Palikuca-Spieler außen vor: Der FCN korrigiert sich freundlich

10.7.2020, 05:48 Uhr
Immerhin machte das Zuschauen an diesem Dienstag gute Laune: Nürnbergs prominent besetzte Ersatz-Tribüne mit Philip Heise, Michael Frey, Fabian Schleusener, Lukas Mühl, Oliver Sorg, Johannes Geis und Nikola Dovedan (von links).

© Foto: Daniel Marr/Zink Immerhin machte das Zuschauen an diesem Dienstag gute Laune: Nürnbergs prominent besetzte Ersatz-Tribüne mit Philip Heise, Michael Frey, Fabian Schleusener, Lukas Mühl, Oliver Sorg, Johannes Geis und Nikola Dovedan (von links).

Da sitzt jetzt also neuerdings Michael Wiesinger und verkündet mit kaum bewegter Miene freundlich Selbstverständlichkeiten. Also Selbstverständlichkeiten für Wiesinger, auf die nur dummerweise vor ihm und Marek Mintal niemand gekommen war beim 1. FC Nürnberg. Begonnen hat das schon kurz nach der Amtsübernahme von Wiesinger und Mintal, als Wiesinger gelassen ausführte, dass er den talentierten Fußballspieler Nikola Dovedan eher im Zentrum des Spiels verortet.

Das wurde rund um den Club als Sensation aufgenommen, weil fast jeder wusste, dass Nikola Dovedan in Heidenheim zwar als Zentrumsspieler groß geworden ist, dann schnell nach seiner Ankunft in Nürnberg aber auf die Außenbahn verschoben wurde und von dort nicht mehr wegkam. Ein frustrierendes Arrangement für beide Seiten, weil Dovedan dem Club auf der Außenbahn keine Hilfe war und die Außenbahn Dovedan keine bei der weiteren Karriereplanung.

Dovedan-Missverständnis? Wiesinger sieht das anders

Alle freuten sich also, diesen Dovedan im Zentrum spielen zu sehen gegen Ingolstadt – und dann sah Dovedan 90 Minuten von der Tribünen-Ersatzbank aus zu, wie seine Kollegen beim 2:0 so taten, als habe es in dieser Saison nie Probleme gegeben. Er habe ja nur gesagt, dass Nikola Dovedan für ihn grundsätzlich "ein Zehner oder eine hängende Spitze" ist, sagte Wiesinger danach wieder sehr ungerührt auf die leicht erhitzte Frage, ob das mit Dovedan nur ein Bluff gewesen sei.


Kompromissloser FCN-Grieche: Kaum gefordert und dennoch Garant


Man möge nun bitte in dieser Hinsicht "kein Fass aufmachen", bat Wiesinger mit Blick auf diese Personalentscheidung. Schon im Rückspiel am Samstag (18.15 Uhr im Live-Ticker auf nordbayern.de) in Ingolstadt könnten wieder andere Spieler wichtig werden im Kampf gegen den noch immer drohenden Abstieg. Eine mindestens bemerkenswerte Nebensächlichkeit war es aber doch, mit wem Dovedan da den Anpfiff am Dienstag auf der Tribüne erlebte. Um ihn herum saßen unter anderem Felix Dornebusch, Michael Frey, Fabian Schleusener, Philip Heise, Oliver Sorg und Johannes Geis. Mit der Ausnahme des Torwart-Not-Kaufs Dornebusch also allesamt Spieler, die der Sportvorstand Robert Palikuca in den Transferperioden verpflichtet hatte, um den Club zu einem Aufstiegsanwärter in der 2. Fußball-Bundesliga umzubauen.

Das ging bekanntermaßen ordentlich schief, weshalb da jetzt Mintal und Wiesinger freundlich korrigieren müssen. Sie haben das in ihrem ersten Schritt mit einer Systemanpassung und vielen der alten Helden gemacht. Von den 16 Spielern, die Palikuca im Lauf des Fußball-Jahres nach Nürnberg geholt hat, durften am Dienstag nur Konstantinos Mavropanos, Asger Sörensen, Tim Handwerker und Robin Hack von Beginn an mithelfen. Ansonsten: Mikael Ishak stürmte neben Adam Zrelak, Patrick Erras ordnete neben Hanno Behrens das Spiel – solche Dinge eben. Dinge, die man aus der Vergangenheit schon kannte. Und die man in Zukunft eher nicht mehr zu sehen bekommt, wenn es nach Palikuca geht. Ishak bekam weder unter Canadi noch unter Keller echte Chancen. Nach der Saison muss er den Club verlassen und war seiner Mannschaft in seinem vorletzten Spiel dennoch ein Anführer. Auch auf die Dienste von Erras legen sie beim Club keinen Wert mehr, gegen Ingolstadt orchestrierte Erras trotzdem das Club-Spiel.

Nürnberger für den FCN: Linker Fuß, rechtes Eck

Was man aus der Erras-Ishak-Vergangenheit eher nicht kannte: Fabian Nürnberger als den entscheidenden Mann in einer Partie der ersten Mannschaft des Clubs. Hört man Wiesinger zu, entsteht der Eindruck, man hätte allerdings auch schon früher darauf kommen können, Nürnberger auf der linken und offensiven Außenbahn aufzustellen. "Wenn er den Ball auf dem linken Fuß hat, trifft er die lange Ecke – das sind für mich klassische Außenspieler", sagte Wiesinger.

Dass seine Vorgänger Canadi und Keller den klassischen Außenspieler Nürnberger nicht erkannt hatten, sagte er nicht, ließ es aber wohl immerhin durchhören. Zugute halten muss man allerdings Keller, dass er immerhin den defensiven Mittelfeldspieler Nürnberger entdeckt hatte und der auch nicht den schlechtesten Eindruck hinterlassen hat.


Lebenszeichen der Zigarrenbürschla: Grethleins Club kann's


Auf links sah er – freundlich unterstützt vom fleißigen Tim Handwerker – dann allerdings noch besser aus. Nürnberger schoss seine ersten beiden Treffer im Profifußball und oben auf der Tribüne staunten Sportvorstand und das prominente Ersatzspieler-Publikum.

72 Kommentare