Corona-Impfung in der Arbeit? Das sagen Behörden und Betriebe

18.2.2021, 06:00 Uhr
Corona-Impfung in der Arbeit? Das sagen  Behörden und Betriebe

© Edgar Pfrogner

Die Neunkirchener Achsenfabrik

Bei der Neunkirchener Achsenfabrik, kurz NAF, weiß man, wie es ist, wenn das Coronavirus auf einmal ganz nahe kommt: Ende Januar waren dort vermehrt Covid-Fälle aufgetreten, es gab Reihentestungen und wenige Tage später großes Aufatmen: Das Hygienekonzept des Unternehmens hatte gegriffen, nicht einmal zwei Prozent der getesteten Mitarbeiter waren mit Sars-CoV-2 infiziert.

Besonders erleichtert war damals der Pandemie-Beauftragte Helmut Wagner darüber, dass sich so gut wie niemand im Unternehmen bei der Arbeit mit dem Virus angesteckt hat.

Noch lieber wäre es ihm, man könnte die Ansteckungsgefahr von vornherein (fast) ausschließen, etwa durch eine Corona-Impfung im Betrieb. Mit Blick beispielsweise auf Impf-Prioritätenlisten und noch nicht für alle Menschen ausreichend zu Verfügung stehendes Serum sei das aber noch Zukunftsmusik, meint er.

"Natürlich werden wir uns dann überlegen, ob wir eine Impfung anbieten genauso wie wir das jährlich mit der Grippe-Impfung machen, aber ich sehe wenig Chancen, dass der Staat uns das ermöglicht oder uns überhaupt etwas zur Verfügung stellen kann", sagt Wagner. Wann das, wenn überhaupt, der Fall ist, stehe derzeit in den Sternen, "das aber liegt nicht in unserer Hand."

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Aber wenn betriebseigene Corona-Impfungen irgendwann, wie Wagner sagt, "salonfähig", sein sollten, "sind wir sicherlich die Letzten, die das nicht auch anbieten." Schließlich spielten Arbeits- und Gesundheitsschutz eine große Rolle. "Wir haben zum Beispiel für Dienstreisen genaue Pläne, wie das Reisegebiet eingestuft wird und welche Impfungen dort empfohlen werden", berichtet Wagner, der zugleich Prokurist, Management-Beauftragter und Ausbildungsleiter ist.

Die Bereitschaft, die Beschäftigten gegen das Coronavirus zu impfen, ist bei der NAF also vorhanden, "jetzt müssen Sie nur noch Herrn Spahn fragen, wann das möglich sein wird", sagt er lachend.

Der Konzern Siemens

Auch Siemens steht einer konzerninternen Corona-Impfung aufgeschlossen gegenüber, falls es diese Möglichkeit irgendwann gibt. "Selbstverständlich bereiten wir uns auch darauf vor, unsere Mitarbeiter gegen SARS-CoV-2 zu impfen, sobald wir einen zugelassenen Impfstoff bekommen", sagt Sprecher Bernhard Lott, "eine Siemens-seitige Impfpflicht sehen wir allerdings nicht vor".

Impfungen sind für das weltweit agierende Unternehmen ohnehin an der Tagesordnung. So bietet die Aktiengesellschaft, die allein in Erlangen (inklusive Siemens Healthineers) 20 000 Menschen beschäftigt, neben Schutzimpfungen für Dienstreisende den Mitarbeitern auch jedes Jahr Grippeschutzimpfungen an, erläutert Lott. Schließlich hätten Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "stets höchste Priorität". Zudem sehe man es auch über das Unternehmen hinaus als Pflicht, verantwortungsvoll zu handeln.

Dazu gehöre, die Zuweisung bzw. Priorisierung von Impfungen denjenigen zu überlassen, die das "am besten" für die Gesellschaft insgesamt einschätzen könnten. In der Regel seien das die zuständigen Regierungsbehörden bzw. Gesundheitsämter, "in die wir sehr hohes Vertrauen haben", sagt der Firmensprecher.

Der Konzern sei bisher dank früh eingeführter Sicherheitsmaßnahmen und eines konsequent umgesetzten Hygiene- und Sicherheitskonzepts "vergleichsweise gut" durch die Krise gekommen. "An diesen bewährten Maßnahmen werden wir vorerst festhalten und abwarten, wann ein zugelassener Impfstoff für alle verfügbar ist", betont Lott.

Das Landratsamt in Erlangen-Höchstadt

Große Behörden bieten ihren Mitarbeitenden ebenfalls Impfungen an. Im Landratsamt des Kreises Erlangen-Höchstadt mit derzeit 558 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landratsamt sowie 155 Beschäftigten im Kreiskrankenhaus St. Anna in Höchstadt finden sie im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge statt, erklärt Sprecherin Stephanie Mack. Die für die jeweilige Tätigkeit durch den Betriebsarzt für erforderlich gehaltene Impfung werde dem Personal kostenfrei angeboten und vom Betriebsarzt durchgeführt (etwa Hepatitis A+B und Influenza). Sofern erforderlich würden auch bei Dienstreisen ins Ausland entsprechende Impfungen angeboten. "Freiwillige Influenza-Impfungen bieten wir nicht an", sagt Mack.

Seit vergangenem Jahr gibt es die Masern-Impfpflicht, die auch das Landratsamt in einzelnen Bereichen betrifft. Die Impfungen erfolgten jedoch über die Hausärzte. Die Kosten werden von den Krankenkassen getragen, erläutert die Sprecherin.

Und was ist mit einer Corona-Impfung im öffentlichen Dienst? Landratsamtssprecherin Mack verweist da auf die Bundes- und Landesregierung, die keine Impfpflicht vorsieht. Zudem sei noch nicht ausreichend Impfstoff gegen das Coronavirus vorhanden. "Da weder eine gesetzliche Grundlage noch innerbetriebliche Handlungsempfehlungen für Behörden vorliegen, ist zu diesem Thema keine Aussage möglich", antwortet sie.

Doch sie fügt an: "Das Landratsamt wird selbstverständlich in enger Abstimmung mit dem Bereich Arbeitsschutz, dem Betriebsarzt und dem Personalrat notwendige Rahmenbedingungen schaffen, sofern diese erforderlich sind."

Die Stadt Erlangen

Bei der Stadt Erlangen klingt es ähnlich. Sprecher Christofer Zwanzig verweist auf die Aussagen der Bundesregierung, wonach keine Impfpflicht vorgesehen ist; eine, "wie auch immer geartete" Impfpflicht aber eine gesetzliche Grundlage brauche und nicht betrieblich geregelt werde.

Abgesehen davon aber steht die Stadt einer Corona-Impfung für die Beschäftigten grundsätzlich positiv gegenüber: "Sobald der Impfstoff für breite Bevölkerungsgruppen verfügbar ist, wird auch die Stadtverwaltung bei ihren Beschäftigten für eine Impfung werben", betont Stadtsprecher Zwanzig.

Grundsätzlich sei es auch denkbar – ähnlich wie bei der Grippeimpfung – Impfungen über den betriebsärztlichen Dienst anzubieten. "Entsprechende Fragen werden zu gegebener Zeit im Arbeitsschutzausschuss der Stadtverwaltung beraten, in der auch der Personalrat beteiligt ist", sagt er.

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