Bundestagswahl 2021

Diese Wahlkreise in der Region könnten im Bundestag besonders laut sein

21.9.2021, 06:00 Uhr
Durch die Erststimme wird sichergestellt, dass jede Region im Bundestag vertreten ist. Die Zweitstimme entscheidet über die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag.

© Julian Stratenschulte, dpa Durch die Erststimme wird sichergestellt, dass jede Region im Bundestag vertreten ist. Die Zweitstimme entscheidet über die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag.

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Die Sorgen und Probleme der Bürger im Wahlkreis Fürth werden auch in den nächsten vier Jahren in Berlin gehört. Carsten Träger wird sie überbringen. Der gebürtige Fürther steht auf der Landesliste der SPD in Bayern auf Platz 3. Es ist seine Eintrittskarte in den 20. Bundestag.

Das Ranking auf den Landeslisten entscheidet über die Zukunft eines Politikers und damit auch über die Umsetzung von Projekten in einer Region. Je höher die Platzierung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Politiker und mit ihm die Interessen vor Ort in der Bundespolitik berücksichtigt werden. Wer schließlich seine Anliegen in Berlin sichtbar macht, ist dem Ziel einer finanziellen Förderung ein Stück näher gekommen.

Während Wähler mit der Erststimme einen Direktkandidaten bestimmen - so ist sicher, dass jede Region im Bundestag vertreten ist - wählen sie mit der Zweitstimme eine Partei. Bei der letzten Bundestagswahl gewann die CSU in allen 46 Wahlkreisen des Freistaats das Direktmandat. Heuer wird dies ebenso erwartet. Politiker der Freien Wähler oder Grünen hoffen daher über die Zweitstimme Bundestagsabgeordnete zu werden.

Doch wie viele ziehen über die Liste ein? Orientierung gibt das Ergebnis der letzten Bundestagswahl. 2017 holte die SPD im Freistaat 15,3 Prozent. Am Ende zogen 18 Sozialdemokraten über die Liste nach Berlin. Auch Carsten Träger. Allerdings erwarb er das Bundestagsmandat erst im Dezember 2017, da er für einen verstorbenen Parteikollegen nachgerückt war.
Nach dem aktuellen BR-BayernTrend kommt die SPD bei den Zweitstimmen auf 18 Prozent. Damit dürfte der Wahlkreis Erlangen in Berlin mehrmals vertreten sein, denn Martina Stamm-Fibich von der SPD belegt auf der Landesliste Platz 18. Das Direktmandat könnte erneut Stefan Müller (CSU) holen.

Auch andere Regionen Frankens könnten über den Weg der SPD-Landesliste künftig in der Bundeshauptstadt präsent sein. Andreas Schwarz (Wahlkreis Bamberg) kann durch Listenplatz 11 mit dem Einzug in den Bundestag rechnen, genauso wie Gabriela Heinrich (Listenplatz 8) vom Wahlkreis Nürnberg-Nord.

Für die Bürger im Wahlkreis Roth wird es dagegen eng. Er wird durch Jan Plobner vertreten. Der 29-jährige Standesbeamte aus Altdorf befindet sich auf der Parteiliste auf Rang 23. "Natürlich macht sich jeder, der für ein Amt kandidiert, Gedanken darüber, was passiert, wenn man tatsächlich gewählt wird", erklärte er gegenüber der Pegnitz-Zeitung.

Plobner könnte von Ausgleichsmandaten profitieren. Mit diesen wird eine Situation nach einer Wahl ausgeglichen, in der eine Partei mehr Direktmandate durch Erststimmen in einem Bundesland erringt, als ihr gemäß dem dortigen Zweitstimmenergebnis zustünde. Laut des BR-BayernTrends käme die CSU aktuell auf 28 Prozent. Gewinnt sie erneut alle 46 Direktmandate in Bayern muss diese Differenz ausgeglichen werden. Ist Plobner dann der Profiteur?

Bliebe es bei 16 Prozent, die für Bayerns Grüne prognostiziert werden, könnten auch einige Grünen-Politiker aus der Region Bundestagsabgeordnete in der neuen Legislaturperiode werden: Sascha Müller (Schwabach, Listenplatz 6), Lisa Badum (Forchheim, Platz 9) und Tessa Ganserer (Nürnberg-Stadt/Platz 13). Die grünen Interessens-Rufe aus dem Wahlkreis Fürth dürften im Norden Deutschlands verstummen. Die Partei wies Uwe Kekeritz Platz 20 zu.


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Unternehmen und Bürger, die im Wahlkreis Nürnberg-Nord beheimatet sind, haben in Berlin künftig gleich mehrere Sprachrohre. Wahrscheinlich gewinnt Sebastian Brehm (CSU) das Direktmandat, Gabriela Heinrich zieht über die SPD-Landesliste ein und Katja Hessel über die der FDP. Dort steht sie auf Rank 2. Der BR-BayernTrend sieht die Freien Demokraten bei 12 Prozent - damit dürfte auch Kristine Lütke (Roth, Platz 12) die Chance auf ein Mandat haben.

Eine zweistellige Zahl an AfD-Politikern aus Bayern wird wohl ebenfalls ihre Büros in der Hauptstadt beziehen: Die Partei kommt auf 10 Prozent. Martin Sichert ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestags. Listenplatz 5 sichert dem Nürnberger den Einzug ins neue Parlament, sollten sich die Prognosen bewahrheiten.

Bürger im Wahlkreis Roth könnten sich in Berlin über Kristine Lütke und Felix Locke Gehör verschaffen. Der Laufer Stadtrat steht auf Platz 4 der Landesliste der FW, für die der BR-BayernTrend 7 Prozent vorhersagt. Bundesweit werden die Freien Wähler allerdings wohl unter der Fünf-Prozent-Marke landen, wodurch Locke keine Chance auf den Bundestag hätte.

Die Linke in Bayern dürfte wenige Abgeordnete nach Berlin entsenden. Sie kommt auf gerade einmal drei Prozent der Zweitstimmen nach dem BR-BayernTrend.

Die längste Landesliste - sie ist paritätisch besetzt - hat die CSU. Auf ihr finden sich die Namen von 92 Kandidatinnen und Kandidaten. Da die CSU anstrebt, erneut alle 46 Direktmandate zu holen, benötigt sie ausreichend Kandidaten, die dann über die Landesliste einziehen.

Um sicherzustellen, dass bekannte Abgeordnete weiterhin im Bundestag vertreten sind, finden sich deren Namen weit oben auf der Liste: Alexander Dobrindt, Dorothee Bär, Andreas Scheuer, Stefan Müller (Wahlkreis Erlangen) und Michael Frieser (Wahlkreis Nürnberg-Süd). Sie sind quasi doppelt abgesichert. Holen sie nicht das Direktmandat, ist Berlin weiterhin über die Liste möglich.

Der Artikel wurde verändert. In einer ersten Version hieß es, dass die Linke auf ein Prozent bei den Zweitstimmen kommt. Es sind laut des letzten BR-BayernTrends drei Prozent.

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