So erlebten es die Zuschauer im Saal

Wetten, dass...?: Nürnberg feiert Gottschalks Retro-Show

7.11.2021, 16:44 Uhr
"Oh wie ist das schön!": Mit minutenlangem Applaus, Gesang und Standing-Ovations wurde Thomas Gottschalk in Nürnberg empfangen.

© Frederic Kern via www.imago-images.de, imago images/Future Image "Oh wie ist das schön!": Mit minutenlangem Applaus, Gesang und Standing-Ovations wurde Thomas Gottschalk in Nürnberg empfangen.

Samstagabend, 20 Uhr, während sich die Zuschauer auf dem Sofa die Chips bereitstellen, steigt die Spannung beim Saalpublikum, das die Sendung live in der Nürnberger Messehalle 3C verfolgt. Eine halbe Stunde sind die 2500 Zuschauer draußen in der Kälte angestanden, haben diverse Kontrollen wie am Flughafen über sich ergehen lassen, um live dabei zu sein, wenn die herbstblonde Showmaster-Legende die Kultshow moderiert.

Hüstel, raschel, Nervosität, nochmal aufs Klo gehen? Jetzt ist es zu spät, Beifall brandet auf, als Gottschalk um 20 Uhr auf die Bühne schaut. Noch ohne Jackett, aber mit reichlich Witzen ausgestattet, übernimmt er das Warming-Up, das Aufwärmen des Publikums, selbst. Zu Wort kommt er allerdings lange nicht. Denn das Publikum donnert ihm minutenlangen Applaus entgegen und erhebt sich von den Sitzen. Ist der Papst gleichzeitig mit der Queen eingetroffen? Nein, aber eben Thomas Gottschalk in Nürnberg.


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"Ihr seid doch nur froh, dass sie euch mal wieder rausgelassen haben", ruft der gebürtige Oberfranke, als er sich Gehör verschaffen kann. Man sieht, er genießt sein Heimspiel. "Hallo Herr Urschlechter!", begrüßt er den Nürnberger Oberbürgermeister in der ersten Reihe scherzhaft. "Oh König, heißt der jetzt, wir haben uns gesteigert." Entspannt spaziert er durchs Publikum, macht ein paar Selfies und gibt Kostproben, dass sein Fränkisch noch sitzt: "Dei Frau hat a Bild von mir? Ja sooch amol!"

"Das ist das Frankenland!"

Schon jetzt ist das Saalpublikum aus dem Häuschen. "Ich hab nix verlernt, aber auch nix dazu gelernt. Ihr bekommt, was ihr verdient", ruft er noch, dann verschwindet er, um Punkt 20.15 Uhr offiziell wieder auf der Showtreppe zu erscheinen. "Oh wie ist das schön!", singen die Zuschauer im Saal diesmal. Gottschalk breitet die Arme aus. "Das ist das Frankenland! Und da sagt man, die Franken hätten kein Temperament." In der ersten Reihe verfolgen auch Gottschalks Partnerin Karina Mroß und seine Schwester Raphaela die Show. Wenn sie den Kopf wenden, klicken die Apparate der Fotografen rasend schnell.

"Ich lass mir Zeit", kündigt der 71-Jährige an. Über eine halbe Stunde wird er am Ende überziehen. In rund dreieinhalb Stunden können die Zuschauer im Saal live verfolgen, wie auf der dreigeteilten Bühne die Jubiläumshow, die an diesem Abend fast 14 Millionen Menschen vor die Fernseher holt, erzeugt wird. Sehen den immensen Aufwand, der für die Fernseh-Illusion nötig ist. Fast zwei Wochen lang wurde in der Messehalle dafür aufgebaut. Hunderte Mitarbeiter sind daran beteiligt. Vier fahrbare Kameras, zwei Krankameras und eine Steady-Cam sind im Einsatz. Unsichtbar für den Fernsehzuschauer steht eine ganze Gruppe vor dem berühmten Sofa: Kameraleute, Kabelhilfen, Assistenten, die den Zeitplan im Blick haben und Schilder hochhalten mit Stichwörtern für Gottschalk und Co-Moderatorin Michelle Hunziker.

Helene singt und Gottschalk wird gepudert

Während um Sängerin Helene Fischer auf der Bühne die Feuerfontänen sprühen, stürzt sich die Maske auf Gottschalk und die Promigäste, um nachzupudern und die Frisuren nochmal zu richten. Als die blonde Sängerin danach auf Thommys Couch um ihre Schwangerschaft herumeiert, bauen währenddessen Arbeiter in Windeseile die Podestbühne ab, auf der sie gerade noch performt hat. Reibungslos spult sich eine Sendung ab, in der alle beliebten Zutaten versammelt sind: Eine Wette mit Hund, eine Kinderwette, eine Außenwette, gesendet vom Sportplatz der Bertolt-Brecht-Schule nahe der Messe, und eine Baggerwette, präsentiert vom Erfinder der Show, Frank Elstner.

Und natürlich sind echte Showgrößen dabei. Benny und Björn, die Herren von Abba zum Beispiel. Einige Zuschauer sind nur deshalb nach Nürnberg gekommen. Jürgen aus Berlin etwa, der einen original Fanschal seines ersten Konzerts der Schweden um den Hals trägt. "Sonst würde ich mir die Sendung nicht antun, aber schreiben Sie das vielleicht nicht so", sagt er und lacht.

Mit Udo aufm Klo

Eine ganze Gruppe Udo Lindenberg-Fans ist auch im Publikum, samt Double, das in der Toilettenschlange vor der Show schon einen Auftritt hatte. Ist das etwa der Echte? Nein, nur ein Fan. "Geile Show, das sollte weitergehen", thematisiert dann der echte Lindenberg als Erster, dass die allerletzte "Wetten, dass..?"-Show vielleicht doch nicht die allerallerletzte sein müsste. Das Publikum im Saal ist eindeutig dafür und spendet kräftigen Applaus. Und tatsächlich denkt man beim ZDF über eine Fortsetzung nach.

Das Drumherum ist die eigentliche Show

Am Ende der Show gabs noch Streicheleinheiten für Gottschalk von seiner Lebensgefährtin Karina Mroß. 

Am Ende der Show gabs noch Streicheleinheiten für Gottschalk von seiner Lebensgefährtin Karina Mroß.  © Frederic Kern via www.imago-images.de, imago images/Future Image

Im Saal erlebt man eine andere Show als zuhause am Fernseher: Was auf dem Bildschirm übergroß wirkt, ein Namenshänger bei Gottschalk etwa oder eine Bemerkung zu Hunzikers Ausschnitt, geht hier unter. Das ganze technische Drumherum ist für die Saalzuschauer die eigentliche Show. "Diese Organisation zu sehen, wie das klappt, fand ich unheimlich toll", schwärmt Manuela Geuter aus Coburg danach. Nur wegen "Herrn Gottschalk" ist sie gekommen und restlos von ihm begeistert. "Absolut korrekt", finden sie und ihre Kollegin den Sicherheitsstandard. Nach 3G plus wurden die 2500 Gäste eingelassen: genesen, geimpft oder PCR- getestet. Dafür ohne Maskenpflicht.

Zuschauer sitzen dicht an dicht

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte wegen steigender Coronazahlen abgesagt. Fernsehbilder, auf denen er dicht an dicht im Publikum sitzt, wären sicher keine gute Idee. Und in der Tat fragt man sich: 2500 Leute gedrängt in die Halle setzen, muss das sein? "Schon grenzwertig", findet es ein Zuschauer aus Fürth.

Dicht an dicht saßen die 2500 Zuschauer in der Nürnberger Messehalle 3C. Trotz 3-G-plus-Regelunge fanden einige: grenzwertig!

Dicht an dicht saßen die 2500 Zuschauer in der Nürnberger Messehalle 3C. Trotz 3-G-plus-Regelunge fanden einige: grenzwertig! © Frederic Kern via www.imago-images.de, imago images/Future Image

Für Tobias Häuser, der Maske trägt, war es wegen Corona eine Abwägungssache. Sie fiel dann zugunsten der Show aus, mit der auch der 38-Jährige als Kind aufgewachsen ist. "Wenn es zum letzten Mal ist, muss man es machen", sagt er am Ende der Show, als er sich wie einige Zuschauer noch an der Bühne drängt. Um noch einen Blick auf Gottschalk und die Promis zu erheischen, die für Pressefotos posieren und plaudern. Hier darf der Normalo nicht hin, dafür sorgen Ordner mit einem Absperrseil. Aber die Zuschauer sind auch so glücklich. Ginge es nach dem Publikum im Nürnberger Messesaal wäre klar: Thommy muss wieder ran. Jedenfalls ab und zu. Unwahrscheinlich ist es nicht. Wetten, dass..?

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