Bedeutung und Training

Resilienz: So lernen Sie, mit Krisen umzugehen

Simone Madre

SEO-Redakteurin

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4.1.2023, 08:15 Uhr
In unserem Beitrag finden Sie die sieben Säule der Resilienz.

© IMAGO/Uwe Umstätter In unserem Beitrag finden Sie die sieben Säule der Resilienz.

Resiliente Menschen können gut mit Stress umgehen, haben einen realistischen Optimismus und vertrauen auf ihre eigenen Stärken. Selbst bei schweren Schicksalsschlägen sind sie aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit vor psychischen und Erkrankungen geschützt. Aber was bedeutet "Resilienz" und wie kann man die eigene Resilienz stärken?

Resilienz-Definition: Was ist Resilienz?

"Resilienz" kommt vom lateinischen Wort "resilire"", was abprallen, nicht anhaften oder zurückspringen bedeutet. Der Begriff bezeichnet die Belastbarkeit, psychische Stärke oder auch Widerstandskraft einer Person. Wer resilient ist, kann gut mit stressigen Lebensereignissen und Krisen umgehen und sich wieder von ihnen erholen. Resilienz ist somit eine Art "mentaler Schutzschild" und hilft dabei, die psychische Gesundheit aufrecht zu erhalten oder wiederherzustellen.

Resilienz kann erlernt und weiterentwickelt werden. Denn sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, die wir teilweise beeinflussen können. Dazu zählen ein unterstützendes Umfeld und persönlichen Ressourcen wie ein hohes Selbstwertgefühl, ein Fokus auf das Positive und die Überzeugung, dass man sein Leben selbst in der Hand hat.

Resilienz: Bedeutung in der Psychologie

Vor allem in der therapeutischen Arbeit wird die Förderung der Resilienz und inneren Stärke als grundlegend erachtet, um psychischen Störungen vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Das ist besonders wichtig für Menschen, die ein Trauma erlitten haben oder schwierige Lebensumstände aufweisen. Resilienz kann dementsprechend auch erlernt und trainiert werden.

In der Entwicklungspsychologie bezeichnet Resilienz die Widerstandsfähigkeit von Kindern, die sich trotz belastender Bedingungen wie Armut, der chronischen Krankheit eines Elternteils, Misshandlungen oder Krieg gut entwickeln und als Erwachsene ein erfolgreiches Leben führen.

Resilienz ist aber kein Allheilmittel, mit dem man alle Widrigkeiten überwindet. Sie hilft dabei, Möglichkeiten während einer Krise besser wahrzunehmen und zu ergreifen. Hierzu muss es aber Möglichkeiten geben. In einer Wirtschaftskrise findet beispielsweise nicht jeder resiliente Mensch einen Job. Die Resilienz hilft aber, mit der Situation zurecht zu kommen und während einer langwierigen Suche nicht zu verzweifeln. Zudem muss man sich folgender Thematik bewusst sein: Resilienz hilft zwar dabei, den eigenen Umgang mit Problemen zu verbessern. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, an den Ursachen dieser Probleme zu arbeiten. Das darf man nicht vergessen. Schlechte Verhältnisse sollte man nicht als gegeben akzeptieren.

Wo kommt der Begriff her?

Die Kauai-Längsschnittstudie von Emmi Werner und Ruth Smith wird in der Literatur oftmals als bekannteste und älteste Abhandlung zur Resilienz betrachtet. Das Hauptziel der Studie war die Untersuchung von Langzeitfolgen der Risikobedingungen auf die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern.

Emmy Werner und ihr Team begleiteten mehr als 40 Jahre lang rund 700 Kinder, die 1955 auf der hawaiianischen Insel Kauai geboren wurden. Die Daten wurden im Alter von 1, 2, 10, 18, 32 und 40 Jahren erfasst. Ein Drittel der Kinder wuchs unter schwierigen Verhältnissen wie Armut, Vernachlässigung, Gewalt, Misshandlung oder Krankheit der Eltern auf. Zwei Drittel dieser Kinder fielen als Jugendliche durch Lern- und Verhaltensstörungen auf, wurden straffällig oder litten an psychischen Erkrankungen.

Allerdings entwickelte sich ein Drittel der Kinder erstaunlich positiv, war erfolgreich in der Schule, in das soziale Leben integriert und wies keine psychiatrischen Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten auf. Die Probanden, die ein resilientes Verhalten zeigten, waren in der Lage, Beziehungen einzugehen, hatten eine optimistische Lebenseinstellung und fanden einen Beruf, der sie erfüllte. Im Alter von 40 Jahren konnte bei dieser Gruppe eine geringere Todesrate, weniger chronische Erkrankungen und Scheidungen festgestellt werden. Die Gemeinsamkeiten dieser Gruppe fassten die Autoren in drei Bereiche zusammen: eigene Kompetenzen, Familienmerkmale und Faktoren außerhalb der Familie. Zu den eigenen Kompetenzen gehörten eine relativ große Selbstständigkeit schon im Vorschulalter, gute Sozialkompetenzen und eine hohe Problemlösefähigkeit als Schulkinder. In der Familie hatten diese Kinder meist mindestens eine stabile und fürsorgliche Bezugsperson, oft hatte die Mutter eine Schulbildung erhalten. Auch religiöse Überzeugungen halfen, den Kindern Stabilität und Zuversicht zu geben. Außerhalb der Familie waren oft Nachbarn, Lehrer und Lehrerinnen oder andere Erwachsene Förderer und halfen den Kindern. Zudem fanden diese Unterstützung und Zusammenhalt bei anderen in ihrem Alter.

Welche Resilienzfaktoren gibt es?

Resiliente Menschen begegnen Problemen und Herausforderungen oftmals mit Gelassenheit. Das Resilienzkonzept wird meist anhand von sieben Säulen veranschaulicht und umfasst die wichtigsten Elemente zur Stärkung der eigenen Widerstandsfähigkeit sowie einen angemessenen Umgang mit Stress.

Was sind die 7 Säulen der Resilienz?

Zu den sieben Säulen der Resilienz gehören:

  1. Optimismus: Die erste Säule der Resilienz ist ein realistischer und gesunder Optimismus. Dabei geht es nicht darum, alles schön zu reden, sondern darum, für positive Dinge dankbar zu sein und das Gute auch im Schlechten zu sehen. Eine positive Grundhaltung sorgt dafür, dass wir Hoffnung für unsere Zukunft haben. Optimistische Menschen sind davon überzeugt, dass Herausforderungen und Krisen nur temporär sind, und fokussieren sich auf die Lösung. Optimismus kann trainiert werden. Denn er besteht darin, wohin man seine Aufmerksamkeit richtet. Wer über grüne Autos spricht, dem werden viele grüne Autos auffallen. Somit sieht man Positives und Chancen besser, wenn man sich bemüht, nach ihnen Ausschau zu halten.
  2. Akzeptanz: Die zweite Säule ist die Akzeptanz - anzunehmen, was wir gar nicht oder noch nicht ändern können. Das löst Stress und führt zu mehr Zufriedenheit mit der eigenen Situation. Viele Menschen neigen zu Perfektionismus und versuchen, alles in ihrem Leben zu kontrollieren. Viele Dinge, die das Leben beeinflussen, liegen jedoch außerhalb des Einflussbereichs. Allerdings kann man individuell beeinflussen, wie man die Dinge betrachten will und wie man mit Situationen umgeht. Bei der Akzeptanz geht es außerdem auch um die Selbstakzeptanz: Eigene Fehler, Schwächen und Grenzen sind okay.
  3. Lösungsorientierung: Widerstandsfähige Menschen suchen nach Lösungen, wenn sie auf ein Problem stoßen. Unweigerlich werden Menschen im Laufe ihres Lebens mit verschiedenen Krisen und Herausforderungen konfrontiert. Wem es gelingt, in diesen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, nach Lösungen zu suchen und sich zu besinnen, verfügt über eine hohe Resilienz. Lösungsideen sollten realistisch und durch eigenes Tun erreichbar sein und in Übereinstimmung mit den eigenen Werten stehen.
  4. Enge Bindungen und ein soziales Netzwerk: Der Aufbau und die Aufrechterhaltung eines starken und sozialen Netzwerks sind entscheidend bei der Stärkung der Resilienz. Dieses kann beispielsweise aus der Familie, Freunden oder dem Partner bestehen. Oftmals besitzen die Mitglieder des unterstützenden Netzwerks unterschiedliche Fähigkeiten, die bei Herausforderungen hilfreich sein können.
  5. Eigenverantwortung übernehmen und die Opferrolle verlassen: Auch das Verlassen der Opferrolle und die Übernahme von Eigenverantwortung gehören zu einem resilienten Verhalten. Dabei geht es darum, die Rolle der Passivität zu verlassen. Damit dies gelingt, muss die Selbstreflexion trainiert sowie Einstellungen und Glaubenssätze überprüft werden. Glaubenssätze sind tief verankerte Annahmen über uns selbst und die Welt um uns herum, die oft oft gar nicht bewusst hat. Negative Glaubenssätze sind beispielsweise "Ich bin ungeschickt" oder "Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner".
  6. Positive Zukunftsplanung: Resiliente Menschen sind der Überzeugung, dass sie ihrem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert sind und arbeiten bewusst an der Gestaltung ihrer eigenen Zukunft. Um eine positive Zukunftsplanung zu realisieren, müssen klare Ziele formuliert werden. Was möchte man in der Zukunft gerne erreichen und wie sieht der Weg dorthin aus? Work-Life-Balance kann dabei helfen, ein gutes Gleichgewicht zwischen dem beruflichen und privaten Alltag zu finden.
  7. Selbstreflexion: Eine der wesentlichsten Säulen der Resilienz ist die Selbstreflexion. Resiliente Menschen sind in der Lage, sich selbst und ihr Verhalten kritisch zu reflektieren und können somit an sich arbeiten. Dazu kann man sich die Fragen stellen "Was sind meine Fähigkeiten, Wünsche, Bedürfnisse, Fehler oder Charaktereigenschaften?” "Wie möchte ich leben und wie kann ich das auch verwirklichen?''. Die Selbstreflexion eröffnet wertvolle Erkenntnisse über Stärken und Schwächen, aus denen Handlungsalternativen für konkrete Situationen abgeleitet werden können.

    Beispiele von resilienten Menschen

    Ein berühmtes Beispiel für eine resiliente Persönlichkeit ist der österreichische Psychotherapeut und Begründer der Logotherapie Viktor Frankl. Dieser ist im Konzentrationslager nur knapp dem Tod entronnen und verlor im Holocaust seine Familie. In seinem Buch "Trotzdem Ja zum Leben sagen" beschreibt er, was ihm widerfuhr und wie er die Erlebnisse verarbeitete. Einmal sagte er "Wie oft sind es erst die Ruinen, die den Blick freigeben auf den Himmel?".

    Natascha Kampusch überlebte jahrelang die Gefangenschaft in einem Keller und führt heute ein selbstbestimmtes Leben als Schmuckdesignerin und Buchautorin.

    Samuel Koch ist seit seiner Verletzung bei der TV-Sendung "Wetten, dass…" querschnittsgelähmt. Trotzdem arbeitet er als Schauspieler und ist Ensemblemitglied des Nationaltheaters Mannheim.

    Nick Vujicic wurde ohne Arme und Beine geboren und wollte sich in seiner Kindheit das Leben nehmen. Heute ist er überzeugter Christ und Motivationstrainer, ist verheiratet und hat mehrere Kinder. Er sagt: "Ich entschied mich, dankbar für das zu sein, was ich habe und nicht wütend über das, was fehlt."

    Wie kann man seine Resilienz stärken?

    Diese Übungen eignen sich für ein Resilienztraining, um die eigene Widerstandskraft zu fördern.

    1. Selbstreflexion

    • Zeit für sich nehmen
    • Routinen schaffen
    • Herausforderungen stellen und anschließend reflektieren
    • Tagebuch schreiben
    • Fragen stellen (Was bedeutet mir im Leben am meisten? Welche Charaktereigenschaften möchte ich stärken oder ablegen? Was bereitet mir Sorgen? Was zeichnet mich aus, was kann ich gut?)

    2. Verarbeitung

    • Konstruktiv mit Krisen umgehen
    • Gedanken sortieren und verarbeiten
    • Klarheit über die eigene Gefühlswelt gewinnen

    3. Denkweise verändern

    • Auf das konzentrieren, was man selbst verändern kann
    • Keine negativen Gedanken - Achtung auf toxische Positivität!
    • Bewusst machen, dass Dinge nicht per se positiv oder negativ sind

    4. Soziales Netzwerk aufbauen

    • Freunde mit einer positiven Lebenseinstellung finden
    • Freunde von Freunden kennenlernen
    • Ehrenamtliches Engagement
    • Aktiv Menschen ansprechen
    • Zuhören lernen
    • Liebevolle und keine toxische Beziehungen führen

    5. Positive Emotionen

    • Schöne Erfahrungen sammeln
    • Sport und Bewegung
    • Dem Körper und dem Geist etwas Gutes tun
    • Hobbys verfolgen

    6. Eigenverantwortung übernehmen

    • Glaubenssätze überprüfen
    • Selbstreflexion
    • Selbstbewusstsein stärken

      Mit diesen Büchern lernt man, seine Resilienz zu stärken:

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