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Nur auf Deutsch: Bayern ist mehrsprachiges Impfportal zu aufwändig

17.5.2021, 13:11 Uhr
Wer sich in Bayern online für einen Impftermin registrieren will, muss Deutsch beherrschen. In anderen Sprachen gibt es das Impfportal "BayIMCO" nicht. 

© Screenshot impfzentren.bayern.de Wer sich in Bayern online für einen Impftermin registrieren will, muss Deutsch beherrschen. In anderen Sprachen gibt es das Impfportal "BayIMCO" nicht. 

"Ich bin fassungslos", kann Arif Taşdelen nur zu der Antwort sagen, die der in Nürnberg lebende integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion gerade vom Bayerischen Gesundheitsministerium bekommen hat. Demnach ist die Registrierung über das bayerische Impfportal "BayIMCO" bislang und auch weiterhin nur in deutscher Sprache möglich.

Keine Kapazitäten für Programmierung des Impfportals

"Da der Programmieraufwand für die stetige Aktualisierung und Anpassung dieser Anwendung fortlaufend sehr hoch ist, sieht das Gesundheitsministerium derzeit keine freien Kapazitäten beim Anbieter der Software für eine oftmals kurzfristige aufwändige Umprogrammierung der Anwendung in andere Sprachen", teilt das Ministerium mit. Wer sich online für eine künftige Impfung registrieren will, muss also die weiterhin die deutsche Sprache sehr gut beherrschen.

Dabei wird derzeit immer mehr thematisiert, dass es in dicht besiedelten Stadtteilen, in denen viele Schlechterverdienende leben, aufgrund der räumlichen Nähe besonders viele Infektionen gibt. Auch viele Menschen, die die deutsche Sprache nur schlecht beherrschen, wohnen dort. Die Stadt Nürnberg hat gerade darauf reagiert und will noch im Mai Impfungen an den Ausgabestellen der Tafel anbieten.


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"Fakt ist: Die Impfung rettet Leben. Dass wir sie allen Menschen anbieten und darüber informieren können, darf nicht von freien Kapazitäten eines Software-Anbieters abhängig sein", empört sich Taşdelen, jüngst auch zum Generalsekretär der BayernSPD gewählt.

Impfbroschüre in mehreren Sprachen

Das Gesundheitsministerium rechtfertigt sich damit, dass es jüngst bereits seine gedruckte Impfbroschüre aktualisiert habe. "Diese Broschüre wird seitens des Ministeriums in folgende Sprachen übersetzt: Türkisch, Russisch, Rumänisch, Polnisch, Italienisch, Arabisch, Farsi, Französisch und Englisch", teilt das Ministerium mit. Die Broschüren sollen mit Hilfe der Integrationsbeauftragten der Staatsregierung, der Bayreuther CSU-Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer an die Zielgruppen verteilt werden.

Bislang sind sie bei der Integrationsbeauftragten allerdings noch nicht online abrufbar. Lediglich kurze, einseitige Impfbriefe, die in Einrichtungen verteilt werden können, sind in 13 Sprachen erhältlich. Doch auch darin wird nur für weitere Infos auf zwei Internetlinks des Robert Koch-Instituts verwiesen.

Das Bayerische Gesundheitsminister betont derweil, dass man seit dem 31. März nicht mehr auf das Impfportal angewiesen sei und jeder sich auch bei den Hausärzten um eine Impfung bemühen könne. Taşdelen bezeichnet dieses Argument als "ungeheuerlich". "Wir sehen doch in der Praxis, dass die Ärztinnen und Ärzte bei weitem nicht genug Impfstoff haben, um allen Menschen ein Impfangebot zu machen. Es ist ein Unding, die Verantwortung auf die Arztpraxen abzuschieben", meint er.

Taşdelen sieht Staatsregierung in der Pflicht

Der höhere Kostenaufwand für die Programmierung des Impfportals habe sich schon gelohnt, wenn man nur ein einziges Menschenleben damit retten könne. Er sieht die Staatsregierung in der Pflicht, alle Menschen unabhängig ihrer Herkunft oder ihrer Sprachkenntnisse vor einer Corona-Infektion zu schützen.

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