EM-Nothelfer Mintal: "Einfach nur froh und glücklich"

13.11.2020, 17:40 Uhr
Ein Nürnberger Urgestein fährt zur EM: Marek Mintal. 

© Sportfoto Zink / Oliver Gold Ein Nürnberger Urgestein fährt zur EM: Marek Mintal. 

Herr Mintal, Sie werden langsam zum Nothelfer vom Dienst. Erst zusammen mit Michael Wiesinger den Club vor dem Abstieg gerettet, nun als Interims-Co-Trainer mal eben die Slowakei zur EM geführt...

Marek Mintal: Ich bin einfach nur froh und glücklich, dass wir es geschafft haben. Dieser letzte Schritt in Nordirland war nicht einfach für uns.


Mit Mintal und Mak: Slowakei qualifiziert sich für die EM


Wie in der Relegation mit dem Club mussten Sie lange auf das erlösende Tor warten - der 2:1-Siegtreffer in Belfast fiel erst in der Verlängerung. Kann man beide Momente und die damit verbundenen Emotionen vergleichen?

Nein, das sind zwei ganz verschiedene Spiele. Natürlich hingen jetzt im Nationalteam keine Existenzen daran, aber für die Slowakei ist es schon etwas Besonderes, zum zweiten Mal in Folge bei einem EM-Turnier dabei zu sein. Immerhin gehören wir damit zu den besten 24 Mannschaften Europas.

Wie feiert man denn in Corona-Zeiten eine EM-Qualifikation? Die Pubs in Belfast dürften ja ebenfalls alle geschlossen sein.

Wir haben erst mal auf die Jungs gewartet, die noch zur Dopingkontrolle mussten. Um 3 Uhr früh war dann der Abflug in die Slowakei, nach dem Frühstück im Hotel standen schon wieder die Corona-Tests auf dem Programm. Es geht wirklich Schlag auf Schlag, am Sonntagnachmittag ist ja schon wieder das nächste Spiel. Viel Zeit zum Feiern bleibt da nicht. Aber das eine oder andere Bierchen hat es in der Kabine schon gegeben.

Dem neuen Trainerteam blieb auch nicht viel Zeit, um mit der Mannschaft zu arbeiten. Ging es - wie in der Relegation beim Club - einfach vor allem darum, den Spielern wieder Selbstvertrauen zu geben?

Die Nationalmannschaft ist natürlich etwas anderes als eine Vereinsmannschaft. Einer unserer Spieler hatte am Montag noch ein Spiel, ein anderer kam erst am Dienstag aus Amerika. Wir haben viele Gespräche mit den Jungs geführt, ihnen klar gesagt, was wir erwarten und versucht, sie von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Denn die Mannschaft hat auf jeden Fall Qualität, alle spielen in guten Ligen. Letztlich ist es vor allem eine Kopfsache.

Ihr Engagement als Co-Trainer war von vorneherein auf drei Wochen befristet. Wäre es auch eine Aufgabe, die Sie längerfristig reizen könnte?

Die Situation für das Trainerteam war vor Anfang an klar. Unsere Aufgabe waren diese drei Spiele. Wir sind jetzt für die EM qualifiziert, der erste Schritt ist also gemacht. Was danach kommt, das entscheiden andere Leute, da muss man jetzt abwarten. Für mich persönlich, das muss ich ehrlich sagen, lasse ich alles offen.

Beim Turnier trifft die Slowakei in der Gruppe E auf Spanien, Schweden und Polen. Was darf man Ihrer Elf 2021 denn zutrauen?

Das ist natürlich eine Top-Gruppe, aber bei einer EM gibt es sowieso keine leichten Gegner. Die Jungs haben schon bei der WM 2010 in Südafrika oder der EM 2016 in Frankreich gezeigt, dass sie eine gute Truppe sind und mit jedem mithalten können. Vielleicht können sie sogar eine Überraschungsmannschaft werden. Wir haben Respekt vor den Gegnern, aber ich denke, die Gegner haben auch Respekt vor uns. Schau 'mer mal...

Am Sonntag treffen Sie nun in Prag in der Nations League auf den alten Erzrivalen Tschechien, bei dem Ihr langjähriger Club-Weggefährte Tomas Galasek als Assistent auf der Bank sitzt. Muss der Verlierer den Sieger vielleicht am Valznerweiher mal zum Essen einladen?

Nein, das nicht. Aber Galas hat mich heute schon angerufen und mir zur EM-Qualifikation gratuliert. Wir haben beide zusammen beim Club gespielt, arbeiten jetzt hier im Nachwuchsbereich und sind nun auch noch Co-Trainer unserer Nationalmannschaften - der Fußball schreibt manchmal schon geile Geschichten. Ich freue mich darauf, ihn jetzt auf der anderen Seite zu treffen. Dieses Spiel ist für beide Länder immer etwas besonderes.

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