Transfers beim Kleeblatt: Die Hintergründe

14.1.2021, 06:00 Uhr
Verlässt das Kleeblatt im Sommer: David Raum.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Verlässt das Kleeblatt im Sommer: David Raum.

Stolz, sagt Rachid Azzouzi, ist auch dabei. Natürlich hätte der Geschäftsführer Sport der SpVgg Greuther Fürth lieber verkündet, dass Eigengewächs David Raum seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängert. Doch dem ist nicht so. Stattdessen wechselt der Linksverteidiger nach 15 Jahren vom Kleeblatt zur TSG Hoffenheim.

"Selbst wenn wir aufsteigen würden..."

"Für junge Spieler sind wir immer ein interessanter Verein, doch das ist hinfällig, wenn du sicher den nächsten Schritt in die Bundesliga machen kannst", schätzt Azzouzi die Situation realistisch ein. "Selbst wenn wir aufsteigen würden, könnten wir nicht im entferntesten mit Hoffenheim mithalten, uns als Zweitligist sind Grenzen gesetzt."

Der kicker hatte über das Interesse der Hoffenheimer zuerst berichtet, keine 24 Stunden später vermeldete die Spielvereinigung den Abgang. "Mit David ging es jetzt relativ schnell", sagt Azzouzi. "In die Sache ist brutal Dynamik hineingekommen, was nach den Leistungen der letzten Wochen abzusehen war." In Sinsheim erhält Raum einen Vertrag bis 2025.

"Wir zeigen immer wieder, dass man bei uns den Weg in die Bundesliga schaffen kann", sagt Azzouzi. "Und das wollen wir auch: Spieler, die weiterkommen und den nächsten Schritt machen wollen. Deshalb ist jetzt auch stolz dabei: Ein Junge von uns geht in die Bundesliga."

Eine Ablöse bringt dieser Wechsel nicht, dafür hätte der U21-Nationalspieler bereits jetzt im Winter den Verein wechseln müssen. "Darüber müssen wir zwar immer nachdenken", sagt Azzouzi. "Doch David möchte die Saison bei uns zu Ende spielen. Bis Sommer gibt er 100 Prozent, er ist ein super Kerl, ein feiner Charakter." Einige Fans sind dennoch enttäuscht, dass Raum nach all den Jahren nicht in Fürth bleiben möchte.

"Eine Kaufoption für ihn können wir nicht eingehen"

Perspektivisch zumindest könnten die Fürther für Ersatz auf der linken Außenbahn gesorgt haben: Für ein halbes Jahr hat das Kleeblatt Luca Itter vom SC Freiburg ausgeliehen. "Eine Kaufoption für ihn können wir nicht eingehen, dafür haben wir kein Geld", sagt Azzouzi zwar. Die Breisgauer hatten dem VfL Wolfsburg für Itter im Sommer 2019 2,5 Millionen Euro gezahlt. "Im Hinterkopf ist es aber und auch beim SC Freiburg hinterlegt: Wenn seine Entwicklung gut voran geht, können wir vielleicht noch ein weiteres Jahr mit ihm arbeiten. Intention des Wechsels jetzt in der Winterpause ist, dass er sich hier einfindet und die Abläufe kennenlernt. Wir müssen immer vorausschauend arbeiten."

Das gilt auch für die anstehenden Vertragsverhandlungen: "Wir arbeiten weiter daran, die Spieler mit unseren Möglichkeiten zu überzeugen, wir werden nicht nervös, auch wenn sich einer für einen anderen Verein entscheidet", sagt Azzouzi. David Raum ist schließlich nicht der einzige Spieler im Kleeblatt-Kader, der im Sommer ablösefrei gehen könnte.

Von insgesamt neun Profis endet das Arbeitsverhältnis nach dieser Saison. Darunter zentrale Stützen des Teams wie Mergim Mavraj, Sebastian Ernst, Julian Green, Havard Nielsen oder Kapitän Branimir Hrgota. Rachid Azzouzi sagte unlängst: "Wir versuchen, die Jungs zu halten." Spieler bereits im Wintertransferfenster abzugeben, um mit ihnen noch Transfererlöse zu erzielen, lehnt er ab.

"Wir geben kein Geld aus, das wir nicht haben"

"Fest steht: Wir geben kein Geld aus, das wir nicht haben. Das gilt auch für die weiteren Vertragsverhandlungen. Wir haben einen der kleinsten Etats der Liga und stehen aktuell auf Rang vier", sagt Azzouzi. Das Kleeblatt spielt momentan besser als viele andere Vereine, die zum Teil weit mehr finanzielle Möglichkeiten haben. In Fürth gibt es kaum Spielraum, die Profis mit einem höheren Gehalt zum Bleiben zu bewegen. Und einen Zeitrahmen, bis wann Entscheidungen gefallen sein müssen, gibt es ebenso wenig.

"Für die Verhandlungen gibt es keine Deadlines", sagt Azzouzi. "Je erfolgreicher wir sind, umso mehr ist es möglich, die Angebote anzupassen. Doch auch aufgrund von Corona, der geringeren Fernsehgelder und ausbleibenden Zuschauereinnahmen denke ich: Es muss viel eingespart werden. Wir haben das in diesem Jahr schon gemacht. Wir brauchen Geduld."

Ablösefrei wie einst Schröck, Sararer und Zulj

Es könnte passieren, dass weitere Spieler den Verein verlassen, ohne dass dieser mit ihnen eine Ablöse generiert - so bereits geschehen im Sommer 2020 bei Maximilian Wittek (Arnheim) und Daniel Keita-Ruel (Sandhausen), lange davor bei Sercan Sararer (Stuttgart) und Stephan Schröck (Hoffenheim), oder im Sommer 2017 bei Robert Zulj. Den Mittelfeldspieler zog es damals ebenfalls zur TSG Hoffenheim, durchsetzen aber konnte er sich nicht. Seit Januar 2020 spielt Zulj für den VfL Bochum - wieder in der zweiten Liga.

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