Elektroautos: Turbo-Laden wird teurer

18.1.2020, 14:47 Uhr
Elektroautos: Turbo-Laden wird teurer

© Ionity

2020 soll das Jahr der Elektroautos werden. Opel Corsa-e, Peugeot e-208, Mercedes EQC, Porsche Taycan und vor allem der VW ID.3 – sie alle werben jetzt um Autokäufer, die bereit sind, vom Verbrenner auf einen Stromer umzusteigen.

Damit hat es allmählich aber auch ein Ende mit den günstigen und teilweise sogar kostenlosen Lademöglichkeiten. Nachdem sie zunächst Lockangebote unterbreitet haben, wollen die Ladesäulenbetreiber Kasse machen mit dem Ladestrom.

Beispiel Ionity: Das Joint-Venture ist 2017 von BMW, Mercedes, Ford und dem Volkswagen-Konzern gegründet worden. Durch ein europaweites Netz von Schnellladesäulen, errichtet entlang der Autobahnen, sollen Langstreckenfahrten mit dem Elektroauto machbar werden. Derzeit gibt es 203 solcher Ladesäulen, 53 weitere befinden sich im Bau, sie bieten eine Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt (kW).

79 Cent pro Kilowattstunde

Bislang - konkret seit zwei Jahren - wurde pro Ladevorgang eine Pauschale von acht Euro verlangt. Ab dem 31. Januar ändert sich das. Dann wird verbrauchsbasiert abgerechnet, Kunden ohne Vertragsbindung bezahlen dann 79 Cent pro Kilowattstunde (kWh).

Mit der Umstellung wolle man für mehr Transparenz sorgen, heißt es. "Je nach den individuellen Bedürfnissen können unsere Kunden ein passendes Preismodell für sich aussuchen", sagt Ionity-Chef Michael Hajesch.

75 Euro für eine Ladung Strom

Das aber kann teuer werden. Müsste der 95-kWh-Akku eines Audi e-tron komplett aufgeladen werden, so würde dies rund 75 Euro kosten. Nach Werksangaben kommt der 408 PS starke Ingolstädter Stromer damit maximal 411 Kilometer weit. Beim Audi Q8 55 TFSI quattro (auch nicht schlappe 340 PS, Verbrauch nominell 8,8 l/100 km) würden für dieselbe Distanz etwa 52 Euro Spritkosten anfallen.

Fairerweise muss gesagt werden, dass der Kunde bei Ionity einiges bekommt für sein Geld - die Gleichstrom-DC-Schnelllader liegen günstig direkt an den Autobahnen und bieten mit der erwähnten Ladeleistung von bis zu 350 kW einen immens hohen Output an Strom. Zum Vergleich: Aus einer mit 16 Ampere abgesicherten Haushaltssteckdose strömen maximal 3,7 kW, aus den meisten Wallboxen und öffentlichen Wechselstrom-AC-Ladesäulen 11 oder 22 kW.

Andererseits gibt es derzeit noch kein Elektroauto, das die 350 kW tatsächlich ziehen kann. Der e-tron beispielsweise kann mit 150 kW laden, und das ist schon sehr viel. Der Kia e-Soul beherrscht DC-Schnellladen mit 100 kW, der Renault Zoe mit 50 kW. Erst der Porsche Taycan mit 800-Volt-Technik wird tatsächlich etwas von der hohen Ionity-Ladeleistung haben.

Es geht auch günstiger

Es geht aber auch günstiger. Andere Anbieter (EnBW, Allego, Fastned, Innogy) verlangen zwischen 49 bis 59 Cent pro kWh, allerdings liegt die DC-Ladeleistung zumeist niedriger, und nicht immer befinden sich die Ladesäulen verkehrsgünstig an der Autobahn. Auch das Stromfassen an den üblichen öffentlichen AC-Ladestationen kommt deutlich billiger als das Turbo-Schnellladen bei Ionity. Und an der Haushaltssteckdose - an der ein e-tron freilich rund 25 Stunden ausharren müsste, bis er voll ist - kostet die kWh Strom meist maximal 30 Cent.

Mercedes wiederum hat angekündigt, dass die Nutzer von "Mercedes me Charge" bei Ionity "zu einem vergünstigten Ladepreis von 29 Cent pro geladener Kilowattstunde" andocken können. Wer ein EQ-Modell wie den EQC kauft, braucht ein Jahr lang keine Grundgebühr zu zahlen. Audi berechnet im Rahmen seines "Transit"-Tarifs 33 Cent/kWh fürs Tanken bei Ionity, auch den Käufern eines e-tron bleibt ein Jahr lang die Grundgebühr erspart.

Ulla Ellmer

Keine Kommentare