Wasserstreit: Treuchtlinger Bürger hatten das Wort

26.5.2019, 06:42 Uhr
Wasserstreit: Treuchtlinger Bürger hatten das Wort

© Patrick Shaw

Zu Beginn skizzierten Wasserwirtschaftsamt (WWA) und Gutachter nochmals die Eckdaten. Ihre Einschätzung: Der Tiefengrundwasserpegel in der Region wird sich in wenigen Jahren einpendeln und durch die Mehrentnahme kaum beeinträchtigt. Lediglich der Wasserdruck im direkten Umfeld des Nagelbergbrunnens wird merklich sinken. Für Ökologie und Trinkwasser besteht keine unmittelbare Gefahr. Eine Veränderung der Wasserqualität in der Tiefenschicht lässt sich aber nicht prognostizieren, weshalb hier der Probebetrieb Erkenntnisse liefern muss.

Dieser Teil dauerte eine Dreiviertelstunde, was für Unmut sorgte, wollten die Bürger doch selbst zu Wort kommen. Bürgermeister Werner Baum hängte deshalb noch fast eine volle Stunde dran. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wer redet mit im Verfahren?

Die Nachbarkommunen und Wasserversorger sind laut Baum nicht direkt beteiligt, werden aber vom Landratsamt vertreten. Die Stadt Weißenburg, die jährlich so viel Trinkwasser aus der Tiefenschicht entnehme wie Altmühltaler während des gesamten geplanten Probebetriebs, sei jedoch "von Anfang an ins Projekt einbezogen gewesen". Er verstehe deshalb den Tonfall nicht, so Baum: "Wir wollen eine gute Nachbarschaft und haben das auch bewiesen."

Besteht die Gefahr, dass das Treuchtlinger Fernwasser teurer wird, während die Stadt ihr eigenes Wasser "verkauft"?

Laut ihrem Leiter Max Filser beziehen die Stadtwerke "seit über 40 Jahren zuverlässig Fernwasser". Es gab 1996 einen Versuch, die Nagelberg-Bohrung für die Trinkwasserversorgung zu verwenden, was jedoch zu teuer gewesen sei (wir berichteten). Zudem könnten die Stadtwerke den Bedarf nicht nachweisen und müssten in die Wasseraufbereitung eine Millionenbetrag investieren.

Will die Stadt auch den Brunnen verkaufen?

Laut Bürgermeister Baum "definitiv nein". Es gehe "auch dauerhaft nur um eine Verpachtung".

Was erwartet sich die Stadt von dem "Deal" mit Altmühltaler?

Mehrere Bürger plädierten in der Versammlung "für einen anderen Blickwinkel". Es grenze "fast an Körperverletzung", wenn durch die Ablehnung des Antrags "dafür gesorgt wird, dass der Verkehr, die Gefahr für die Kinder und die Gesundheitsbelastung in der Stadt bleiben". Das sei für die Leute vor Ort wichtiger als "eine gewisse Wasserabsenkung". Einen Bebauungsplan für das dreieinhalb Hektar große Betriebsgelände gibt es zwar noch nicht. "Die Stadt hat aber die Planungshoheit", so Baum. Zwei Drittel des Areals würden frei für die Entwicklung. Im Vertrag werde auch festgezurrt, dass der Lkw-Pendelverkehr aus der Stadtmitte verschwindet. Wermutstropfen für die Befürworter der Aussiedlung: Für die Wasseraufbereitung will Altmühltaler auf dem alten Brauereigelände zusätzlich zu den bestehenden acht weitere sechs Wassertanks bauen.

Wer fördert das Wasser und wer bezahlt die Leitungen zur Heusteige?

Um die Förderung des Mineralwassers kümmert sich laut Baum ausschließlich die Firma Altmühltaler, die dafür den Brunnen für gut vier Millionen Euro ausbaut. Die Leitungen zur Abfüllung finanziert ebenfalls das Unternehmen, die Stadtwerke nutzen den Bau aber, um eine eigene Stromleitung zur Heusteige zu verlegen, und beteiligen sich deshalb anteilig an den Kosten.

Wie wichtig ist Altmühltaler als Gewerbesteuerzahler und Arbeitgeber?

Zum Steueraufkommen schweigt die Stadt, es fällt unter das Steuergeheimnis. Seine Arbeitsplätze in Treuchtlingen will Altmühltaler auf rund 200 steigern.

Besteht die Gefahr, dass es nach dem Probebetrieb "kein Zurück" mehr gibt?

Stadt, Landratsamt und WWA sagen klar: Nein. Der Probebetrieb könne jederzeit gestoppt oder reduziert werden, und in sieben Jahren werde alles erneut auf den Prüfstand gestellt. "Sind wir denn in einer Bananenrepublik?", fragte ein Bürger diejenigen, die dennoch die Schaffung vollendeter Tatsachen befürchten.

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