Gehaltsverzicht im Profi-Fußball? Das sagen die fränkischen Vereine

22.3.2020, 13:46 Uhr
Sie treffen sich aktuell nicht mehr an einem Tisch: Eine in gewissen Bereichen einheitliche Meinung haben Kleeblatt-Geschäftsführer Rachid Azzouzi und Robert Palikuca indes schon.

© Andre De Geare Sie treffen sich aktuell nicht mehr an einem Tisch: Eine in gewissen Bereichen einheitliche Meinung haben Kleeblatt-Geschäftsführer Rachid Azzouzi und Robert Palikuca indes schon.

In der Vergangenheit ist auch bei den Profis viel von dem Geld angekommen, das seit Jahren in den wie die exponentiell wachsenden Fußballmarkt gepumpt wurde. Selbst bis in die zweite deutsche Liga sind etliche Millionen Euro durchgerieselt. Der Gedanke, finanziellen Verzicht zu üben, ist deshalb nur legitim. Manche Fans und Dauerkartenbesitzer gehen selbst und zu Gunsten der Vereine mit gutem Beispiel voran, indem sie ankündigen, auf eine Erstattung für ihre künftig angesichts der drohenden Durchführung von Geisterspielen wohl wertlose Eintrittskarte verzichten zu wollen.

 

In der Bundesliga hat Borussia Mönchengladbach den Anfang gemacht und sich dem Vorwurf der Tatenlosigkeit entzogen. Auf mehr als eine Millionen Euro Gehalt verzichten die Spieler. Eine Etage tiefer beim Karlsruher SC wird der Team-Gürtel ebenfalls enger geschnallt. Drei Monate lang werden die Profis auf einen nicht näher definierten Teil ihres Gehalts verzichten. Und beim 1. FC Nürnberg oder der SpVgg Greuther Fürth? Aus diesen positiven Beispielen eine allgemeingültige Regel abzuleiten, ginge für Ulf Baranowsky von der Spielergewerkschaft "Vereinigung der Vertragsfußballspieler" (VDV) zu weit. "Jeder muss für sich entscheiden, was er leisten kann und will. Es wäre aber völlig unangemessen, wenn einer vorgibt, was wer zu tun hat", erklärte Baranowsky.

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Verzicht beim FCN? Palikuca hat "klare Signale empfangen"

Beim 1. FC Nürnberg hat Sportvorstand Robert Palikuca sowohl vom Cheftrainer Jens Keller als auch vom Mannschaftsrat "klare Signale empfangen, dass sie bestrebt sind, ihren Beitrag zu leisten". Nach der Quarantäne und wenn ansatzweise absehbar ist, welche Folgen die Corona-Krise nach sich zieht, werde man noch einmal mit jedem Einzelnen das Gespräch zum Thema Gehaltsverzicht suchen: "Es ist aber zu früh, jetzt Parolen nach außen zu schreien", meint Palikuca.

Azzouzi kritisiert Söder - Schwiewagner: Keine Denkverbote

Bei der SpVgg Greuther Fürth ist das Thema ebenfalls schon zur Sprache gekommen. Klar ist immerhin, dass Sportdirektor Rachid Azzouzi eine andere Meinung hat als Markus Söder: "Es ist doch zu einfach, über Fußballer immer als Millionäre zu reden, wie es Herr Söder gesagt hat. Da hätte er auch über andere Branchen sprechen können." Allerdings kann sich auch Azzouzi einen solchen solidarischen Akt der Profikicker durchaus vorstellen: "Man muss über alles nachdenken, aber natürlich mit jedem einzelnen sprechen", sagte der 49-Jährige. Holger Schwiewagner, Geschäftsführer des Kleeblatts will zunächst die Rechte der Spieler berücksichtigen: "Wir haben Verträge und an die müssen wir uns halten." Zwingen kann man keinen.

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In der nicht immer nur emotionslos und fair geführten Diskussion, Horst Heldt, Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln, polterte beispielsweise, man solle sich mit "populistischen Scheißausdrücken" erst mal zurückhalten, fordert Baranowsky absolute Seriosität von allen Seiten: "Denn es geht darum, eine Pandemie zu besiegen und gleichzeitig wirtschaftliche Probleme zu lösen", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung. Seiner Meinung nach ist die öffentliche Diskussion über einen Gehaltsverzicht sowieso nicht produktiv, "weil sehr viel Gutes im Stillen" passiere.

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