Kfz-Werkstätten im Landkreis Roth: "Wir sind systemrelevant"

8.4.2020, 12:20 Uhr
Kfz-Werkstätten im Landkreis Roth:

© Foto: Elke Bodendörfer

Laut Karl-Heinz Breitschwert liegt die Auslastung der Mitgliedsbetriebe in Mittelfranken nur bei etwa 30 Prozent. Die meisten Kunden würden "nur das absolut Nötigste" richten lassen. Nicht zuletzt, weil bei vielen – Stichwort "Kurzarbeit" – auch das Einkommen durch die Krise spürbar leidet.

Beim Wechsel von Winter- auf Sommerreifen bleibt bis dato der große Ansturm ebenfalls aus. Wer das Auto selten braucht, weil er staatlich verordnet daheim bleiben muss, sieht wohl auch keine allzu drängende Notwendigkeit zum Reifenwechsel. Technisch spricht hingegen einiges dafür: "Wenn die Temperaturen zweistellig werden, dann verlängert sich mit Winterreifen der Bremsweg, der Verschleiß geht nach oben", weiß Karl-Heinz Breitschwert – gute Gründe, den Reifenwechsel trotz Corona nicht auf die allzu lange Bank zu schieben.

Keine Probefahrten möglich

Fast völlig eingebrochen ist das Neuwagen-Geschäft, nachdem die Autohäuser im Gegensatz zu ihren Werkstätten geschlossen bleiben müssen. "Man kann zwar theoretisch online ein Auto bestellen, doch es ist keine Probefahrt möglich", erklärt Breitschwert. Eine weitere Hürde könne die Zulassung des Autos darstellen, denn die amtlichen Zulassungsstellen hätten derzeit nur sporadisch geöffnet, hat Karl-Heinz Breitschwert beobachtet.

"Was noch geht, ist der gewerbliche Bereich, also beispielsweise wenn einem Handwerker das Auto zusammenbricht und er das gleiche Modell Eins zu Eins wieder haben will", führt Breitschwert aus. Wie es weitergeht? Der Innungs-Obermeister glaubt nicht an eine schlagartige Rückkehr zu alten Verhältnissen nach dem 19. April: "Da wird alles eher ganz allmählich wieder hochgefahren", vermutet Breitschwert. Die Umsatzeinbußen werde die Autobranche wohl noch eine ganze Weile spüren.

Auch beim Hilpoltsteiner Ford-Autohaus Sturm ist es derzeit (zu) ruhig. Wie vielen Mittelständlern könnte auch dem Familienbetrieb Kurzarbeit drohen. In der Woche vor Ostern sind die Auftragsbücher der Werkstatt allerdings noch vergleichsweise gut gefüllt: "In dieser Woche haben wir genug Arbeit, wie es nächste Woche aussieht, weiß kein Mensch", sagt Helga Sturm.



Klaus Schmidt, Geschäftsführer beim Rother BMW-Autohaus Waldmüller, ist froh, dass es seit Wochenanfang die offizielle Erlaubnis der Staatsregierung gibt, mit dem Winterreifenwechsel zu beginnen. Werkstätten, die zuvor schon Reifenwechsel vornahmen, bewegten sich in einer Grauzone, aus Oberbayern wurden sogar Fälle gemeldet, in denen die Polizei einschritt und die Werkstattbetreiber Strafe zahlen mussten.

Schwierig sei es derzeit auch beim Thema "Waschanlage", denn Autowaschen gehöre ja an sich nicht zu den notwendigen Reparatur- und Wartungsarbeiten, die den Werkstätten in der Krise erlaubt seien, verrät Klaus Schmidt. "Die Kapazität der Werkstatt haben wir vorerst auf 50 Prozent heruntergefahren, um für unsere Leute Planungssicherheit zu schaffen", erklärt Schmidt, der im Neuwagengeschäft ausschließlich online aktiv werden darf – und das auch nur, weil sein Autohaus auch einen Werkstattbetrieb hat.


Die Rother halten zusammen: Kleine Wunder in der Krise.


"Die wenigsten Kunden kaufen ein Auto ohne vorherige Probefahrt", betont Schmidt, der wie alle seiner Kollegen auf ein baldiges Ende der krisenbedingten Einschränkungen hofft.

Verwandte Themen


Keine Kommentare