Leserbrief "Schule vor Schließung"

31.5.2017, 18:24 Uhr

Meine Wahrnehmung der Infoveranstaltung der Grundschule Pyrbaum weicht in wesentlichen Punkten von derjenigen ab, die Wolfgang Fellner in seinem Artikel vom Mittwoch geäußert hat.

Gleich zu Beginn bat die stellvertretende Schulleiterin um einen fairen Ton, denn: "Wir sind eure Schulleitung. Wir sind die Schulleitung auch für eure Kinder. Ganz viele von euch haben vielleicht noch kleinere Kinder, die noch nicht in der Schule sind. Ihr vertraut uns die Kinder an. Ihr wäret vielleicht Eltern einer Klasse. Und das soll man immer im Hinterkopf behalten, wenn man etwas sagt, etwas ausspricht."

Diese Sätze werden in der Tat von vielen als Drohung empfunden. Das von Schulamtsdirektor Lang behauptete angebliche Ziel des Kultusministeriums, dass alle Klassen nach Möglichkeit im selben Haus untergebracht werden sollen, ist frei erfunden.

Auch die Tatsache, dass keine drei Klassen gebildet werden können, spielt hierbei keine Rolle. In den letzten Jahren gab es fast immer nur zwei Klassen: die eine in Pyrbaum, die andere in Seligenporten.

Mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation sollte der Eindruck erweckt werden, in der Schule seien pädagogische Gründe abgewogen worden. Als Grund für eine Unterbringung der Klasse 1b in Seligenporten wurde immerhin erkannt, dass die Seligenportener Schüler ihre Schule lieben.

Für Pyrbaum wurde dagegen eine Reihe von pädagogischen Gründen behauptet. Nur ein repräsentatives Beispiel: Angeblich müssen die Schüler ("Nomaden") zur Zeit so viel zwischen Pyrbaum und Seligenporten hin- und hergefahren werden, dass Unterricht verkürzt werden muss und Pausen fürs Busfahren geopfert werden müssen. Tatsächlich müssen jedoch nur die Schüler der vierten Klasse sowie die wenigen Evangelisch-Schüler der jüngeren Klassen einmal pro Woche während des Vormittags gefahren werden (und für meinen Sohn ist das kein Problem).

Alle anderen verbringen nur ein bis zwei Mal pro Woche den kompletten Schultag in Pyrbaum. Wenn das so schlimm sein soll, dann frage ich mich, warum den armen Schülern das in Zukunft jeden Tag zugemutet werden soll. Alle weiteren angeführten angeblichen pädagogischen Gründe lassen sich ebenso leicht entkräften; es würde jedoch den Rahmen dieses Leserbriefs sprengen.

In kleineren Gesprächsrunden im Anschluss gaben die beiden Schulleiterinnen offen zu, dass sie sehr wohl planen, das Schulhaus in Seligenporten ganz zu schließen. Denn angeblich werden nur dann die Fördergelder bewilligt, die für einen Umbau des Schulhauses in Pyrbaum benötigt werden. Zugespitzt heißt das: Weil das Schulhaus in Pyrbaum nicht gut genug ist, muss die Schule in Seligenporten schließen.

Bleibt noch die Frage: Warum jetzt schon die Klasse 1b und damit 16 Schüler aus Seligenporten, Rengersricht und Schwarzach nach Pyrbaum fahren? Warum nicht stattdessen die acht Schüler aus Oberhembach und Pruppach nach Seligenporten anstatt nach Pyrbaum bringen?

Für sie würden sich nicht einmal die Abfahrtszeiten ändern. Aber einer der Oberhembacher Väter ist eben Dirk Lippmann. Mathe-Aufgabe für Grundschüler: Wie viele Seligenportener wiegt ein Lippmann auf?

Martin Keitel, Seligenporten

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