Ex-Cluberer Drmic wurde bei Norwich "alles genommen"
5.1.2021, 12:57 UhrBeim 1. FC Nürnberg lief es für Josip Drmic wie am Schnürchen. Zumindest persönlich. 17 Tore erzielte er in der Saison 2013/14 im Club-Trikot, so viele wie in keiner darauffolgenden Spielzeit mehr. Und das bei einem Verein, der sich am Ende der besagten Saison aus der 1. Bundesliga verabschieden musste. Trotz der 17 Drmic-Tore.
"Einfach krass" - Der ganze Club ist verrückt nach Drmic
Während der Club daraufhin also im Bundesliga-Unterhaus agierte, hatte Drmic sich empfehlen können. Für Leverkusen und ein Jahr später für Gladbach. Auch dort wurde er immer wieder zum Helden: Im Mai 2018 schoss er das 2:2 gegen Hoffenheim und das richtungsweisende 1:0 beim 4:0 für Gladbach gegen seinen Ex-Verein aus Nürnberg. Und zwar unter Trainer Dieter Hecking, der inzwischen als Sportvorstand in Nürnberg aktiv ist. Zwar spielte der Schweizer in der Saison 2017/18 keine große Rolle, seine Tore aber sorgten mit dafür, dass die Borussia es noch in die Europa League schaffte.
Als "Unerwünschter" aussortiert
Nach dem Abstieg aus der Premiere League hat Norwich City Drmic unmissverständlich klar gemacht, dass ein Neuanfang geplant ist. Ohne ihn. Schon im Sommer 2020 war er trotz seines bis 2022 laufenden Vertrags in die U23 geschoben worden, nachdem sich ein Wechsel auch aufgrund der Coronakrise nicht ergab. Er durfte nicht aufs Mannschaftsfoto, das Training der Profis war für ihn tabu und sogar der Kontakt zu den Teamkollegen wurde ihm offenbar verboten. "Ich musste mich sogar in einer separaten Kabine für die aussortierten Spieler umziehen. Dort saß ich oft ganz alleine."
Eine wirkliche Erklärung für das Vorgehen und die Aussortierung habe der Stürmer nie erhalten, stattdessen war er nach zwei Einsätzen bei der U23 auch dort nicht mehr erwünscht. "Sie wollen nicht, dass ich einem Jungen den Platz wegnehme", sagte er der Schweizer Zeitung Blick. Seitdem wollte der Ex-Cluberer "einfach nur weg von allem".
Denn diese Zeit in Norwich war einsam und ereignislos für ihn. Er durfte nur trainieren, nicht spielen. "Damit haben die Verantwortlichen mir alles weggenommen", sagt Drmic zur Sport Bild. Stattdessen verbrachte er seine Zeit mit Malen, Spazieren und Telefonieren. Manchmal traf er sich mit ein paar (ehemaligen) Teamkollegen. Und er lernt "gerade selbst Songs zu produzieren", einen ersten Hit mit Deutschrapper Eko Fresh hat er bereits veröffentlicht. Die Coronakrise machte seine Situation nicht leichter, Besuch aus der Schweiz durfte er nicht empfangen. "Es ist die schwierigste Zeit in meinem bisherigen Profileben." Dabei hatte Drmic in seiner Karriere bereits mehrere harte Phasen durchleben müssen, darunter sein Knorpelschaden 2016 und Knieprobleme 2017.
"Ich gebe garantiert nicht auf"
Mit Zustimmung der Klub-Verantwortlichen ist er inzwischen in die Schweiz zurückgekehrt, wo er nun zweimal am Tag mit und ohne Ball trainiert und sich auf sein Comeback vorbereitet. Und dafür hat er sich keine kleinen Ziele gesteckt: An erster Stelle steht natürlich, möglichst schnell einen neuen Verein zu finden, Drmic will aber auch "die Rückkehr in die Schweizer Nationalmannschaft schaffen. Ich will zeigen, dass ich in die Nati gehöre."
Aufgegeben hat Drmic sich über die ganze Zeit hinweg nicht und betont der Sport Bild gegenüber: "Hinschmeißen – das ist mir zu einfach. Ich gebe garantiert nicht auf." Seine Eltern hätten ihn so erzogen, dass er sich im Leben alles hart erkämpfen müsse. Eine Ende seiner Profikarriere kommt für den Schweizer also nicht infrage. Im Januar öffnet sich nun wieder das Transferfenster, die Chance für Drmic, Norwich City zu verlassen und für einen anderen Verein wieder stürmen zu dürfen. "Egal, ob Deutschland, England, Italien, ich will einfach nur zurück auf den Rasen, will mich wieder mit anderen messen." Und wer weiß, vielleicht macht er das sogar bald wieder beim Club.
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