Sparkassen-Vorstand zu Corona-Hilfen: "Arbeiten mit Hochdruck"

3.4.2020, 15:00 Uhr
Als Krisenmanager gefragt: Roland Burgis, stellvertretender Vorstandschef der Sparkasse Nürnberg

© Stefan Hippel Als Krisenmanager gefragt: Roland Burgis, stellvertretender Vorstandschef der Sparkasse Nürnberg

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um an Förderkredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW sowie der LfA Landesförderbank Bayern zu kommen?
Roland Burgis: Der Finanzbedarf muss plausibel sein – also dass die derzeitigen Probleme nachweisbar durch die Coronavirus-Krise ausgelöst worden sind. Wirtschaftliche Schwierigkeiten dürfen nicht schon vorher bestanden haben, das heißt, bisher funktionierten Zahlungen reibungslos. Die Höhe des Förderdarlehens orientiert sich an der nachvollziehbaren Liquiditätslücke.


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Werden diejenigen bestraft, die in der Lage sind, sich aus eigenen Mitteln zu finanzieren?
Burgis: Nein, denn die anderen müssen Kredite aufnehmen, die später wieder zurückzuzahlen sind. Allerdings zu anderen Zahlungsmodalitäten als üblich. So gilt für Klein- und mittelständische Unternehmen: Mit der Tilgung von Förderkrediten wird erst ein Jahr nach deren Aufnahme begonnen, die Höhe sollte bei mindestens 25000 Euro liegen. Die Laufzeit liegt in der Regel bei fünf Jahren. Dabei ist zu beachten: Kann ein Kreditnehmer das Darlehen nicht zurückzahlen, bleibt der Anspruch gegen ihn zu 100 Prozent bestehen. Hauptgläubiger sind dann allerdings nicht mehr die Sparkassen oder andere Banken, die den Kredit ausgereicht haben, sondern die Förderbanken, die die Haftung zu 90 Prozent übernehmen. Bei der Hausbank verbleibt dann somit ein Haftungsrisiko von zehn Prozent.

Kredite im Schnellverfahren

Wie findet man heraus, ob die wirtschaftlichen Schwierigkeiten schon vorher bestanden oder durch die Corona-Krise auftauchten?
Burgis: Da machen sich langjährige Verbindungen bezahlt. Die Kundenbetreuer haben in der Regel einen guten Überblick über den Geschäftsverlauf ihrer Bestandskunden der vergangenen Jahre und das Scoring. Sie wissen auch, wie ein Unternehmen oder Freiberufler zuletzt dastand.

Welche Unterlagen sind dafür notwendig?
Burgis: In der Regel reicht die Bilanz von 2018 sowie eine aktuelle Betriebswirtschaftliche Auswertung für 2019. Freiberufler müssen eine Einnahmen- und Überschussrechnung vorlegen. Bei Selbstständigen und Einzelunternehmen hilft zusätzlich der letzte Einkommenssteuerbescheid vorzulegen, mitunter auch eine persönliche Vermögens- und Schuldenaufstellung. Ziel ist es, die notwendigen Unterlagen auf ein Minimum zu reduzieren und gleichzeitig unserer Verantwortung nachkommen zu können.

Wie wird geprüft, wer anspruchsberechtigt ist?
Burgis: Bei der Sparkasse Nürnberg wird wie üblich geprüft. Um die Förderbanken zu entlasten, dürfen wir in einem Schnellverfahren für die KfW bereits Kredite bis zu einer Summe von drei Millionen Euro genehmigen, für die LfA bis zu einer Summe von 625000 Euro. Vom Bund soll es auch noch eine Soforthilfe geben, die mit der bayerischen verrechnet wird.

Nicht immer muss es ein Förderkredit sein

Wer hat Anspruch auf die von Bayern versprochenen Soforthilfen und wie kommt man an diese?
Burgis: Die Soforthilfen, die nicht zurückgezahlt werden müssen, sind die erste Wahl für kleine Unternehmen. Deren Höhe liegt zwischen 9000 und 50000 Euro. Sie sind gestaffelt: Unternehmen bis fünf Mitarbeiter erhalten 9000 Euro, bis zehn Mitarbeiter 15000 Euro, bei bis zu 50 Beschäftigten sind es 30000 Euro und Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern können 50000 Euro erhalten. Teilzeitbeschäftigte müssen dafür in Vollzeitäquivalente umgerechnet werden. Diese Hilfen werden über die Regierung von Mittelfranken beantragt. Dort ging bereits eine Antragsflut ein.


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Was ist, wenn es Unternehmen trotz aller Prüfung gelingt, auch ohne Corona-Krise ungerechtfertigt an Förderkredite zu kommen?
Burgis: Durch die Rechnungshöfe wird die Verwendung der Förderkredite später geprüft werden. War diese nicht ordnungsgemäß, gilt das als Subventionsbetrug und ist eine Straftat.

Ist ein Förderkredit immer das Mittel der Wahl?
Burgis: Es gibt zahlreiche Alternativen. Viele Unternehmen haben ihre Kreditlinien noch nicht ausgeschöpft, das ist bei unseren Firmenkunden gerade einmal bei 15 bis 20 Prozent der Fall. Möglich ist auch ein Kontokorrentkredit, für den nur im Falle einer Inanspruchnahme Zinsen fällig werden. Außerdem lässt sich auch ein normaler Kredit aufnehmen.

Zwei Wochen bis zum rettenden Geld

Wie sind die Konditionen?
Burgis: Bei einem Förderkredit liegt der Zinssatz zwischen einem und 1,5 Prozent, bei einem Kredit der Sparkasse – je nach Bonität, Laufzeit und Sicherstellung – zwischen 2,5 und acht Prozent, beim Kontokorrentkredit bei Inanspruchnahme sind es zwischen zwei und zehn Prozent. Auch wenn es jetzt mehr klingt, kann dies über die Jahre aber mitunter günstiger sein als ein Förderkredit, wenn der Kredit von kürzerer Laufzeit sein soll oder auch Sondertilgungen vorgenommen werden.

Wie lange dauert es, bis das Geld fließt?
Burgis: Bei einem Förderkredit gehen wir bei der Menge an Anträgen derzeit von Auszahlungszeiten von rund 14 Tagen aus. Das Darlehen der Sparkasse kann mitunter bereits am Tag nach der Antragstellung bereitgestellt werden. Es ist auch möglich, mit einem Kredit von uns in Vorfinanzierung zu gehen und diesen nach Gewährung eines Förderkredits abzulösen.

Unternehmen solide aufgestellt

Die Sparkasse setzt zudem die Tilgungsraten aus. Erhöhen sich die Raten dafür im Anschluss?
Burgis: Nein. Die Konditionen laufen normal weiter, nur verschiebt sich die Laufzeit um die vom Kunden gewünschte Zeit nach hinten. Wer also nur drei Monate aussetzen will, hängt diese drei Monate hintendran. Möglich ist dies insgesamt bis zu zwölf Monate.


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Wie stehen die Unternehmen in der Region da?
Burgis: Unsere "Diagnose Mittelstand", die die Sparkassen jährlich erstellen, zeigt, dass der Trend der vergangenen Jahre klar zu einer gestiegenen Eigenkapitalquote geht. Rund 30 Prozent sind es bei den größeren Unternehmen, rund zehn Prozent bei den kleineren Unternehmen. Zudem haben sich auch die Einlagen deutlich erhöht. Bei der Sparkasse Nürnberg haben die Firmen derzeit rund 1,4 Milliarden Euro angelegt. Unsere Unternehmen sind also insgesamt solide aufgestellt.

Weitere Informationen und Hilfen gibt bei der Sparkasse Nürnberg, dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der LfA Förderbank Bayern

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