Der Papst der Bahnen: Roland Watzer aus Röttenbach

21.4.2021, 06:00 Uhr
Seit mehr als 40 Jahren ehrenamtlich engagiert: Roland Watzer.

© Harald Sippel, NN Seit mehr als 40 Jahren ehrenamtlich engagiert: Roland Watzer.

"Ein solches Ehrenamt ist fast mit dem Papst vergleichbar: Man hat es auf Lebenszeit." Eine gewisse Ironie mag nicht schaden, wenn man seit mehr als 40 Jahren Vereinsvorsitzender ist und darüber hinaus noch den eigenen Kreis und den Bezirk leitet. Beim Kegeln, wo die Freiwilligen eh nicht auf Bäumen wachsen.


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Roland Watzer allerdings ist weit davon entfernt, sich als Kegelpapst der Region zu sehen, sein Auftreten ist zwar bestimmt, aber bescheiden. Und doch dürfte er in seinem Amt recht unangefochten sein. Der 68-Jährige ist seit 1977 Vorsitzender des Sportkegelvereins Röttenbach, leitet seit 1985 den Kreisverband und ist seit 1991 auch noch beim Bezirk engagiert, zunächst als Sportwart, seit 2010 als Vorsitzender.

Dabei war auch ein wenig Bierlaune verantwortlich, dass alles so kam. Watzer war in seiner Jugend leidenschaftlicher Fußballer, erst durch die Ausbildung verlor er die Freude am Kicken etwas. Dafür entdeckte er das Kegeln: „Damals gab es noch keine Maschine, die geworfene Kegel automatisch wieder aufgestellt hat, sondern die Kegeljungen, die sich damit ein bisschen Taschengeld dazu verdient haben. Das war im Alter von 16 Jahren schon beeindruckend zu sehen, wie die Kegel geflogen sind. Irgendwann will man es dann natürlich selbst ausprobieren.“ Wenig später saßen Watzer und seine Kumpels im Bierzelt auf der Röttenbacher Kärwa zusammen und beschlossen: Wir machen selber ein Kegelteam auf.


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Die Sportart packte den Siemens-Mitarbeiter sofort, noch heute schwärmt er von den Fähigkeiten, die einen Kegler auszeichnen: „Kegeln ist Kopfsache. Man braucht immer volle Konzentration, dazu kommt die dauernde Spannung, gute Würfe abzuliefern. Aber auch die Kondition ist sehr wichtig. Wenn die nicht stimmt, lässt die Konzentration nach. Dieses Zusammenspiel aus Körper und Geist fasziniert mich.“

Einen ersten Vorgeschmack, wie das mit den Ehrenämtern läuft, bekam der Industriekaufmann 1977 bei den Vorstandswahlen des Sportkegelvereins Röttenbach: „Es war alles schon ausgemacht, ich sollte Sportwart werden, auch ein erster Vorsitzender stand fest. Doch der damalige Bürgermeister Andreas Baumüller sagte: Roland, du arbeitest bei Siemens, da bist du prädestiniert als Vorstand. Am Ende hat er es umgedreht, ich wurde Vorsitzender und mein Vereinskamerad Sportwart.“

"Uns haben die damaligen Verantwortlichen zu wenig gemacht"

1985 kam noch der Kegelkreis dazu, und weil man als Funktionär auch ein kritisches Auge auf die Entwicklungen des Sports im größeren Umkreis hat, beschloss Roland Watzer, beim Bezirk Mittelfranken aktiv zu werden. „Uns haben die damaligen Verantwortlichen zu wenig gemacht, also habe ich mich als Bezirkssportwart beworben. Wir wollten etwas bewegen. Als erstes haben wir 1993 den Bezirk neu strukturiert und in sechs neue Kreise eingeteilt.“

Das sorgte zunächst für einen Aufschrei, doch damit müsse man rechnen, meint der 68-Jährige: „Wenn etwas Neues kommt, gibt es immer Beschwerden. Viele hatten die Befürchtung, nicht mehr gegen die alten Kameraden zu spielen, aber wir wollten im Gesamten etwas verbessern. Durch die Neustrukturierung sind die Fahrtzeiten deutlich geringer geworden, es wurde gerechter für die Meisterschaften.“

Generell, die Kritik: Wenn man viele Posten inne hat, brauche man ein dickes Fell, gibt der Röttenbacher zu. Dennoch müsse man differenzieren: „Viele lassen ihren Frust am Bezirksvorsitzenden aus, das hat dann nicht unbedingt mit einem persönlich zu tun. Dennoch habe ich auch schon Mails unter der Gürtellinie bekommen. Ich denke mir immer: Von einem Blödmann lasse ich mich nicht aus dem Konzept bringen.“


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Dafür sei die Motivation umso größer, wenn neben fünf Nörglern die große Masse Änderungen still begrüßt und man die Zufriedenheit spüre. Beispielhaft dafür ist die Einführung des internationalen Systems, einer Umstellung des Punktesystems im Kegeln. Der Bezirk Mittelfranken war dabei bei der bundesweit einer der Vorreiter.

Er schaut nicht mehr zu

Die Liebe zum Kegeln treibt den ehemaligen bayerischen Vizemeister der Senioren also auch weiterhin an, selbst wenn er seit 2010 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv ist. Gewisse Melancholie schwingt dabei mit: „Ich würde liebend gern weiter kegeln, aber es geht nicht mehr. Zuschauen tue ich lieber nicht, denn da merkt man erst, was einem fehlt.“

Umso größer ist der Antrieb, den geliebten Sport auf Funktionärsebene voranzutreiben: „Ich will gegen den Trend im Kegeln und den Mitgliederschwund kämpfen. Es geht darum, den Sport interessanter zu machen, und auch Kinder und Jugendliche frühzeitig mit einzubinden. Wir haben jetzt schon Achtjährige dabei. Mein Ziel ist es, den Sport fit für die Zukunft zu machen.“ Das klingt dann wahrlich nach einer Lebensaufgabe. Roland Watzer hat noch einiges vor.

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