Der Club-Gegner: Fürth steuert dominant auf Aufstiegskurs

21.3.2021, 08:15 Uhr
Der Club-Gegner: Fürth steuert dominant auf Aufstiegskurs

© Foto: Melanie Zink

Wie war das Hinspiel?

Angesichts der drückenden spielerischen Überlegenheit der Spielvereinigung in den ersten 50 Minuten war das 3:2 nicht unverdient und angesichts der erheblichen Leistungssteigerung des FCN ab der Stundenmarke wiederum unglücklich. So gesehen spiegelte der Derbysieg des Kleeblatts die Kräfteverhältnisse in der Partie gut wider. Robert Klauß hatte sich entschieden, auf die Fürther Tendenz, den Zehnerraum zu überladen, mit einem zusätzlichen Innenverteidiger zu reagieren. Im Nachhinein stellte sich die Grundordnung als zu reaktiv heraus, zwei Treffer kassierte der Club nach individuellen Fehlern vor der Pause, nur eines erzielte er.

Der FCN wechselte auf das angestammte 4-2-2-2, kassierte schnell ein drittes Gegentor und entwickelte erst in der letzten halben Stunde mehr Zug zum Tor, nachdem er vorher kaum offensive Wucht entfalten hatte können. Die Zeit reichte aber nicht mehr, um das 1:3 aufzuholen, lediglich Nikola Dovedan traf nach einem Patzer von Hans Nunoo Sarpei noch zum Anschlusstreffer. Am Ende war der Club der fünfte Gegner in Serie, der dem Kleeblatt unterlag, das damit die Tabellenspitze übernahm.

Was ist seitdem passiert?

Die Entwicklungen sind mehr oder weniger gleich geblieben. Fürth ist zwar nicht mehr Tabellenführer, aber kann es nach dem kommenden Spieltag theoretisch wieder sein. Der Club steht weiterhin im Tabellenkeller. Das Kleeblatt dominiert immer noch viele offensive Kategorien und spielt gepflegten Fußball. Der FCN nicht. Fürth ist weiterhin das Team, das am häufigsten aufs Tor schießt und am häufigsten ins Dribbling geht – und dabei auch noch die dritthöchste Erfolgsquote hat.

Dabei ist das Laufen mit Ball tatsächlich ein überdurchschnittlich häufig gewähltes Mittel, um Raum zu gewinnen, während der Pass für Raumgewinn nur durchschnittlich oft gewählt wird. Fürth hat unter Stefan Leitl einen Stil gewählt, der auf die Stärke der eigenen Spieler am Ball setzt. Dazu setzt der Coach meist auf ein 4-4-2 mit Raute, das dabei hilft, das Zentrum offensiv mit Spielern zu überladen. Gerade weil die meisten Mannschaften mit Viererkette und damit nur zwei Verteidigern im Zentrum spielen, schafft das Kleeblatt hier oft Überzahlsituationen. Die Ballsicherheit der Akteure verstärkt die Gefahr aus diesen Situationen.

Wie kann man sie knacken?

Wenn man bei Fürth in der Defensive eine Schwäche ausmachen kann, dann ist es, wenn man sich die gegnerischen Chancen aus den letzten Partien anschaut, die rechte Abwehrseite. Immer wieder hatte das Kleeblatt Probleme, wenn auf rechts vorgedrungen und dann in die Mitte zurück- oder quergelegt wurde. Das Problem: Der FCN hat in der Rückrunde in bislang acht Spielen genau eine flache Hereingabe an den Mann gebracht.


Vorbild Fürth? Was der FCN vom Kleeblatt lernen könnte


Die Anfälligkeit über außen ist auch der Fürther Grundordnung geschuldet. So sehr das 4-4-2 mit Raute das Zentrum verdichtet, so sehr lässt es auch Platz auf Außen. Stefan Leitl versuchte dies zu kompensieren, indem er mit Paul Seguin im halbrechten Mittelfeld einen defensivstarken Akteur aufbot, teilweise agierte auf halblinks mit Anton Stach auch ein weiterer eher defensiv orientierter Spieler. Der Club könnte auf diese Ausrichtung entweder mit mehr Breite reagieren, indem er im 4-2-2-2 die Flügelzehner und Außenverteidiger noch weiter nach außen stellt. Damit macht er sich allerdings im Zentrum auch noch anfälliger.

Rein statistisch sind die Fürther auch die zweitschlechteste Mannschaft in Duellen gegen den Ball mit einer Quote von 56,6 Prozent gewonnen Defensivzweikämpfen. Allerdings fällt das deutlich weniger als bei anderen Mannschaften ins Gewicht, weil das Kleeblatt einfach deutlich weniger Zweikämpfe gegen den Ball führt. Das wiederum hängt damit zusammen, dass Fürth mehr als andere auf Ballbesitz setzt und so insgesamt seltener in den Defensivzweikampf muss.

Auf wen muss der Club aufpassen?

David Raum. Es ist wahrlich kein Geheimnis, dass der Linksverteidiger einer der stärksten Zweitligaspieler dieser Saison ist, und das nicht nur, weil niemand so viele Flanken schlägt wie er. Der 22-Jährige ist der Defensivspieler mit den meisten Pässen zu Torabschlüssen in der Liga und hat die mit Abstand meisten Torvorlagen – 13 nach DFL-Zählung – aller Spieler vorzuweisen. Raum gehört auch bei den Pässen für Raumgewinn und den Flanken, die in Tornähe ankommen, zur Ligaspitze.


Kleeblatt oder Club: Wer ist die Nummer 1 in Franken?


Raum weiß aber nicht nur offensiv zu überzeugen, sondern verrichtet auch seine Defensivaufgaben hervorragend. Ballbesitzbereinigt fangen mit Paderborns Collins und Bochums Danilo nur zwei Linksverteidiger mehr Bälle ab. In seiner Verteidigungsarbeit ist er so gefestigt, dass er kaum zu Fouls greifen muss. Es ist also kein Wunder, dass er in der kommenden Saison, egal wie die Spielzeit für Fürth endet, in der Bundesliga spielen wird. Raum wechselt zur TSG Hoffenheim.

Verwandte Themen


19 Kommentare