Zengers Taktiktafel: Das kann Club-Gegner Sandhausen

25.9.2020, 16:12 Uhr
Zengers Taktiktafel: Das kann Club-Gegner Sandhausen

© Foto: Uwe Anspach/dpa

Die Grundordnung. . .

hat Uwe Koschinat gegen Ende der Saison 2019/20 von einem 4-4-2 mit Raute zu einem 3-4-1-2 verändert. Dieser Grundformation ist Sandhausen in den ersten Spielen der Saison 2020/21 nun auch treu geblieben. Beiden Formationen gemein ist, dass die Arbeit auf den Flügeln nahezu gänzlich von den Außenverteidigern geleistet wird, da nur sie dem Spiel Breite geben, während der Rest der Mannschaft vor allem das Zentrum dicht macht. Dementsprechend müssen aber, wenn der Gegner über die Flügel angreift, die Innenverteidiger die Flügelverteidiger auf ihrer jeweiligen Seite unterstützen. Die Umstellung auf eine Formation mit einem zusätzlichen Innenverteidiger, wie es im 3-4-1-2 der Fall ist, ist da folgerichtig, weil die letzte Linie einen weiteren Verteidiger erhält.


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Bislang konnte Sandhausen problemlos ein Spiel aufziehen, das sich vor allem auf die Außenverteidiger verlässt, da der SVS mit Diekmeier und Paqarada das wohl beste Außenverteidigerduo der Liga stellte. Die zwei waren die fleißigsten Flankengeber der Liga und gehörten auch zu den genauesten ihrer Zunft. Dementsprechend war Sandhausen im Vorjahr auch – nach Karlsruhe – die Mannschaft mit den zweitmeisten Flanken und stellte mit Kevin Behrens den Spieler mit den meisten Kopfballtoren. Die größte Aufgabe im Flügelspiel wird also darin bestehen, Leart Paqarada zu ersetzen. Der wechselte zum FC St. Pauli, Sandhausen holte als Ersatz Diego Contento. Dessen letztes Spiel vor letztem Samstag aber stammte aus dem April 2018.

Die anderen Stilmittel des SVS in der letzten Saison waren tiefe, direkte Pässe und ein intensives Defensivspiel. Keine Mannschaft spielte anteilig mehr ihrer Pässe vorwärts ins Angriffsdrittel und auch bei den Pässen für Raumgewinn war Sandhausen, das fast ein Viertel seiner Zuspiele derart spielte, unter den führenden Teams. Dass dieses Direktspiel zielführend war, zeigt die Tatsache, dass Sandhausen nach Stuttgart, Hamburg und Kiel die meisten Ballbesitzphasen im gegnerischen Strafraum hatte. Das führte auch dazu, dass sie die zweitmeisten Schüsse aufs gegnerische Tor hatten. Die defensive Intensität zeigte sich darin, dass der SVS die meisten Fouls aller Zweitligisten beging, sie manifestierte sich aber auch in einem hohen Pressingwert, den meisten Balleroberungen oder (anteilig) den meisten geblockten Schüssen.

Die letzten Spiele. . .

. . . hat Sandhausen gewonnen: Im Pokal gegen Steinbach (2:1) und in der Liga gegen Darmstadt (3:2). Für letzteren Sieg waren zwei Spieler maßgeblich verantwortlich: Martin Fraisl und der ehemalige Fürther Daniel Keita-Ruel. Letzterer erzielte gegen Darmstadt alle drei Tore, ersetzte den angeschlagenen Kevin Behrens sowohl mit seiner physischen Präsenz als auch mit seiner Torgefahr. Torwart Fraisl dagegen verhinderte mit starken Paraden mehrere gute Gelegenheiten der Darmstädter.

In Sachen Spielanlage sah vieles so aus wie im Vorjahr. Mit einer Führung im Rücken überließ Sandhausen gern dem Gegner den Ball, um per Direktspiel nach vorne zu kommen. Sowohl gegen Darmstadt (32%) als auch gegen Steinbach (48%) hatten die Kurpfälzer weniger Ballbesitz als der Gegner. In beiden Partien regnete es Flanken in den gegnerischen Strafraum, die vor allem von den Außenverteidigern geschlagen wurden, niemand hatte eine bessere Quote an gewonnenen Kopfballduellen am ersten Spieltag als Sandhausen.

Die Schwächen. . .

. . . liegen bei den Sandhäusern im strukturierten Aufbau. Mit Ballbesitz tat sich der SVS schwer. Von den 13 Partien, in denen Sandhausen in der Saison 2019/20 mehr Ballbesitz als der Gegner hatte, konnte es nur zwei gewinnen (gegen den FCN und in Osnabrück), verlor aber sieben. Das liegt auch darin begründet, dass oft erst ein Rückstand dazu führt, dass eine Mannschaft viel Ballbesitz hat. Dennoch ist es auffällig, dass der SVS mit viel Ballbesitz recht wenig anfangen kann. Es passt daher ins Bild, dass der SV Sandhausen in der vergangenen Saison die Mannschaft mit den wenigsten Toren aus dem Spiel heraus war und auch insgesamt von allen Teams, welche die Klasse hielten, die wenigsten Treffer erzielte.


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Das war jedoch auch einigem Pech im Abschluss geschuldet – kein Team unterbot die eigenen expected Goals so weit wie der SVS. Der Stil mit direkten Pässen und Flanken führt aber noch zu einem anderen Problem: Sandhausen verliert sehr viele Bälle im letzten Drittel. Keine Mannschaft hatte letzte Saison mehr Ballverluste im Angriffsdrittel. Fügt man das mit den vielen Torschüssen und den wenigen Toren zusammen, entsteht ein Bild, das zeigt, dass Sandhausen oft sehr viel investieren musste, um Tore zu erzielen. Jener Eindruck bot sich gegen Darmstadt nicht. Ob es eine Trendwende darstellt, bleibt freilich abzuwarten.

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