Lockerungen

Perspektivlos: Frankens Freizeitparks fühlen sich ungerecht behandelt

19.5.2021, 19:35 Uhr
Die Betreiber von Freizeitparks fordern klare Perspektiven für eine Wiedereröffnung.

© Philipp von Ditfurth, dpa Die Betreiber von Freizeitparks fordern klare Perspektiven für eine Wiedereröffnung.

Die Dampfeisenbahn fährt nicht, das Schwanenkarussell steht still, auf der Riesenrutsche herrscht Leere, eine Westernshow gibt es genauso wenig wie das beliebte Ritterturnier.

Schon der Komplettausfall des Saisonstarts 2020 traf Freizeitparks wie "Schloss Thurn" in Heroldsbach im Landkreis Forchheim hart.

In diesem Jahr sei es aber noch schlimmer, sagt Benedikt Graf von Bentzel. "Die Unsicherheit und Nicht-Planbarkeit hat zugenommen", erklärt der Eigentümer des bekannten Freizeitparks, der gleichzeitig als Bürgermeister für die CSU im Rathaus der kleinen Gemeinde im Landkreis Forchheim sitzt.

Im Stich gelassen

Mit Blick auf sein Familienunternehmen fühlt er sich von der bayerischen Staatsregierung im Stich gelassen. "Wir hängen am Tropf der Politik", sagt Graf von Bentzel. Und die entscheide gerade in einer für ihn nicht nachvollziehbaren Art und Weise, was angesichts sinkender Inzidenzwerte öffnen dürfe, und was nicht.

Es sei "komisch", dass die Landesgartenschau in Ingolstadt ebenso wie Tiergärten wieder Besucher empfangen dürfen, bald wieder Kulturveranstaltungen im Freien möglich sind, die Freibäder ebenso öffnen können wie Fitness-Studios - nicht aber Freizeitparks, die über sehr große Außenflächen verfügen und wirksame Hygienekonzepte vorhalten.

"Wir haben kein Modegeschäft"

Dennoch würden die Betreiber der Erlebniswelten in Bayern "in der Luft" hängen gelassen, nicht einmal eine Perspektive sei in Sicht, ohne die es aber nicht gehe. "Wir haben hier kein Modegeschäft, wo ich sage, dann mache ich halt mal auf", sagt Graf von Bentzel, der auch als Schatzmeister des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) e. V. fungiert.

Die Mitarbeiter könnten erst dann aus der Kurzarbeit geholt werden, wenn Planungssicherheit besteht. Dazu komme die Sorge, dass viele Saisonkräfte, die für den Betrieb des Erlebnisparks nötig sind, schon gar nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie sich inzwischen andere Jobs gesucht haben. "Es gibt so viele Faktoren, die unzufriedenstellend sind."

Doch daran wird sich wohl so schnell nichts ändern. Eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums verweist auf Nachfrage hin schriftlich auf die bisherige 12. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung. Sie "geht im Grundsatz noch immer von einer weitgehenden Beschränkung des gesellschaftlichen Lebens aus und untersagt etwa die Öffnung von Gastronomiebetrieben, den Betrieb von Freizeiteinrichtungen oder das Zusammentreffen einer Vielzahl von Menschen", so die Sprecherin.

"Die vorsichtigen Öffnungsschritte nach § 27 der 12. BayIfSMV beziehen Freizeitparks als Freizeiteinrichtungen ebenso wenig ein wie andere vergleichbare Freizeiteinrichtungen."

Keine Antwort

Auf das von den Freizeitpark-Betreibern beklagte Ungleichgewicht zwischen Tierparks und ihren Betrieben ging das Ministerium in der Antwort jedoch nicht ein.

An fehlende Begründungen stößt sich auch der VDFU. "Die Bayerische Staatskanzlei bleibt auch auf Nachfrage eine Erklärung schuldig, wie sie zu der Einschätzung kommt, dass das Infektionsrisiko in Zoos vergleichsweise niedriger zu bewerten sei", heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Verbands.

"Dabei versäumt sie es, Vermutungen zu entkräften, dass die mit öffentlichen Geldern finanzierten Einrichtungen von politischen Akteuren bevorteilt werden."

Noch im letzten Jahr hätten die Freizeitparks noch vor den Beherbergungsbetrieben die Möglichkeit zur Wiedereröffnung nach dem ersten Lockdown bekommen. "Warum in diesem Jahr nun plötzlich Freizeitparks risikoreicher als Hotels oder Kinos eingestuft werden", sei nicht nachvollziehbar, so Silke Holzner, Betreiberin des Bayern-Park in Niederbayern.

Eine ähnlich Kritik kommt auch von Joachim Löwenthal, Inhaber des Allgäu Skyline Park. "Wir haben weitläufige Areale sowie bewährte und genehmigte Hygienekonzepte", so Löwenthal.

Vorbereitung für Mitte Juni

Bei Playmobil will man die politischen Entscheidungen nicht bewerten. "Aktuell wurde noch kein möglicher Öffnungszeitpunkt von den Behörden genannt, grundsätzlich sind wir aber gut darauf vorbereitet, dass die Saison zeitnah nach entsprechenden Lockerungen beginnen kann", heißt es aus der Pressestelle.

"Wir möchten jedoch in jedem Fall noch die Entwicklungen der ersten Schulwoche nach den Ferien abwarten, sodass wir frühestens ab dem 14. Juni mit einem Start rechnen."

SPD fordert Perspektiven

Auch die SPD-Landtagsfraktion fordert Öffnungsperspektiven für Freizeitparks. „Die Entscheidungen der letzten Wochen haben die Bedürfnisse von Familien mit Kindern und Jugendlichen völlig ausgeklammert“, kritisierte Fraktionsvorsitzender Horst Arnold.

Damit Anfang oder Mitte Juni ein Freizeitpark aufmachen könne, brauche es jetzt klare Entscheidungen. „Es geht nicht, dass man überall fast alles aufmacht, aber diese Betriebe nach wie vor im Unklaren lässt“, so Arnold.

Verwandte Themen


Keine Kommentare