bei sozialen Einrichtungen wie Kindergärten zu installieren. "Gebaut werden die von der Noris-Arbeit", sagt Schwab, die Hausbewohner sorgen dann für Erde, Pflanzen und Pflege. "So finden Hofgemeinschaften neu zusammen", sagt Schwab. Gemeinsames Gärtnern, Ernten und vielleicht auch Kochen verbessert die Nachbarschaften. "Manche haben uns gesagt: Das Hochbeet hat uns über die Corona-Zeit gerettet."

Wer bisher nur eine Idee für eine bessere Stadt, einen lebenswerteren Stadtteil, hat, kann sich beim Testival direkt ans "Amt für Ideen" des Urban Lab wenden, das seit Januar schon rund 50 Beratungen durchgeführt hat. Voraussetzung: Die Idee ist für alle da, es muss ums Gemeinwohl gehen. Welche Genehmigungen brauche ich für Veranstaltungen im öffentlichen Raum? Wie organisiere ich eine Kleidertausch-Party? Was muss ich beachten, wenn ich Lebensmittel retten möchte? "Wir glauben immer, dass man viel nicht darf, aber das stimmt oft nicht", macht Charlotte Haas vom Urban Lab Mut.

Info: Das Testival am Heizhaus, Wandererstraße 89, Nürnberg, lädt am Sonntag, 26. September 2021, nochmal ab 14 Uhr mit Infoständen, Vorträgen und Filmen ein. Der Eintritt ist frei.

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