Klima-Streiks zeigen deutliche Wirkung bei Europawahl

28.5.2019, 05:53 Uhr
Dass es diesmal eine hohe Wahlbeteiligung gerade bei jungen Wählern gab, ist vermutlich unter anderem auch auf die Fridays for Future - Bewegung zurückzuführen.

© Hans-Joachim Winckler Dass es diesmal eine hohe Wahlbeteiligung gerade bei jungen Wählern gab, ist vermutlich unter anderem auch auf die Fridays for Future - Bewegung zurückzuführen.

Die Europawahl war auch eine Klimawahl. So sehen das nicht nur die jungen Aktivisten. Freude und das Gefühl, vieles richtig gemacht zu haben, überwiegen am Tag nach der Wahl bei den FFF-Organisatoren.

"Jetzt muss die Umsetzung der Klimaziele erfolgen", sagt Miriam Süttmann, "das steht über allem". Die 17-Jährige ist eine der Organisatoren der Bewegung in Nürnberg. Unterstützt wird sie unter anderem von Florian Fischer aus Erlangen.

Insbesondere die jungen Leute haben die Grünen erreicht.

Insbesondere die jungen Leute haben die Grünen erreicht. © Redaktionsservice/NN

"Wir haben uns sehr gefreut, dass sich die Anzahl der Menschen, bei denen Klimaschutz eine große Rolle bei der Wahlentscheidung gespielt hat, mehr als verdoppelt hat", sagt Fischer. Er glaubt, dass nicht nur die Grünen, sondern auch andere Parteien endlich erkannt haben, dass Klimaschutz alle angeht. Und dass sie sich den Forderungen der Jugend nicht dauerhaft entziehen können.

Von der Aussage des Grünen-Spitzenkandidaten Sven Giegold, die Wahl sei der "Sunday for Future" gewesen, hält Fischer wenig. Für die jungen Menschen sei es unerheblich, welcher Politiker wie viele Prozente bekomme. "Wichtig ist, dass sich überhaupt Politiker für den Umweltschutz einsetzen", ist der 19-Jährige überzeugt.

"Fridays for Future" begreife sich nicht als Werbeplattform für Politiker, ergänzt Miriam Süttmann. Die Bewegung stehe nicht für eine Partei und deren Programm. "Wir wollen, dass unsere Forderungen umgesetzt werden", betont Schüttmann nochmals. Ob das die Grünen machen oder eine andere Partei, ist für sie zweitrangig.

Dass es diesmal eine hohe Wahlbeteiligung gerade bei jungen Wählern gab, sei auch auf die Bewegung zurückzuführen, meint Fischer. "Wir haben Werbung für Klimaschutz gemacht und darauf hingewiesen, zur Wahl zu gehen. Vorher hat Europa oder Europapolitik wenige interessiert. Die Wahl ist durch die Proteste deutlicher in den Fokus gerückt", sagt Fischer selbstbewusst.

Ältere bleiben der Union treu

Ein Blick auf die Altersstruktur der Wähler spricht Bände: CDU und CSU verdanken ihr Ergebnis vor allem der Generation 60+. Bei den 18- bis 24-Jährigen können sie gerade mal 12 Prozent überzeugen. Genau umgekehrt verhält es sich bei den Grünen: Sie liegen nicht nur bei den ganz Jungen deutlich vor der Union, sondern jetzt auch bei den 35- bis 44-Jährigen.

Bei den über 60-Jährigen landet die Partei mit der Sonnenblume im Logo indes hinter CDU/CSU und SPD. Die wiederum kommt bei den über 60-Jährigen noch auf 20 Prozent. Bei den ganz jungen Wählern sind die Genossen total abgemeldet und liegen noch hinter der Union.

Das Rezo-Video ("Die Zerstörung der CDU") und die Klima-Proteste zeigen also Wirkung: Erst am vergangenen Freitag hatte es den zweiten weltweiten FFF-Protest gegeben, 120 Länder waren beteiligt. In Deutschland wurde in mehr als 280 Städten gestreikt, darunter in Nürnberg, Fürth und Erlangen, wo insgesamt rund 3000 Jugendliche auf die Straße gegangen waren.

Viele, die mitliefen, waren am Sonntag nicht wahlberechtigt, weil sie noch zu jung sind. Aber: Sie haben – durchaus erfolgreich – die älteren Demonstranten und Passanten beeinflusst, sind die Organisatoren überzeugt.

Den Worten der Gewählten müssten nun Taten folgen. Und das möglichst schnell. Für das Klima gebe es keinen Plan B, so die Organisatoren. "Bis jetzt haben wir ja nur Wahlergebnisse", sagt Fischer. Daher wird es auch in den kommenden Wochen freitags Proteste geben. "So lange, bis sich etwas ändert."

 

 

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