Quarterback-Talent Honig: Wird er Frankens nächster NFL-Star?

28.1.2020, 14:22 Uhr
Steht kurz vor seinem Wechsel in die USA: Quarterback-Talent Alexander Honig (Mitte) mit seinen Eltern Susanne und James.

© privat Steht kurz vor seinem Wechsel in die USA: Quarterback-Talent Alexander Honig (Mitte) mit seinen Eltern Susanne und James.

Zielstrebig, selbstbewusst, talentiert. Diese Qualitäten muss ein junger Sportler mitbringen, wenn er zu den besten der Welt gehören möchte. Diese Qualitäten sind es, die von den Spielern der San Francisco 49ers und der Kansas City Chiefs am Sonntag wieder zur Schau gestellt werden. Dann nämlich blickt die Sportwelt nach Miami, wo Super Bowl LIV für eine Nacht das öffentliche Interesse auf sich ziehen und zahlreiche Fans wach halten wird. Einer von ihnen wird auch der Rother Alexander Honig sein, der mit fachmännischem Blick noch viel lernen möchte.

Honig ist zarte 17 Jahre alt, ein herausragendes Football-Talent und träumt natürlich von der NFL und der Lombardi-Trophy. Er steht aber noch am Anfang des langen Weges, der ihn eines Tages in die beste Football-Liga der Welt führen könnte. Das Wichtigste bringt der Teenager aber schon einmal mit: Er ist zielstrebig, selbstbewusst und talentiert. Und darf genau das auch bald in den USA unter Beweis stellen.

Auf den Spuren Nzeochas

Die Liste der Franken, die es im US-Sport zu Einsätzen gebracht haben, ist noch kurz - aber sie wächst stetig. Der vielleicht bekannteste Übersee-Überflieger ist der Würzburger Dirk Nowitzki, der in Dallas zum NBA-Champion und zur lebenden Basketball-Legende aufstieg.

In der Eishockey-Liga NHL versuchte der in Nürnberg geborene Niklas Treutle sein Glück, beim Fußball sorgte Julian Gressel für Furore in der MLS. Und im Football schreibt nun Mark Nzeocha, in Ansbach geboren, fränkische Sport-Geschichte. Nzeocha wagte ihn bereits, den beschwerlichen Weg vom europäischen Football ans College. Jetzt folgt ihm mit Alexander Honig das nächste Riesentalent.

Alles begann mit einem footballbegeisterten Vater. James Honig war selbst unter anderem für die Nürnberg Rams und die deutsche Nationalmannschaft aktiv. Seine Söhne Christian und Alexander zeigten sich von kleinauf begeistert und beobachteten ganz genau, was da auf dem Feld passierte. Eine wichtige Grundlage für die ersten Schritte im weitestgehend körperlosen Flag Football, wie Alexander betont.

Nächster Schritt: College Football

"Ich war interessiert daran, alles zu erfahren und war auch sehr aufnahmefähig", erinnert sich Honig. Im Gespräch macht das Talent einen souveränen Eindruck. Er wirkt fokussiert, kennt seine Stärken ganz genau und gelobt, in den kommenden Jahren akribisch an seinen Schwächen zu arbeiten. Honig gilt als das vielleicht größte europäische Quarterback-Talent. "Die Scouts können dich in Europa nicht spielen sehen, das ist ein Problem. Es ist schwer, die Aufmerksamkeit zu bekommen und zu halten", weiß der Youngster um seinen geographischen Nachteil.

Dennoch gelang es dem Franken, die Scouts von sich zu überzeugen. Er erhielt einige der durchaus seltenen Angebote, an einer Universität der FBS (Football Bowl Subdivision) - der höchsten Spielklasse im College Football - zu studieren und parallel Football zu spielen. Renommierte Football-Unis wie Michigan zeigten Interesse, konkrete Angebote gab es unter anderen von der Baylor University und der University of Massachusetts.

Entschieden hat sich Honig allerdings für die Texas Christian University (TCU) in Forth Worth, Texas. "TCU passt perfekt zu mir und ich habe mich sofort entschieden", verriet der Youngster dem Star Telegram. Honig ist erst der zweite europäische Quarterback, der auf diesem Level überhaupt ein Angebot für ein Stipendium bekam. Der Wegbereiter dafür? Luke Wentz, ebenfalls ein deutscher Quarterback und guter Freund von Alexander Honig, der bei der University of Virginia spielt.

Lob von Experten

"Wenn man einen Quarterback bauen würde, würde er genau so aussehen", lobt der auf Europa spezialisierte Talentspäher Brandon Collier die Voraussetzungen Honigs. Das US-Sport-Fachportal Bleacher Report widmete dem fränkischen Football-Talent im vergangenen Jahr einen ausführlichen Artikel, der zwar gespickt mit albernen Klischees ist ("Zuhause, wo das Tragen von Lederhosen eine Sache von Nationalstolz ist"), aber auch ganz genau herausstellt, warum Honig so ein außergewöhnliches Talent ist. Mit erst 17 Jahren ist er 1,95 Meter groß und wiegt rund 105 Kilogramm - Gardemaß für einen großen, kräftigen Quarterback, wie sie ihn in der Football-Profiliga NFL Jahr für Jahr suchen.

In seinem Highlight-Video beweist der Rother, dass er durchaus das Potenzial hat, eine große Karriere zu starten. Auch unter Druck bleibt das Talent ruhig, durch seinen kräftigen Wurfarm meistert er auch weite Pässe und ist dank seiner Athletik auch in der Lage, die nötigen Yards selbst zu laufen. Honig sieht es nicht als Nachteil, seine Football-Ausbildung in Europa genossen zu haben: "Ich bin dadurch ein bisschen besonders und habe einen Vorsprung, weil ich durch vergleichsweise so wenig Training mit den Amerikanern mithalten kann. Ich bin ein Rohdiamant, aus mir kann man noch viel rausholen". Ein vorzeitiger Wechsel in die USA, beispielsweise an eine High School, kam für den Modellathleten übrigens nicht in Frage. "Ich habe mir vorgenommen, erst mein Abitur zu machen. Man weiß ja nie, was passiert", gibt sich 17-Jährige bodenständig.

Viel rausholen möchten die "Horned Frogs", wie das Team der TCU genannt wird, aus ihrem talentierten Quarterback auf jeden Fall. Ab 2021 ist Honig für die Texaner spielberechtigt, für Vorfreude im "Lone Star State "sorgt er mit Videos, in denen er beim Bankdrücken 140 Kilogramm stemmt.

Den Sprung über den großen Teich gibt's für den Schüler aber erst nach dem bestandenen Abitur. Bis dahin muss der hochveranlagte Quarterback noch hart trainieren, aktuell bei der U19 der Schwäbisch Hall Unicorns, immerhin vierfacher Deutscher Meister bei den Herren. Ob Honig eines Tages in die Fußstapfen Mark Nzeochas treten kann, steht noch in den Sternen. Die körperlichen Voraussetzungen bringt das Talent aus Franken jedenfalls schon einmal mit - und an der Zielstrebigkeit, dem Selbstbewusstsein und dem Talent wird es auch nicht mangeln.

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