Ein Spieler ragt gegen 1860 heraus

Eine Woche vor dem Ernstfall: MMD reißt den Club mit

18.7.2021, 17:36 Uhr
Reißt die Mannschaft mit und seine Gegner um: Mats Möller Daehli

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Reißt die Mannschaft mit und seine Gegner um: Mats Möller Daehli

Ein paar Minuten nach dem Abpfiff verstand man unten am Zaun plötzlich sein eigenes Wort nicht mehr und den Trainer des 1. FC Nürnberg noch weniger. Weil sich einer der unzähligen Ex-Trainer des 1. FC Nürnberg da gerade ausgiebig feiern ließ, wie auch schon vor dem Anpfiff. Die Michael-Köllner-Show kennt man im Max-Morlock-Stadion von früher, als er auch gerne mal als Erster vor der Nordkurve auftauchte. Weil da am Samstag aber niemand war, klatschte er eben den Menschen auf der Haupttribüne zu und die ihm.

"Wenn einen die Fans so willkommen heißen, ist das immer toll", sagte Köllner, "Nürnberg war eine richtig tolle Zeit." Das galt vorgestern auch für die erste Halbzeit, als seine Münchner Löwen erstaunlich viele Schwachstellen aufdeckten beim Club, der Drittligist führte den Zweitligisten phasenweise sogar vor. Worüber sich Köllners Nachnachnachnachfolger natürlich ziemlich aufregen musste.

Schon "richtig, richtig gut drauf"

In der Kabine soll es zur Pause kräftig gescheppert haben. Sehen wollte Robert Klauß eigentlich Tempo mit Ball und hohe Intensität gegen den Ball. Zu sehen bekam er ziemlich genau das Gegenteil. "Bis zur 30. Minute waren wir überhaupt nicht einverstanden", sagte Klauß, "so langsam mit Ball, zu wenig Intensität gegen den Ball."
Klar und deutlich hätten sie das auch angesprochen, der eine oder andere beizeiten Ausgewechselte wie Tim Handwerker muss sich unter der Woche enorm steigern. Sonst beginnt am Sonntag gegen Aue eben Kilian Fischer links hinten.

Trainer-Gegenwart trifft auf Trainer-Vergangenheit: Robert Klauß begegnet Michael Köllner (rechts).

Trainer-Gegenwart trifft auf Trainer-Vergangenheit: Robert Klauß begegnet Michael Köllner (rechts). © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Die 4000 Zuschauer hatten trotzdem ihren Spaß, mit Michael Köllner oder mit Mats Möller Daehli; als er Semi Belkahia den Ball durch die Beine schob oder Richard Neudecker auf dem berühmten Bierdeckel austrickte, gab’s Szenenapplaus, auch sein Trainer war einigermaßen begeistert vom Auftritt des Norwegers. "Man hat heute schon gesehen, dass er richtig, richtig gut drauf ist, dass er Spaß hatte", fand Klauß. Was ihm besonders gefiel: "Dass er den Willen hatte, das Spiel zu drehen, dass er unzufrieden war damit, wie wir uns anfangs präsentiert haben." Immerhin, nach Erik Shuranovs 1:1 (39.) schienen sie sich allmählich auf ihre Stärken zu besinnen, die gerade eindeutig im vorderen Mannschaftsteil liegen. Im hinteren stimmten nicht nur bei den "einfachen Gegentoren" (Klauß) weder Zuordnung noch Raumaufteilung.

Mitunter sorglos in der Innenverteidigung

In der gemeinsamen Rückwärtsbewegung wirkte seine Elf häufig phlegmatisch, hatte dafür in der zweiten Halbzeit etliche gute Möglichkeiten. Häufig eingefädelt von Möller Daehli, der nach seiner sechsmonatigen Leihe von KRC Genk bereits Ende Mai verpflichtet worden ist. Der langfristige Vertrag scheint ihm den nötigen Halt zu geben. "Ich versuche, viel Verantwortung zu übernehmen", sagt Möller Daehli, der zurzeit wahrscheinlich wichtigste Spieler des 1. FC Nürnberg. Nicht nur, weil er fleißig und kreativ ist, sondern mit seiner Persönlichkeit auch Einfluss hat. "Er ist kein Lautsprecher, aber trotzdem extrem wichtig", findet Klauß, "er reißt die Mannschaft mit."

Am Samstag erstmals seit dem 24. April auch wieder über 90 Minuten; nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel musste er lange kürzertreten, scheint jetzt aber rechtzeitig fit geworden zu sein. "Die letzten 15, 20 Minuten waren schwer", gestand Möller Daehli, der eine feste Größe ist in Klauß‘ Startformation gegen Aue (Sonntag, 13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de). In der es aber noch die eine oder andere Überraschung geben könnte. "Aufgrund der Einwechslungen gibt es mehr Positionen, die offen sind", sagte Klauß, mehr als vor dem 3:2 gegen die Löwen. Robin Hack konnte sich nicht wirklich für einen Platz im Zwei-Mann-Sturm empfehlen, die Innenverteidiger Asger Sörensen und Florian Hübner wirkten mitunter etwas zu sorglos, Tim Handwerker sowieso.

Mats Möller Daehli hat trotzdem ein gutes Gefühl. Weiß aber auch, worauf es ankommt. "Wir müssen nur das erste Spiel gegen Aue gewinnen, dann schauen wir weiter."

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