Ärgerliche 1:2-Niederlage gegen Bremen

Mutlos, passiv, hektisch: Club-Abwehrchef Schindler redet Klartext

7.11.2021, 15:05 Uhr
Christopher Schindler erlebte gegen Bremen einen intensiven Arbeitstag, konnte am Ende aber auch nicht alles „wegverteidigen“.

Christopher Schindler erlebte gegen Bremen einen intensiven Arbeitstag, konnte am Ende aber auch nicht alles „wegverteidigen“. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Dass sein 1. FC Nürnberg ein "sehr intensives Spiel" gegen Werder Bremen durch zwei späte Treffer von Niclas Füllkrug (80.) und Leonardo Bittencourt (88.) noch mit 1:2 verloren hatte, war für Schindler nur das logische Resultat einer seltsam fahrigen und mutlosen Vorstellung. "So wie heute war das viel zu passiv und einfach nicht gut genug", gestand der 31-Jährige und setzte bei seiner Manöverkritik bereits in Halbzeit eins an, in der allein ein überragender Christian Mathenia den Club mit diversen Glanzparaden im Spiel gehalten hatte.

Selbst die frühe, eher schmeichelhafte Führung durch ein fein herauskombiniertes Kopfballtor von Nikola Dovedan (19.) habe "nicht geholfen, im Gegenteil", klagte Schindler: "Wir sind immer tiefer gestanden und haben uns hinten reindrücken lassen." In der Pause habe man sich zwar vorgenommen, "die Dynamik des Spiels zu verändern, aber das ist uns diesmal überhaupt nicht gelungen". Vielmehr beschlich den Innenverteidiger mit Beginn der zweiten Halbzeit das ungute Gefühl, seine Elf versuche, "das Ding über die Zeit zu bringen. Und es ärgert mich, dass wir uns darauf verlassen, alles wegverteidigen zu können".

Was dann auch nicht gelingen sollte. Unter dem Dauerdruck der Bremer Angriffswucht geriet die Partie für einen konfusen Club zur Abwehrschlacht, in der die Spielkontrolle völlig verloren ging und es nicht mehr gelang, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. "Wir sind hektisch geworden, haben zu schnell nach vorne gespielt und nur noch versucht, den Ball vom eigenen Tor wegzuhalten. Das geht vielleicht mal zehn Minuten gut, aber nicht über 50", befand Schindler und nahm damit das Fazit seines Trainers vorneweg.

"Ich weiß, dass wir es können"

"Wenn die Bälle dauernd reinfliegen, rutscht irgendwann einer durch", das hatte auch Robert Klauß geahnt. Eigentlich, betonte der Trainer, wollte man ja "eine ganz andere, unsere Art des Fußballs auf den Platz bringen: viele flache Kombinationen, viele Balleroberungen, mit Dynamik und Tempo." Also ungefähr so, wie es die Fans jüngst bei der 4:0-Gala gegen Heidenheim zu sehen bekommen hatten. "Aber das kommt nicht einfach so, da haben wir Mut gezeigt und sind mehr Risiko gegangen", merkte Schindler an: "Das ist ja das Ärgerliche, dass wir uns nicht mehr zugetraut haben. Ich weiß, dass wir es können."

Im November 2021 bleibt der Club also wieder mal: ein kleines Mysterium. Die zarte Euphorie, die der respektable Start ausgelöst hatte – mit 25 000 Zuschauern war das Max-Morlock-Stadion in dieser Saison unter Corona-Auflagen zum zweiten Mal ausverkauft –, ist nach dem unglücklichen Pokal-Aus gegen den Hamburger SV und den ersten zwei Niederlagen in der Liga wohl wieder einem gewissen Realitätssinn gewichen. Am Valznerweiher hatte man sich freilich nie an irgendwelchen Träumereien beteiligt, sondern stets auf das offiziell propagierte Saisonziel verwiesen, das einen Platz zwischen fünf und acht vorsieht. Genau in dieser Region findet sich der Club nach 13 Spieltagen wieder.

Offensiv fehlen Alternativen

Und auch wenn der Tabellensechste nun nur zwei Punkte mehr hat als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison: Fortschritte sind unverkennbar. Defensiv steht Klauß’ Elf mit inzwischen elf Gegentoren meistens recht kompakt, vor dem formstarken Mathenia sorgen die Routiniers Schindler und Enrico Valentini für Stabilität. Mit Johannes Geis als Ballverteiler, den robusten Außen Tom Krauß und Lino Tempelmann sowie dem quirligen Spielmacher Mats Möller Daehli ist die Mittelfeldraute prinzipiell gut bestückt. Nur im Angriff fehlen an der Seite des aktuell gesetzten Dovedan reizvolle Optionen. Youngster Erik Shuranov wirkt etwas überspielt, Routinier Manuel Schäffler hat momentan offenbar mehr mit sich selbst zu kämpfen, Lukas Schleimer fehlt noch die nötige Reife. Rekonvaleszent Pascal Köpke dürfte wohl erst 2022 wieder ein Thema werden, von Felix Lohkemper hört und sieht man aktuell gar nichts mehr.

Letztlich befindet sich die Mannschaft auch immer noch in einem Entwicklungsprozess. "Wir müssen aus diesem Spiel lernen. Und wir können extrem viel mitnehmen, damit uns das nicht noch einmal passiert", sagte Klauß nach der kleinen Bremer Lektion in Sachen Wucht und Willen. Auch Mathenia sieht keinen Grund für eine Herbstdepression: "Wir sind in unserer guten Phase nicht jubelnd durch die Stadt gelaufen. Deshalb bleiben wir jetzt auch ruhig und werden sachlich analysieren, was wir besser machen müssen." Kollege Schindler hätte da gewiss ein paar nützliche Ideen.


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