Alpenrock als Brücke in die weite Welt

23.4.2015, 07:28 Uhr
Alpenrock als Brücke in die weite Welt

© Movienet

Schade, ein wirklich eigenes Filmkonzept hat sich Markus H. Rosenmüller nicht für seine Musik-Dokumentation einfallen lassen. Oder soll man sagen: einfallen lassen können? Denn der bayerische Regisseur, von dem etwa die schöne Heimat-Komödie „Wer früher stirbt, ist länger tot“ stammt, hat das Projekt von Goiserns Manager Hage Hein übernommen, der dafür schon viel Archiv-Material aus 25 Jahren Künstlerkarriere zusammengetragen hatte.

Einfach chronologisch zusammenmontiert hat Rosenmüller die Bilder und Filmszenen, die vor musikalischer Energie nur so strotzen, freilich nicht. Vielmehr verbindet er sie durch ein langes Interview, das wie ein roter Faden wirkt und zugleich einen hübschen Kontrast zu Hubert von Goiserns zahlreichen Musik-Reisen und -Aktivitäten bildet. Da begegnet einem der Mann, der sonst ständig in Bewegung zu sein scheint, in aller Herrgottsfrühe auf dem Hallstätter See beim Angeln. Momente der Ruhe und Stille sind das — in nächster Nähe zu Goiserns Heimatort, von dem er sich bekanntlich den Künstlernamen geborgt hat.

Heimat und Weltoffenheit, so zeigt der Film, erzeugen das Spannungsfeld, in dem sich der Rebell am Knopfakkordeon pudelwohl fühlt. Aus diesen Polen schöpft er als Mensch und als Musiker Inspiration.

Viel tiefer geschürft wird allerdings nicht. Dafür erfährt man einiges über den heute 62-Jährigen und seine Beziehung zur Musik. Alte Fotos zeigen ihn im feschen Kostüm als Mitglied einer Blaskapelle, das allerdings aufbegehrte, statt „vor dem Altar der Volksmusik zu knien“. Später werden musikalische Sünden gebeichtet, wird der steinige Weg zum Erfolg geschildert. Doch natürlich liegt der Fokus auf Goiserns ungewöhnlichen, völker- wie musikerverbindenden Projekten, insbesondere den Flussreisen durch Europa mit Konzerten auf einem umgebauten Lastschiff. Tatsächlich ist es verblüffend, wie lässig der punkige Alpensound die Menschen entlang der Route zusammenbringt. So weiß man am Ende der Doku viel über den Künstler Hubert von Goisern, wie er als Mensch abseits von Musik und Bühne tickt, bleibt dem Zuschauer allerdings verborgen. (D/A/95 Min.; Casablanca, Cinecittà, Nbg.; Manhattan, Erl.)

Verwandte Themen


Keine Kommentare