Rebell gegen den Irrsinn

23.4.2015, 20:28 Uhr
Rebell gegen den Irrsinn

© Piffl

„Freiheit ist ja etwas, das man nicht per se hat“, bemerkt die Interviewerin einleitend. – „Nein, die muss man sich nehmen.“ Schneider spricht’s, steht auf und geht. So kann wohl nur eine Doku über den sicher ungewöhnlichsten deutschen Komiker beginnen.

Helge Schneider hat so gar nichts mit den üblichen Comedians gemein. Sein sperrig-dadaistischer Humor mit regelmäßiger Unterlaufung konventioneller Publikumserwartungen ist eigentlich alles andere als massenkompatibel. „Eher eine Verweigerung als ein Film“, schrieb mal ein Kritiker über einen seiner Kinofilme und hat damit gar nicht so unrecht. Dass die Streifen ebenso wie seine CDs und Live-Auftritte seit vielen Jahren ein konstant großes Publikum anziehen, ist ein Phänomen.

Regie-Debütantin Andrea Roggon nähert sich dem in Mülheim geborenen Künstler in recht freier Form – was zum Ansatz seiner Komik passt. „Mülheim Texas“ stellt ein buntes Mosaik aus Interview-Schnipseln, Aufnahmen von Proben und Live-Auftritten sowie privaten Einblicken dar. Bei letzterem lässt Schneider allerdings schnell durchblicken, dass es für ihn enge Grenzen gibt. Ein gewisses Geheimnis müsse bleiben. Wer denke etwa bei Van Gogh daran, wie der beim Einkaufen wirkte? Auf Interviews mit weiteren Personen wird konsequent verzichtet.

„Ich rebelliere gegen Normalität, gegen den Irrsinn der Normalität“ – ein Satz, der die Essenz des Schneider’schen Humors recht treffend wiedergibt. Natürlich zeigt die Doku auch, dass die „singende Herrentorte“ nicht nur ein hochinteressanter komödiantischer Querkopf ist, sondern außerdem ein virtuoser Musiker. Den Fans bietet der Film eine echte Fundgrube, der Rest der Welt erhält zumindest interessante Einblicke in den absurden Kosmos des Künstlers. „Katzeklo“, Helge Schneiders größter Hit, kommt übrigens bezeichnenderweise nicht vor. (D/89 Min.; Cinecittà, Nbg.)

Verwandte Themen


Keine Kommentare